vielleicht ursprünglich nur eine Fortsetzung des eigenen Sonnen- körpers war, hatte also anfänglich, wahrscheinlich durch die Wir- kung einer in ihr herrschenden außerordentlichen Hitze, eine Aus- dehnung, die noch über die Bahn des Uranus herausreichte, und die sich späterhin, in Folge ihrer Abkühlung, bis auf die gegen- wärtige Gränze der Sonne zurückgezogen hat.
Damals glich also unsere Sonne einem jener Nebelsterne (II. S. 368), einem vielleicht nur kleinen lichten Punkte, umge- ben von einer sphärischen Dunsthülle. Vor dieser Zeit mag selbst jener lichte Kern noch nicht da gewesen seyn, und das Ganze einem äußerst dünnen, weit verbreiteten, chaotischen Nebel gegli- chen haben.
Wenn jener lichte Kern, der Embryo der künftigen Sonne, durch irgend eine Kraft, wozu schon die Anziehung der benach- barten Theile der Sonnenatmosphäre hinreichend war, eine Be- wegung, eine Rotation um sich selbst hatte, so mußte an dieser Rotation auch die ganze Atmosphäre der Sonne allmählig Theil nehmen. Wenn nun die anfangs so große Hitze aus einzelnen Theilen oder Schichten dieser Atmosphäre entfloh, so mußte da- durch eine Trennung der Atmosphäre in einzelnen Schichten statt finden, deren Bestandtheile sich nach den bekannten Kepler'schen Gesetzen um die Sonne bewegten. War ferner irgendwo in diesen Schichten eine dichtere Masse vorhanden, so zog diese nach und nach die benachbarten Theile der Schichten an sich, und die Pla- neten entstanden. Man sieht, daß bei einer solchen Entstehung dieser Körper die Richtung der Bewegung derselben um die Sonne mit derjenigen übereinstimmen mußte, welche die Sonne selbst hatte, daß also dadurch die gemeinschaftliche jährliche Bewegung dieser Planeten von West gen Ost sehr gut erklärt wird.
Da ferner die von der Sonne entfernteren Theile eines auf diese Weise entstandenen Planeten, wegen der Rotation des ganzen Sonnenkörpers, eine größere Geschwindigkeit hatten, als die dem Kern näheren Theile, so mußte hieraus auch eine Rotation dieser Planeten um ihre Axe, und zwar in der Richtung ihrer jährlichen Bewegung folgen, wodurch die gemeinschaftliche Richtung der täglichen Rotation dieser Planeten auf eine sehr einfache Weise dargestellt wird.
Urſprung des Weltſyſtems.
vielleicht urſprünglich nur eine Fortſetzung des eigenen Sonnen- körpers war, hatte alſo anfänglich, wahrſcheinlich durch die Wir- kung einer in ihr herrſchenden außerordentlichen Hitze, eine Aus- dehnung, die noch über die Bahn des Uranus herausreichte, und die ſich ſpäterhin, in Folge ihrer Abkühlung, bis auf die gegen- wärtige Gränze der Sonne zurückgezogen hat.
Damals glich alſo unſere Sonne einem jener Nebelſterne (II. S. 368), einem vielleicht nur kleinen lichten Punkte, umge- ben von einer ſphäriſchen Dunſthülle. Vor dieſer Zeit mag ſelbſt jener lichte Kern noch nicht da geweſen ſeyn, und das Ganze einem äußerſt dünnen, weit verbreiteten, chaotiſchen Nebel gegli- chen haben.
Wenn jener lichte Kern, der Embryo der künftigen Sonne, durch irgend eine Kraft, wozu ſchon die Anziehung der benach- barten Theile der Sonnenatmoſphäre hinreichend war, eine Be- wegung, eine Rotation um ſich ſelbſt hatte, ſo mußte an dieſer Rotation auch die ganze Atmoſphäre der Sonne allmählig Theil nehmen. Wenn nun die anfangs ſo große Hitze aus einzelnen Theilen oder Schichten dieſer Atmoſphäre entfloh, ſo mußte da- durch eine Trennung der Atmoſphäre in einzelnen Schichten ſtatt finden, deren Beſtandtheile ſich nach den bekannten Kepler’ſchen Geſetzen um die Sonne bewegten. War ferner irgendwo in dieſen Schichten eine dichtere Maſſe vorhanden, ſo zog dieſe nach und nach die benachbarten Theile der Schichten an ſich, und die Pla- neten entſtanden. Man ſieht, daß bei einer ſolchen Entſtehung dieſer Körper die Richtung der Bewegung derſelben um die Sonne mit derjenigen übereinſtimmen mußte, welche die Sonne ſelbſt hatte, daß alſo dadurch die gemeinſchaftliche jährliche Bewegung dieſer Planeten von Weſt gen Oſt ſehr gut erklärt wird.
