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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
senkrechten Ebene auf und nieder geben -- aber noch nicht in
der Ebene des Meridians, wie es doch von diesem Instru-
mente gefordert wird. Es wird zwar leicht seyn, dieses Fernrohr
so zu stellen, daß es dem Meridian schon nahe stehe, wozu man
sich z. B. der Culmination der Sonne oder irgend eines andern
Gestirns, dessen Rectascension man kennt, bedienen kann, wenn
man zuerst den Gang seiner Uhr durch correspondirende Höhen
(m. s. oben S. 244) oder auf irgend eine andere Art (S. 293)
bestimmt hat. Allein es handelt sich hier um eine ganz ge-
naue
Stellung des Mittagsrohrs, und um eine solche, die von
anderen Instrumenten unabhängig ist, weil dasselbe seines soliden
und einfachen Baues und seiner ganzen Bestimmung wegen die
Zeit sowohl, als auch die zu beobachtenden Rectascensionen besser
und vollkommener geben soll, als es durch irgend eines der an-
dern, zu diesem Zwecke minder geeigneten Instrumenten mög-
lich ist.

Bemerken wir zuerst, daß man jetzt, wo die Collimationslinie
des Ferurohrs bereits einen Vertikalkreis beschreibt, zugleich ein
leichtes Mittel erhalten hat, den oben in dem Brennpunkte der
beiden Linsen senkrecht auf die Axe derselben gespannten Faden,
auch vollkommen vertical oder zu dem Horizonte senkrecht zu
stellen: man darf nämlich jetzt nur diesen Faden, indem man
das Fernrohr sanft auf- oder abwärts bewegt, an irgend einem
wohl begränzten terrestrischen Objecte auf- und niederlaufen lassen.
Wenn bey dieser Bewegung des Fernrohrs der Faden nicht immer
genau durch denselben Punkt des Objects geht, so wird man
den oben erwähnten Fadenring mit einer eigens dazu be-
stimmten Schraube so lange, in seiner eigenen Ebene, um seinen
Mittelpunkt drehen, bis er jener Forderung genügt, wo er dann
vertikal stehen wird. Gewöhnlich spannt man zu beiden Seiten
dieses mittleren Fadens noch einen oder auch zwei mit jenem pa-
rallele und unter sich gleichweit entfernte Fäden auf, um die Beob-
achtungen der Durchgänge der Sterne zu vervielfältigen. Man
kann ihren Parallelismus prüfen, wenn man nahe an dem Aequa-
tor liegende Sterne durch die oberen und durch die unteren End-
punkte dieser Fäden durchgehen läßt, und zusieht, ob die Zeitin-
tervalle für jedes Fädenpaar aus jenen beiden Beobachtungen genau

Littrow's Himmel u. s. Wunder III. 19

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
ſenkrechten Ebene auf und nieder geben — aber noch nicht in
der Ebene des Meridians, wie es doch von dieſem Inſtru-
mente gefordert wird. Es wird zwar leicht ſeyn, dieſes Fernrohr
ſo zu ſtellen, daß es dem Meridian ſchon nahe ſtehe, wozu man
ſich z. B. der Culmination der Sonne oder irgend eines andern
Geſtirns, deſſen Rectaſcenſion man kennt, bedienen kann, wenn
man zuerſt den Gang ſeiner Uhr durch correſpondirende Höhen
(m. ſ. oben S. 244) oder auf irgend eine andere Art (S. 293)
beſtimmt hat. Allein es handelt ſich hier um eine ganz ge-
naue
Stellung des Mittagsrohrs, und um eine ſolche, die von
anderen Inſtrumenten unabhängig iſt, weil daſſelbe ſeines ſoliden
und einfachen Baues und ſeiner ganzen Beſtimmung wegen die
Zeit ſowohl, als auch die zu beobachtenden Rectaſcenſionen beſſer
und vollkommener geben ſoll, als es durch irgend eines der an-
dern, zu dieſem Zwecke minder geeigneten Inſtrumenten mög-
lich iſt.

