Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung und Gebrauch der ostronom. Instrumente.
völlig gefüllte, an ihrer obersten Seite kreisförmig gebogene
Röhre. Man sieht in der Zeichnung diese Glasröhre AB durch
die oben aufgeschnittene Metallröhre. In der Mitte zwischen A
und B ist der höchste Punkt des erwähnten kreisförmigen Bo-
gens AB der Glasröhre, und dort wird also auch, wenn die Li-
belle genau horizontal gestellt wird, die Luftblase m stehen, die
den mit Weingeist nicht erfüllten Theil der Glasröhre einnimmt,
und die, da sie viel leichter als diese Flüssigkeit ist, ihrer Natur
nach immer den höchsten Theil der Röhre oder des Kreisbogens
AB einnehmen muß. Denkt man sich nun die Metallröhre ent-
weder unten bei C' und D' mit zwei Fußgestellen, um sie dadurch
z. B. auf einen Tisch zu stellen, oder oben bei C und D mit
zwei Haken versehen, um sie dadurch an irgend eine Axe (z. B.
an die Drehungsaxe AB Fig. 15 des Mittagsrohrs) zu hängen,
so wird man mit Hülfe dieser Libelle in jenem Fall den Tisch
und in diesem die Axe auf folgende Weise horizontal stellen,
wenn man noch bemerkt, daß eines jener Fußgestelle oder einer
jener Haken so eingerichtet ist, daß er sich mittels einer daran
angebrachten Schraube etwas verlängern oder verkürzen läßt, und
daß bei den sorgfältiger gearbeiteten Libellen der oberste Rand
der Glasröhre in eine Anzahl gleicher mit Zahlen versehenen
Theile getheilt ist, um dadurch den Ort der Blase genauer zu
bestimmen.

Wenn die untersten Theile der Fußgestelle oder auch,
wenn die höchsten Theile, die eigentlichen Aufhängungspunkte
der beiden Haken von dem obersten Rande der Glasröhre schon
genau gleich weit entfernt wären (in welchem Zustande man
die Libelle bereits rectificirt nennt), so dürfte man sie nur auf
den Tisch stellen oder an jene Axe hängen, und Tisch oder Axe
auf der einen Seite desselben so lange erhöhen oder erniedrigen,
bis die Luftblase m der Libelle genau in der Mitte der Glasröhre
steht. Allein dieß ist selten der Fall, und gewöhnlich sind beide,
Libelle und Tisch, oder Libelle und Axe, zugleich fehlerhaft. In
diesem Falle wird man dann so verfahren:

Man hänge die Libelle CD (Fig. 16) an die Rotationsaxe
AB (Fig. 15) so auf, daß C auf der Seite von A und D auf
der Seite von B ist, und lese in diesem Stande der Libelle den

Beſchreibung und Gebrauch der oſtronom. Inſtrumente.
völlig gefüllte, an ihrer oberſten Seite kreisförmig gebogene
Röhre. Man ſieht in der Zeichnung dieſe Glasröhre AB durch
die oben aufgeſchnittene Metallröhre. In der Mitte zwiſchen A
und B iſt der höchſte Punkt des erwähnten kreisförmigen Bo-
gens AB der Glasröhre, und dort wird alſo auch, wenn die Li-
belle genau horizontal geſtellt wird, die Luftblaſe m ſtehen, die
den mit Weingeiſt nicht erfüllten Theil der Glasröhre einnimmt,
und die, da ſie viel leichter als dieſe Flüſſigkeit iſt, ihrer Natur
nach immer den höchſten Theil der Röhre oder des Kreisbogens
AB einnehmen muß. Denkt man ſich nun die Metallröhre ent-
weder unten bei C' und D' mit zwei Fußgeſtellen, um ſie dadurch
z. B. auf einen Tiſch zu ſtellen, oder oben bei C und D mit
zwei Haken verſehen, um ſie dadurch an irgend eine Axe (z. B.
an die Drehungsaxe AB Fig. 15 des Mittagsrohrs) zu hängen,
ſo wird man mit Hülfe dieſer Libelle in jenem Fall den Tiſch
und in dieſem die Axe auf folgende Weiſe horizontal ſtellen,
wenn man noch bemerkt, daß eines jener Fußgeſtelle oder einer
jener Haken ſo eingerichtet iſt, daß er ſich mittels einer daran
angebrachten Schraube etwas verlängern oder verkürzen läßt, und
daß bei den ſorgfältiger gearbeiteten Libellen der oberſte Rand
der Glasröhre in eine Anzahl gleicher mit Zahlen verſehenen
Theile getheilt iſt, um dadurch den Ort der Blaſe genauer zu
beſtimmen.

