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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

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Eigenschaften der Körper.
den kleinsten Atomen eines und desselben Körpers, ihr Wirkungs-
kreis ist daher, in Beziehung auf ihre Ausdehnung im Raume,
sehr beschränkt, und sie erzeugen dadurch das, was wir Zusammen-
hang, Festigkeit und Dichte dieser Körper nennen. Die andern
aber wirken von einem Körper zum andern, selbst auf sehr große
Entfernungen und diese sind es, welche die Bewegungen dieser
Körper um und gegen einander, auf der Oberfläche unserer Erde
sowohl, als auch in jenen Höhen über uns hervorbringen. Jene
Kräfte nennt man die Molecular-Anziehung, während diese
die allgemeine Attraction oder auch die allgemeine Schwere
(Gravitation) genannt wird.

§. 11. (Nähere Betrachtung der Molecularkräfte.) Die Mo-
lecularkräfte sind uns, selbst in ihren Wirkungen, noch sehr wenig
bekannt, aber ihr Daseyn ist darum nicht weniger gewiß, da wir,
ohne sie, die uns von allen Seiten umgebende Welt nicht so sehen
könnten, wie sie uns in der That erscheint. Wenn diese Kräfte
nicht existirten, so würde die ganze Natur nur ein verworrenes
Aggregat unter einander geworfener Atome, einem Sandhaufen
ähnlich, seyn, ohne Gestalt, Zusammenhang und Bewegung. Es
würde keine festen, keine flüssigen, keine luftförmigen Körper mehr
geben; Licht und Wärme würden nicht mehr die wundervollen
Wirkungen auf dieselbe hervorbringen; alle organische Wesen und
das Leben selbst, so weit es diese Wesen beseelt, würde aus der
Natur verschwinden. Die einzelnen Elemente jenes chaotischen
Haufens würden in keiner weiteren Beziehung zu einander stehen,
ihren einmal eingenommenen Ort nicht mehr ändern und an die
Stelle des regen Lebens und der immerwährenden Bewegung, die
wir jetzt in allen Theilen der Natur bewundern, würde eine öde,
allgemeine Ruhe und die Stille des Grabes treten.

Wenn wir daher auch die Art, auf welche diese Kräfte wirken,
nicht näher angeben können, wie wir es wohl bei der Kraft der
allgemeinen Schwere im Stande sind, so sind wir dessenungeachtet
von der Existenz derselben nicht weniger überzeugt. Jede Gegend,
jeder Punkt des Himmels und der Erde, auf den wir mit unsern
Fingern hindeuten, kann als ein Beweis für das Daseyn dieser
Kräfte dienen und die ganze materielle Welt selbst ist nur ein

Eigenſchaften der Körper.
den kleinſten Atomen eines und deſſelben Körpers, ihr Wirkungs-
kreis iſt daher, in Beziehung auf ihre Ausdehnung im Raume,
ſehr beſchränkt, und ſie erzeugen dadurch das, was wir Zuſammen-
hang, Feſtigkeit und Dichte dieſer Körper nennen. Die andern
aber wirken von einem Körper zum andern, ſelbſt auf ſehr große
Entfernungen und dieſe ſind es, welche die Bewegungen dieſer
Körper um und gegen einander, auf der Oberfläche unſerer Erde
ſowohl, als auch in jenen Höhen über uns hervorbringen. Jene
Kräfte nennt man die Molecular-Anziehung, während dieſe
die allgemeine Attraction oder auch die allgemeine Schwere
(Gravitation) genannt wird.