Bemerken wir zuerſt, daß man jetzt, wo die Collimationslinie
des Ferurohrs bereits einen Vertikalkreis beſchreibt, zugleich ein
leichtes Mittel erhalten hat, den oben in dem Brennpunkte der
beiden Linſen ſenkrecht auf die Axe derſelben geſpannten Faden,
auch vollkommen vertical oder zu dem Horizonte ſenkrecht zu
ſtellen: man darf nämlich jetzt nur dieſen Faden, indem man
das Fernrohr ſanft auf- oder abwärts bewegt, an irgend einem
wohl begränzten terreſtriſchen Objecte auf- und niederlaufen laſſen.
Wenn bey dieſer Bewegung des Fernrohrs der Faden nicht immer
genau durch denſelben Punkt des Objects geht, ſo wird man
den oben erwähnten Fadenring mit einer eigens dazu be-
ſtimmten Schraube ſo lange, in ſeiner eigenen Ebene, um ſeinen
Mittelpunkt drehen, bis er jener Forderung genügt, wo er dann
vertikal ſtehen wird. Gewöhnlich ſpannt man zu beiden Seiten
dieſes mittleren Fadens noch einen oder auch zwei mit jenem pa-
rallele und unter ſich gleichweit entfernte Fäden auf, um die Beob-
achtungen der Durchgänge der Sterne zu vervielfältigen. Man
kann ihren Parallelismus prüfen, wenn man nahe an dem Aequa-
tor liegende Sterne durch die oberen und durch die unteren End-
punkte dieſer Fäden durchgehen läßt, und zuſieht, ob die Zeitin-
tervalle für jedes Fädenpaar aus jenen beiden Beobachtungen genau

Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder III. 19
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[289/0301] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. ſenkrechten Ebene auf und nieder geben — aber noch nicht in der Ebene des Meridians, wie es doch von dieſem Inſtru- mente gefordert wird. Es wird zwar leicht ſeyn, dieſes Fernrohr ſo zu ſtellen, daß es dem Meridian ſchon nahe ſtehe, wozu man ſich z. B. der Culmination der Sonne oder irgend eines andern Geſtirns, deſſen Rectaſcenſion man kennt, bedienen kann, wenn man zuerſt den Gang ſeiner Uhr durch correſpondirende Höhen (m. ſ. oben S. 244) oder auf irgend eine andere Art (S. 293) beſtimmt hat. Allein es handelt ſich hier um eine ganz ge- naue Stellung des Mittagsrohrs, und um eine ſolche, die von anderen Inſtrumenten unabhängig iſt, weil daſſelbe ſeines ſoliden und einfachen Baues und ſeiner ganzen Beſtimmung wegen die Zeit ſowohl, als auch die zu beobachtenden Rectaſcenſionen beſſer und vollkommener geben ſoll, als es durch irgend eines der an- dern, zu dieſem Zwecke minder geeigneten Inſtrumenten mög- lich iſt. Bemerken wir zuerſt, daß man jetzt, wo die Collimationslinie des Ferurohrs bereits einen Vertikalkreis beſchreibt, zugleich ein leichtes Mittel erhalten hat, den oben in dem Brennpunkte der beiden Linſen ſenkrecht auf die Axe derſelben geſpannten Faden, auch vollkommen vertical oder zu dem Horizonte ſenkrecht zu ſtellen: man darf nämlich jetzt nur dieſen Faden, indem man das Fernrohr ſanft auf- oder abwärts bewegt, an irgend einem wohl begränzten terreſtriſchen Objecte auf- und niederlaufen laſſen. Wenn bey dieſer Bewegung des Fernrohrs der Faden nicht immer genau durch denſelben Punkt des Objects geht, ſo wird man den oben erwähnten Fadenring mit einer eigens dazu be- ſtimmten Schraube ſo lange, in ſeiner eigenen Ebene, um ſeinen Mittelpunkt drehen, bis er jener Forderung genügt, wo er dann vertikal ſtehen wird. Gewöhnlich ſpannt man zu beiden Seiten dieſes mittleren Fadens noch einen oder auch zwei mit jenem pa- rallele und unter ſich gleichweit entfernte Fäden auf, um die Beob- achtungen der Durchgänge der Sterne zu vervielfältigen. Man kann ihren Parallelismus prüfen, wenn man nahe an dem Aequa- tor liegende Sterne durch die oberen und durch die unteren End- punkte dieſer Fäden durchgehen läßt, und zuſieht, ob die Zeitin- tervalle für jedes Fädenpaar aus jenen beiden Beobachtungen genau Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder III. 19

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 289. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/301>, abgerufen am 13.05.2024.