Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Beschreibung und Gebrauch der astronom. Instrumente.
gegen Sternzeit um 46 Sekunden voraus ist. -- In diesem Falle
wird also auch die Correction der Uhr gegen Sternzeit nie so
hoch anwachsen können, wie in dem vorhergehenden Beispiele,
wo wir sie gleich 6h 47' 50,7" gefunden haben. In der Ordnung
wird man nämlich seine Sternuhr durch allmäblige Verkürzung
des Pendels, und wenn dieses einmal die gehörige Länge hat,
durch die Stellung der Zeiger, so zu stellen suchen, daß ihre Ab-
weichung von der Sternzeit nur sehr klein ist, und auch in meh-
reren Monaten selbst immer noch klein bleibt. Wenn aber auch
der tägliche Fehler derselben noch so gering ist, wenn sie z. B.
in jedem Sterntage nur eine einzige Sekunde vor der Sternzeit
vorausgeht, so wird dieß in zwei Monaten doch schon eine Mi-
nute, und in einem Jahre sechs Minuten betragen. Dieß wird
aber kein Grund seyn, die Zeiger der Uhr öfter zu verstellen, um
sie ihrem wahren Stande näher zu bringen, wie dieß wohl viele
mit ihren Taschenuhren zu thun pflegen, wenn sie die Mittags-
glocke läuten hören. Durch solche gewaltsame Verstellungen der
Zeiger mit der Hand wird der regelmäßige Gang dieser feinen
Maschinen gestört, und der Astronom wird diese und alle ähnlichen
äußeren Störungen seiner Uhr sorgfältig vermeiden, um sie so viel
möglich ihren Gang ununterbrochen fortsetzen zu lassen. Daher
kommt es, daß man selbst auf den besteingerichteten Sternwarten
oft zu seiner Verwunderung hört, daß die Uhren derselben meb-
rere Minuten von der richtigen Zeit abweichen, während man
doch glauben sollte, daß sie immer auf das Genaueste mit dem
Himmel übereinstimmen sollten. Der Astronom ist schon voll-
kommen zufrieden, daß seine Uhr nur gleichförmig, wenn sie
auch täglich, aber auch nur alle Tage, um dieselbe Zeit zurück-
bleibt oder vorausgeht. Er hält von diesem Gange seiner Uhr,
wie man gesehen hat, täglich scharfe Rechnung, und wird dadurch
von dem Fehler derselben für jeden gegebenen Augenblick in genaue
Kenntniß gesetzt. Eine Uhr aber, deren Fehler man genau kennt,
ist für ihn mit Recht eben so viel, als eine fehlerfreie, eine ganz
vollkommene Uhr.

§. 8. (Correspondirende Höhen zur Bestimmung der Recta-
scension der Gestirne.) Wir wollen daher fortan voraussetzen, daß
der beobachtende Astronom seiner Zeit in jedem Augenblicke genau

Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente.
gegen Sternzeit um 46 Sekunden voraus iſt. — In dieſem Falle
wird alſo auch die Correction der Uhr gegen Sternzeit nie ſo
hoch anwachſen können, wie in dem vorhergehenden Beiſpiele,
wo wir ſie gleich 6h 47′ 50,7″ gefunden haben. In der Ordnung
wird man nämlich ſeine Sternuhr durch allmäblige Verkürzung
des Pendels, und wenn dieſes einmal die gehörige Länge hat,
durch die Stellung der Zeiger, ſo zu ſtellen ſuchen, daß ihre Ab-
weichung von der Sternzeit nur ſehr klein iſt, und auch in meh-
reren Monaten ſelbſt immer noch klein bleibt. Wenn aber auch
der tägliche Fehler derſelben noch ſo gering iſt, wenn ſie z. B.
in jedem Sterntage nur eine einzige Sekunde vor der Sternzeit
vorausgeht, ſo wird dieß in zwei Monaten doch ſchon eine Mi-
nute, und in einem Jahre ſechs Minuten betragen. Dieß wird
aber kein Grund ſeyn, die Zeiger der Uhr öfter zu verſtellen, um
ſie ihrem wahren Stande näher zu bringen, wie dieß wohl viele
mit ihren Taſchenuhren zu thun pflegen, wenn ſie die Mittags-
glocke läuten hören. Durch ſolche gewaltſame Verſtellungen der
Zeiger mit der Hand wird der regelmäßige Gang dieſer feinen
Maſchinen geſtört, und der Aſtronom wird dieſe und alle ähnlichen
äußeren Störungen ſeiner Uhr ſorgfältig vermeiden, um ſie ſo viel
möglich ihren Gang ununterbrochen fortſetzen zu laſſen. Daher
kommt es, daß man ſelbſt auf den beſteingerichteten Sternwarten
oft zu ſeiner Verwunderung hört, daß die Uhren derſelben meb-
rere Minuten von der richtigen Zeit abweichen, während man
doch glauben ſollte, daß ſie immer auf das Genaueſte mit dem
Himmel übereinſtimmen ſollten. Der Aſtronom iſt ſchon voll-
kommen zufrieden, daß ſeine Uhr nur gleichförmig, wenn ſie
auch täglich, aber auch nur alle Tage, um dieſelbe Zeit zurück-
bleibt oder vorausgeht. Er hält von dieſem Gange ſeiner Uhr,
wie man geſehen hat, täglich ſcharfe Rechnung, und wird dadurch
von dem Fehler derſelben für jeden gegebenen Augenblick in genaue
Kenntniß geſetzt. Eine Uhr aber, deren Fehler man genau kennt,
iſt für ihn mit Recht eben ſo viel, als eine fehlerfreie, eine ganz
vollkommene Uhr.

