Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836.

Bild:
<< vorherige Seite

Eigenschaften der Körper.
den die Schrauben näher an die Mauern gedreht, und dadurch
die Wände von den bei ihrer Verkühlung sich wieder verkürzenden
Stangen einander näher und durch wiederholte Versuche endlich
ganz in die frühere senkrechte Lage gebracht.

§. 7. (IV. Theilbarkeit.) Alle Körper von noch merkbarem
Volum, selbst die kleinsten, lassen sich, der Erfahrung gemäß, in
noch kleinere Theile trennen. Diese Theilung geht, unseren
Beobachtungen zu Folge, ungemein weit und vielleicht selbst ins
Unendliche. Newton lehrte uns der erste die ungemein geringe
Dicke mancher durchsichtigen Flächen kennen und selbst berechnen,
indem er die Farben, welche sie bei verschiedenen Dicken zurück-
werfen, zu diesem Zwecke benützte. Eine Seifenblase ist eine hohle
Kugelschaale, die je nach der Dicke ihrer einzelnen Stellen auch in
verschiedenen Farben spielt. Kurz vor ihrem Platzen zeigt sich auf
dem höchsten Theile derselben ein schwarzgrauer Punkt und dort
ist die Dicke der Blase, nach Newtons Rechnungen, noch nicht
der zwei und ein halb millionste Theil eines Zolles. Die durch-
sichtigen Flügel mancher Insekten sind so dünn, daß 50000 der-
selben übereinander gelegt, noch nicht die Dicke des vierten Theils
eines Zolls betragen würden. In unseren vergoldeten Silber-
fäden ist das sie ringsum bedeckende Gold so ausgedehnt, daß
dasselbe bei einem Draht von einem Fuß Länge noch nicht den
11/2 millionsten Theil eines Lothes wiegt. Ein Zoll dieses Sil-
berdrabts würde also nur den 18 millionsten und der noch immer
gut sichtbare hundertste Theil dieses Zolles würde den 1800 mil-
lionsten Theil von einem Lothe Goldes enthalten. Dasselbe
Stück, durch ein Mikroscop mit einer 500maligen Vergrößerung
betrachtet, würde 500mal länger und also auf diesem Silber-
faden das ihn bedeckende Gold in 900000 Millionen Theile ge-
theilt erscheinen, deren jeder noch alle die Eigenschaften dieses
Metalls hat, seine Farbe, seine Dichte, seine frühere Verwandt-
schaft zu den chemischen Agentien u. s. w.

Noch viel weiter scheint diese Theilbarkeit bei den organischen
Körpern zu gehen. Unser Blut z. B. ist nicht eine gleichmäßige
rothe Flüssigkeit, sondern es besteht aus kleinen rothen Kügelchen,
die in einer transparenten Flüssigkeit, dem Serum, schwimmen.
Bei den Säugthieren sind diese Kügelchen vollkommen rund, bei

Eigenſchaften der Körper.
den die Schrauben näher an die Mauern gedreht, und dadurch
die Wände von den bei ihrer Verkühlung ſich wieder verkürzenden
Stangen einander näher und durch wiederholte Verſuche endlich
ganz in die frühere ſenkrechte Lage gebracht.