Wenn die unterſten Theile der Fußgeſtelle oder auch,
wenn die höchſten Theile, die eigentlichen Aufhängungspunkte
der beiden Haken von dem oberſten Rande der Glasröhre ſchon
genau gleich weit entfernt wären (in welchem Zuſtande man
die Libelle bereits rectificirt nennt), ſo dürfte man ſie nur auf
den Tiſch ſtellen oder an jene Axe hängen, und Tiſch oder Axe
auf der einen Seite deſſelben ſo lange erhöhen oder erniedrigen,
bis die Luftblaſe m der Libelle genau in der Mitte der Glasröhre
ſteht. Allein dieß iſt ſelten der Fall, und gewöhnlich ſind beide,
Libelle und Tiſch, oder Libelle und Axe, zugleich fehlerhaft. In
dieſem Falle wird man dann ſo verfahren:

Man hänge die Libelle CD (Fig. 16) an die Rotationsaxe
AB (Fig. 15) ſo auf, daß C auf der Seite von A und D auf
der Seite von B iſt, und leſe in dieſem Stande der Libelle den

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0297" n="285"/><fw place="top" type="header">Be&#x017F;chreibung und Gebrauch der o&#x017F;tronom. In&#x017F;trumente.</fw><lb/>
völlig gefüllte, an ihrer ober&#x017F;ten Seite kreisförmig gebogene<lb/>
Röhre. Man &#x017F;ieht in der Zeichnung die&#x017F;e Glasröhre <hi rendition="#aq">AB</hi> durch<lb/>
die oben aufge&#x017F;chnittene Metallröhre. In der Mitte zwi&#x017F;chen <hi rendition="#aq">A</hi><lb/>
und <hi rendition="#aq">B</hi> i&#x017F;t der <hi rendition="#g">höch&#x017F;te</hi> Punkt des erwähnten kreisförmigen Bo-<lb/>
gens <hi rendition="#aq">AB</hi> der Glasröhre, und dort wird al&#x017F;o auch, wenn die Li-<lb/>
belle genau horizontal ge&#x017F;tellt wird, die Luftbla&#x017F;e <hi rendition="#aq">m</hi> &#x017F;tehen, die<lb/>
den mit Weingei&#x017F;t nicht erfüllten Theil der Glasröhre einnimmt,<lb/>
und die, da &#x017F;ie viel leichter als die&#x017F;e Flü&#x017F;&#x017F;igkeit i&#x017F;t, ihrer Natur<lb/>
nach immer den höch&#x017F;ten Theil der Röhre oder des Kreisbogens<lb/><hi rendition="#aq">AB</hi> einnehmen muß. Denkt man &#x017F;ich nun die Metallröhre ent-<lb/>
weder unten bei <hi rendition="#aq">C'</hi> und <hi rendition="#aq">D'</hi> mit zwei Fußge&#x017F;tellen, um &#x017F;ie dadurch<lb/>
z. B. auf einen Ti&#x017F;ch zu &#x017F;tellen, oder oben bei <hi rendition="#aq">C</hi> und <hi rendition="#aq">D</hi> mit<lb/>
zwei Haken ver&#x017F;ehen, um &#x017F;ie dadurch an irgend eine Axe (z. B.<lb/>
an die Drehungsaxe <hi rendition="#aq">AB</hi> Fig. 15 des Mittagsrohrs) zu hängen,<lb/>
&#x017F;o wird man mit Hülfe die&#x017F;er Libelle in jenem Fall den Ti&#x017F;ch<lb/>
und in die&#x017F;em die Axe auf folgende Wei&#x017F;e horizontal &#x017F;tellen,<lb/>
wenn man noch bemerkt, daß eines jener Fußge&#x017F;telle oder einer<lb/>
jener Haken &#x017F;o eingerichtet i&#x017F;t, daß er &#x017F;ich mittels einer daran<lb/>
angebrachten Schraube etwas verlängern oder verkürzen läßt, und<lb/>
daß bei den &#x017F;orgfältiger gearbeiteten Libellen der ober&#x017F;te Rand<lb/>
der Glasröhre in eine Anzahl gleicher mit Zahlen ver&#x017F;ehenen<lb/>
Theile getheilt i&#x017F;t, um dadurch den Ort der Bla&#x017F;e genauer zu<lb/>
be&#x017F;timmen.</p><lb/>
            <p>Wenn die unter&#x017F;ten Theile der Fußge&#x017F;telle oder auch,<lb/>
wenn die höch&#x017F;ten Theile, die eigentlichen Aufhängungspunkte<lb/>
der beiden Haken von dem ober&#x017F;ten Rande der Glasröhre &#x017F;chon<lb/>
genau <hi rendition="#g">gleich weit</hi> entfernt wären (in welchem Zu&#x017F;tande man<lb/>