§. 11. (Nähere Betrachtung der Molecularkräfte.) Die Mo-
lecularkräfte ſind uns, ſelbſt in ihren Wirkungen, noch ſehr wenig
bekannt, aber ihr Daſeyn iſt darum nicht weniger gewiß, da wir,
ohne ſie, die uns von allen Seiten umgebende Welt nicht ſo ſehen
könnten, wie ſie uns in der That erſcheint. Wenn dieſe Kräfte
nicht exiſtirten, ſo würde die ganze Natur nur ein verworrenes
Aggregat unter einander geworfener Atome, einem Sandhaufen
ähnlich, ſeyn, ohne Geſtalt, Zuſammenhang und Bewegung. Es
würde keine feſten, keine flüſſigen, keine luftförmigen Körper mehr
geben; Licht und Wärme würden nicht mehr die wundervollen
Wirkungen auf dieſelbe hervorbringen; alle organiſche Weſen und
das Leben ſelbſt, ſo weit es dieſe Weſen beſeelt, würde aus der
Natur verſchwinden. Die einzelnen Elemente jenes chaotiſchen
Haufens würden in keiner weiteren Beziehung zu einander ſtehen,
ihren einmal eingenommenen Ort nicht mehr ändern und an die
Stelle des regen Lebens und der immerwährenden Bewegung, die
wir jetzt in allen Theilen der Natur bewundern, würde eine öde,
allgemeine Ruhe und die Stille des Grabes treten.

Wenn wir daher auch die Art, auf welche dieſe Kräfte wirken,
nicht näher angeben können, wie wir es wohl bei der Kraft der
allgemeinen Schwere im Stande ſind, ſo ſind wir deſſenungeachtet
von der Exiſtenz derſelben nicht weniger überzeugt. Jede Gegend,
jeder Punkt des Himmels und der Erde, auf den wir mit unſern
Fingern hindeuten, kann als ein Beweis für das Daſeyn dieſer
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[13/0025] Eigenſchaften der Körper. den kleinſten Atomen eines und deſſelben Körpers, ihr Wirkungs- kreis iſt daher, in Beziehung auf ihre Ausdehnung im Raume, ſehr beſchränkt, und ſie erzeugen dadurch das, was wir Zuſammen- hang, Feſtigkeit und Dichte dieſer Körper nennen. Die andern aber wirken von einem Körper zum andern, ſelbſt auf ſehr große Entfernungen und dieſe ſind es, welche die Bewegungen dieſer Körper um und gegen einander, auf der Oberfläche unſerer Erde ſowohl, als auch in jenen Höhen über uns hervorbringen. Jene Kräfte nennt man die Molecular-Anziehung, während dieſe die allgemeine Attraction oder auch die allgemeine Schwere (Gravitation) genannt wird. §. 11. (Nähere Betrachtung der Molecularkräfte.) Die Mo- lecularkräfte ſind uns, ſelbſt in ihren Wirkungen, noch ſehr wenig bekannt, aber ihr Daſeyn iſt darum nicht weniger gewiß, da wir, ohne ſie, die uns von allen Seiten umgebende Welt nicht ſo ſehen könnten, wie ſie uns in der That erſcheint. Wenn dieſe Kräfte nicht exiſtirten, ſo würde die ganze Natur nur ein verworrenes Aggregat unter einander geworfener Atome, einem Sandhaufen ähnlich, ſeyn, ohne Geſtalt, Zuſammenhang und Bewegung. Es würde keine feſten, keine flüſſigen, keine luftförmigen Körper mehr geben; Licht und Wärme würden nicht mehr die wundervollen Wirkungen auf dieſelbe hervorbringen; alle organiſche Weſen und das Leben ſelbſt, ſo weit es dieſe Weſen beſeelt, würde aus der Natur verſchwinden. Die einzelnen Elemente jenes chaotiſchen Haufens würden in keiner weiteren Beziehung zu einander ſtehen, ihren einmal eingenommenen Ort nicht mehr ändern und an die Stelle des regen Lebens und der immerwährenden Bewegung, die wir jetzt in allen Theilen der Natur bewundern, würde eine öde, allgemeine Ruhe und die Stille des Grabes treten. Wenn wir daher auch die Art, auf welche dieſe Kräfte wirken, nicht näher angeben können, wie wir es wohl bei der Kraft der allgemeinen Schwere im Stande ſind, ſo ſind wir deſſenungeachtet von der Exiſtenz derſelben nicht weniger überzeugt. Jede Gegend, jeder Punkt des Himmels und der Erde, auf den wir mit unſern Fingern hindeuten, kann als ein Beweis für das Daſeyn dieſer Kräfte dienen und die ganze materielle Welt ſelbſt iſt nur ein

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/25>, abgerufen am 23.11.2024.