§. 8. (Correſpondirende Höhen zur Beſtimmung der Recta-
ſcenſion der Geſtirne.) Wir wollen daher fortan vorausſetzen, daß
der beobachtende Aſtronom ſeiner Zeit in jedem Augenblicke genau

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0260" n="248"/><fw place="top" type="header">Be&#x017F;chreibung und Gebrauch der a&#x017F;tronom. In&#x017F;trumente.</fw><lb/>
gegen Sternzeit um 46 Sekunden voraus i&#x017F;t. &#x2014; In die&#x017F;em Falle<lb/>
wird al&#x017F;o auch die Correction der Uhr gegen Sternzeit nie &#x017F;o<lb/>
hoch anwach&#x017F;en können, wie in dem vorhergehenden Bei&#x017F;piele,<lb/>
wo wir &#x017F;ie gleich 6<hi rendition="#aq">h</hi> 47&#x2032; 50,<hi rendition="#sub">7</hi>&#x2033; gefunden haben. In der Ordnung<lb/>
wird man nämlich &#x017F;eine Sternuhr durch allmäblige Verkürzung<lb/>
des Pendels, und wenn die&#x017F;es einmal die gehörige Länge hat,<lb/>
durch die Stellung der Zeiger, &#x017F;o zu &#x017F;tellen &#x017F;uchen, daß ihre Ab-<lb/>
weichung von der Sternzeit nur &#x017F;ehr klein i&#x017F;t, und auch in meh-<lb/>
reren Monaten &#x017F;elb&#x017F;t immer noch klein bleibt. Wenn aber auch<lb/>
der tägliche Fehler der&#x017F;elben noch &#x017F;o gering i&#x017F;t, wenn &#x017F;ie z. B.<lb/>
in jedem Sterntage nur eine einzige Sekunde vor der Sternzeit<lb/>
vorausgeht, &#x017F;o wird dieß in zwei Monaten doch &#x017F;chon eine Mi-<lb/>
nute, und in einem Jahre &#x017F;echs Minuten betragen. Dieß wird<lb/>
aber kein Grund &#x017F;eyn, die Zeiger der Uhr öfter zu ver&#x017F;tellen, um<lb/>
&#x017F;ie ihrem wahren Stande näher zu bringen, wie dieß wohl viele<lb/>
mit ihren Ta&#x017F;chenuhren zu thun pflegen, wenn &#x017F;ie die Mittags-<lb/>
glocke läuten hören. Durch &#x017F;olche gewalt&#x017F;ame Ver&#x017F;tellungen der<lb/>
Zeiger mit der Hand wird der regelmäßige Gang die&#x017F;er feinen<lb/>
Ma&#x017F;chinen ge&#x017F;tört, und der A&#x017F;tronom wird die&#x017F;e und alle ähnlichen<lb/>
äußeren Störungen &#x017F;einer Uhr &#x017F;orgfältig vermeiden, um &#x017F;ie &#x017F;o viel<lb/>
möglich ihren Gang ununterbrochen fort&#x017F;etzen zu la&#x017F;&#x017F;en. <choice><sic>Daber</sic><corr>Daher</corr></choice><lb/>
kommt es, daß man &#x017F;elb&#x017F;t auf den be&#x017F;teingerichteten Sternwarten<lb/>
oft zu &#x017F;einer Verwunderung hört, daß die Uhren der&#x017F;elben meb-<lb/>
rere Minuten von der richtigen Zeit abweichen, während man<lb/>
doch glauben &#x017F;ollte, daß &#x017F;ie immer auf das Genaue&#x017F;te mit dem<lb/>
Himmel überein&#x017F;timmen &#x017F;ollten. Der A&#x017F;tronom i&#x017F;t &#x017F;chon voll-<lb/>
kommen zufrieden, daß &#x017F;eine Uhr nur <hi rendition="#g">gleichförmig</hi>, wenn &#x017F;ie<lb/>
auch täglich, aber auch nur <hi rendition="#g">alle</hi> Tage, um <hi rendition="#g">die&#x017F;elbe</hi> Zeit zurück-<lb/>
bleibt oder vorausgeht. Er hält von die&#x017F;em Gange &#x017F;einer Uhr,<lb/>
wie man ge&#x017F;ehen hat, täglich &#x017F;charfe Rechnung, und wird dadurch<lb/>
von dem Fehler der&#x017F;elben für jeden gegebenen Augenblick in genaue<lb/>