Da ferner die von der Sonne entfernteren Theile eines auf dieſe Weiſe entſtandenen Planeten, wegen der Rotation des ganzen Sonnenkörpers, eine größere Geſchwindigkeit hatten, als die dem Kern näheren Theile, ſo mußte hieraus auch eine Rotation dieſer Planeten um ihre Axe, und zwar in der Richtung ihrer jährlichen Bewegung folgen, wodurch die gemeinſchaftliche Richtung der täglichen Rotation dieſer Planeten auf eine ſehr einfache Weiſe dargeſtellt wird.
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Urſprung des Weltſyſtems.
vielleicht urſprünglich nur eine Fortſetzung des eigenen Sonnen-
körpers war, hatte alſo anfänglich, wahrſcheinlich durch die Wir-
kung einer in ihr herrſchenden außerordentlichen Hitze, eine Aus-
dehnung, die noch über die Bahn des Uranus herausreichte, und
die ſich ſpäterhin, in Folge ihrer Abkühlung, bis auf die gegen-
wärtige Gränze der Sonne zurückgezogen hat.
Damals glich alſo unſere Sonne einem jener Nebelſterne
(II. S. 368), einem vielleicht nur kleinen lichten Punkte, umge-
ben von einer ſphäriſchen Dunſthülle. Vor dieſer Zeit mag ſelbſt
jener lichte Kern noch nicht da geweſen ſeyn, und das Ganze
einem äußerſt dünnen, weit verbreiteten, chaotiſchen Nebel gegli-
chen haben.
Wenn jener lichte Kern, der Embryo der künftigen Sonne,
durch irgend eine Kraft, wozu ſchon die Anziehung der benach-
barten Theile der Sonnenatmoſphäre hinreichend war, eine Be-
wegung, eine Rotation um ſich ſelbſt hatte, ſo mußte an dieſer
Rotation auch die ganze Atmoſphäre der Sonne allmählig Theil
nehmen. Wenn nun die anfangs ſo große Hitze aus einzelnen
Theilen oder Schichten dieſer Atmoſphäre entfloh, ſo mußte da-
durch eine Trennung der Atmoſphäre in einzelnen Schichten ſtatt
finden, deren Beſtandtheile ſich nach den bekannten Kepler’ſchen
Geſetzen um die Sonne bewegten. War ferner irgendwo in dieſen
Schichten eine dichtere Maſſe vorhanden, ſo zog dieſe nach und
nach die benachbarten Theile der Schichten an ſich, und die Pla-
neten entſtanden. Man ſieht, daß bei einer ſolchen Entſtehung
dieſer Körper die Richtung der Bewegung derſelben um die Sonne
mit derjenigen übereinſtimmen mußte, welche die Sonne ſelbſt
hatte, daß alſo dadurch die gemeinſchaftliche jährliche Bewegung
dieſer Planeten von Weſt gen Oſt ſehr gut erklärt wird.
Da ferner die von der Sonne entfernteren Theile eines auf
dieſe Weiſe entſtandenen Planeten, wegen der Rotation des ganzen
Sonnenkörpers, eine größere Geſchwindigkeit hatten, als die dem
Kern näheren Theile, ſo mußte hieraus auch eine Rotation dieſer
Planeten um ihre Axe, und zwar in der Richtung ihrer jährlichen
Bewegung folgen, wodurch die gemeinſchaftliche Richtung der
täglichen Rotation dieſer Planeten auf eine ſehr einfache Weiſe
dargeſtellt wird.
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 201. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/213>, abgerufen am 16.02.2025.
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