die Libelle bereits <hi rendition="#g">rectificirt</hi> nennt), &#x017F;o dürfte man &#x017F;ie nur auf<lb/>
den Ti&#x017F;ch &#x017F;tellen oder an jene Axe hängen, und Ti&#x017F;ch oder Axe<lb/>
auf der einen Seite de&#x017F;&#x017F;elben &#x017F;o lange erhöhen oder erniedrigen,<lb/>
bis die Luftbla&#x017F;e <hi rendition="#aq">m</hi> der Libelle genau in der Mitte der Glasröhre<lb/>
&#x017F;teht. Allein dieß i&#x017F;t &#x017F;elten der Fall, und gewöhnlich &#x017F;ind beide,<lb/>
Libelle und Ti&#x017F;ch, oder Libelle und Axe, zugleich fehlerhaft. In<lb/>
die&#x017F;em Falle wird man dann &#x017F;o verfahren:</p><lb/>
            <p>Man hänge die Libelle <hi rendition="#aq">CD</hi> (Fig. 16) an die Rotationsaxe<lb/><hi rendition="#aq">AB</hi> (Fig. 15) &#x017F;o auf, daß <hi rendition="#aq">C</hi> auf der Seite von <hi rendition="#aq">A</hi> und <hi rendition="#aq">D</hi> auf<lb/>
der Seite von <hi rendition="#aq">B</hi> i&#x017F;t, und le&#x017F;e in die&#x017F;em Stande der Libelle den<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[285/0297] Beſchreibung und Gebrauch der oſtronom. Inſtrumente. völlig gefüllte, an ihrer oberſten Seite kreisförmig gebogene Röhre. Man ſieht in der Zeichnung dieſe Glasröhre AB durch die oben aufgeſchnittene Metallröhre. In der Mitte zwiſchen A und B iſt der höchſte Punkt des erwähnten kreisförmigen Bo- gens AB der Glasröhre, und dort wird alſo auch, wenn die Li- belle genau horizontal geſtellt wird, die Luftblaſe m ſtehen, die den mit Weingeiſt nicht erfüllten Theil der Glasröhre einnimmt, und die, da ſie viel leichter als dieſe Flüſſigkeit iſt, ihrer Natur nach immer den höchſten Theil der Röhre oder des Kreisbogens AB einnehmen muß. Denkt man ſich nun die Metallröhre ent- weder unten bei C' und D' mit zwei Fußgeſtellen, um ſie dadurch z. B. auf einen Tiſch zu ſtellen, oder oben bei C und D mit zwei Haken verſehen, um ſie dadurch an irgend eine Axe (z. B. an die Drehungsaxe AB Fig. 15 des Mittagsrohrs) zu hängen, ſo wird man mit Hülfe dieſer Libelle in jenem Fall den Tiſch und in dieſem die Axe auf folgende Weiſe horizontal ſtellen, wenn man noch bemerkt, daß eines jener Fußgeſtelle oder einer jener Haken ſo eingerichtet iſt, daß er ſich mittels einer daran angebrachten Schraube etwas verlängern oder verkürzen läßt, und daß bei den ſorgfältiger gearbeiteten Libellen der oberſte Rand der Glasröhre in eine Anzahl gleicher mit Zahlen verſehenen Theile getheilt iſt, um dadurch den Ort der Blaſe genauer zu beſtimmen. Wenn die unterſten Theile der Fußgeſtelle oder auch, wenn die höchſten Theile, die eigentlichen Aufhängungspunkte der beiden Haken von dem oberſten Rande der Glasröhre ſchon genau gleich weit entfernt wären (in welchem Zuſtande man die Libelle bereits rectificirt nennt), ſo dürfte man ſie nur auf den Tiſch ſtellen oder an jene Axe hängen, und Tiſch oder Axe auf der einen Seite deſſelben ſo lange erhöhen oder erniedrigen, bis die Luftblaſe m der Libelle genau in der Mitte der Glasröhre ſteht. Allein dieß iſt ſelten der Fall, und gewöhnlich ſind beide, Libelle und Tiſch, oder Libelle und Axe, zugleich fehlerhaft. In dieſem Falle wird man dann ſo verfahren: Man hänge die Libelle CD (Fig. 16) an die Rotationsaxe AB (Fig. 15) ſo auf, daß C auf der Seite von A und D auf der Seite von B iſt, und leſe in dieſem Stande der Libelle den

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/297
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 285. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/297>, abgerufen am 10.05.2024.