Kenntniß ge&#x017F;etzt. Eine Uhr aber, deren Fehler man genau kennt,<lb/>
i&#x017F;t für ihn mit Recht eben &#x017F;o viel, als eine fehlerfreie, eine ganz<lb/>
vollkommene Uhr.</p><lb/>
            <p>§. 8. (Corre&#x017F;pondirende Höhen zur Be&#x017F;timmung der Recta-<lb/>
&#x017F;cen&#x017F;ion der Ge&#x017F;tirne.) Wir wollen daher fortan voraus&#x017F;etzen, daß<lb/>
der beobachtende A&#x017F;tronom &#x017F;einer Zeit in jedem Augenblicke genau<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[248/0260] Beſchreibung und Gebrauch der aſtronom. Inſtrumente. gegen Sternzeit um 46 Sekunden voraus iſt. — In dieſem Falle wird alſo auch die Correction der Uhr gegen Sternzeit nie ſo hoch anwachſen können, wie in dem vorhergehenden Beiſpiele, wo wir ſie gleich 6h 47′ 50,7″ gefunden haben. In der Ordnung wird man nämlich ſeine Sternuhr durch allmäblige Verkürzung des Pendels, und wenn dieſes einmal die gehörige Länge hat, durch die Stellung der Zeiger, ſo zu ſtellen ſuchen, daß ihre Ab- weichung von der Sternzeit nur ſehr klein iſt, und auch in meh- reren Monaten ſelbſt immer noch klein bleibt. Wenn aber auch der tägliche Fehler derſelben noch ſo gering iſt, wenn ſie z. B. in jedem Sterntage nur eine einzige Sekunde vor der Sternzeit vorausgeht, ſo wird dieß in zwei Monaten doch ſchon eine Mi- nute, und in einem Jahre ſechs Minuten betragen. Dieß wird aber kein Grund ſeyn, die Zeiger der Uhr öfter zu verſtellen, um ſie ihrem wahren Stande näher zu bringen, wie dieß wohl viele mit ihren Taſchenuhren zu thun pflegen, wenn ſie die Mittags- glocke läuten hören. Durch ſolche gewaltſame Verſtellungen der Zeiger mit der Hand wird der regelmäßige Gang dieſer feinen Maſchinen geſtört, und der Aſtronom wird dieſe und alle ähnlichen äußeren Störungen ſeiner Uhr ſorgfältig vermeiden, um ſie ſo viel möglich ihren Gang ununterbrochen fortſetzen zu laſſen. Daher kommt es, daß man ſelbſt auf den beſteingerichteten Sternwarten oft zu ſeiner Verwunderung hört, daß die Uhren derſelben meb- rere Minuten von der richtigen Zeit abweichen, während man doch glauben ſollte, daß ſie immer auf das Genaueſte mit dem Himmel übereinſtimmen ſollten. Der Aſtronom iſt ſchon voll- kommen zufrieden, daß ſeine Uhr nur gleichförmig, wenn ſie auch täglich, aber auch nur alle Tage, um dieſelbe Zeit zurück- bleibt oder vorausgeht. Er hält von dieſem Gange ſeiner Uhr, wie man geſehen hat, täglich ſcharfe Rechnung, und wird dadurch von dem Fehler derſelben für jeden gegebenen Augenblick in genaue Kenntniß geſetzt. Eine Uhr aber, deren Fehler man genau kennt, iſt für ihn mit Recht eben ſo viel, als eine fehlerfreie, eine ganz vollkommene Uhr. §. 8. (Correſpondirende Höhen zur Beſtimmung der Recta- ſcenſion der Geſtirne.) Wir wollen daher fortan vorausſetzen, daß der beobachtende Aſtronom ſeiner Zeit in jedem Augenblicke genau

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/260
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 248. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/260>, abgerufen am 10.05.2024.