§. 7. (IV. Theilbarkeit.) Alle Körper von noch merkbarem
Volum, ſelbſt die kleinſten, laſſen ſich, der Erfahrung gemäß, in
noch kleinere Theile trennen. Dieſe Theilung geht, unſeren
Beobachtungen zu Folge, ungemein weit und vielleicht ſelbſt ins
Unendliche. Newton lehrte uns der erſte die ungemein geringe
Dicke mancher durchſichtigen Flächen kennen und ſelbſt berechnen,
indem er die Farben, welche ſie bei verſchiedenen Dicken zurück-
werfen, zu dieſem Zwecke benützte. Eine Seifenblaſe iſt eine hohle
Kugelſchaale, die je nach der Dicke ihrer einzelnen Stellen auch in
verſchiedenen Farben ſpielt. Kurz vor ihrem Platzen zeigt ſich auf
dem höchſten Theile derſelben ein ſchwarzgrauer Punkt und dort
iſt die Dicke der Blaſe, nach Newtons Rechnungen, noch nicht
der zwei und ein halb millionſte Theil eines Zolles. Die durch-
ſichtigen Flügel mancher Inſekten ſind ſo dünn, daß 50000 der-
ſelben übereinander gelegt, noch nicht die Dicke des vierten Theils
eines Zolls betragen würden. In unſeren vergoldeten Silber-
fäden iſt das ſie ringsum bedeckende Gold ſo ausgedehnt, daß
daſſelbe bei einem Draht von einem Fuß Länge noch nicht den
1½ millionſten Theil eines Lothes wiegt. Ein Zoll dieſes Sil-
berdrabts würde alſo nur den 18 millionſten und der noch immer
gut ſichtbare hundertſte Theil dieſes Zolles würde den 1800 mil-
lionſten Theil von einem Lothe Goldes enthalten. Daſſelbe
Stück, durch ein Mikroſcop mit einer 500maligen Vergrößerung
betrachtet, würde 500mal länger und alſo auf dieſem Silber-
faden das ihn bedeckende Gold in 900000 Millionen Theile ge-
theilt erſcheinen, deren jeder noch alle die Eigenſchaften dieſes
Metalls hat, ſeine Farbe, ſeine Dichte, ſeine frühere Verwandt-
ſchaft zu den chemiſchen Agentien u. ſ. w.

Noch viel weiter ſcheint dieſe Theilbarkeit bei den organiſchen
Körpern zu gehen. Unſer Blut z. B. iſt nicht eine gleichmäßige
rothe Flüſſigkeit, ſondern es beſteht aus kleinen rothen Kügelchen,
die in einer transparenten Flüſſigkeit, dem Serum, ſchwimmen.
Bei den Säugthieren ſind dieſe Kügelchen vollkommen rund, bei

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <div n="4">
              <p><pb facs="#f0019" n="7"/><fw place="top" type="header">Eigen&#x017F;chaften der Körper.</fw><lb/>
den die Schrauben näher an die Mauern gedreht, und dadurch<lb/>
die Wände von den bei ihrer Verkühlung &#x017F;ich wieder verkürzenden<lb/>
Stangen einander näher und durch wiederholte Ver&#x017F;uche endlich<lb/>
ganz in die frühere &#x017F;enkrechte Lage gebracht.</p><lb/>
              <p>§. 7. (<hi rendition="#aq">IV.</hi> Theilbarkeit.) Alle Körper von noch merkbarem<lb/>
Volum, &#x017F;elb&#x017F;t die klein&#x017F;ten, la&#x017F;&#x017F;en &#x017F;ich, der Erfahrung gemäß, in<lb/>
noch kleinere Theile trennen. Die&#x017F;e Theilung geht, un&#x017F;eren<lb/>
Beobachtungen zu Folge, ungemein weit und vielleicht &#x017F;elb&#x017F;t ins<lb/>
Unendliche. Newton lehrte uns der er&#x017F;te die ungemein geringe<lb/>
Dicke mancher durch&#x017F;ichtigen Flächen kennen und &#x017F;elb&#x017F;t berechnen,<lb/>
indem er die Farben, welche &#x017F;ie bei ver&#x017F;chiedenen Dicken zurück-<lb/>
werfen, zu die&#x017F;em Zwecke benützte. Eine Seifenbla&#x017F;e i&#x017F;t eine hohle<lb/>
Kugel&#x017F;chaale, die je nach der Dicke ihrer einzelnen Stellen auch in<lb/>
ver&#x017F;chiedenen Farben &#x017F;pielt. Kurz vor ihrem Platzen zeigt &#x017F;ich auf<lb/>
dem höch&#x017F;ten Theile der&#x017F;elben ein &#x017F;chwarzgrauer Punkt und dort<lb/>
i&#x017F;t die Dicke der Bla&#x017F;e, nach Newtons Rechnungen, noch nicht<lb/>
der zwei und ein halb million&#x017F;te Theil eines Zolles. Die durch-<lb/>
&#x017F;ichtigen Flügel mancher In&#x017F;ekten &#x017F;ind &#x017F;o dünn, daß 50000 der-<lb/>
&#x017F;elben übereinander gelegt, noch nicht die Dicke des vierten Theils<lb/>
eines Zolls betragen würden. In un&#x017F;eren vergoldeten Silber-<lb/>
fäden i&#x017F;t das &#x017F;ie ringsum bedeckende Gold &#x017F;o ausgedehnt, daß<lb/>
da&#x017F;&#x017F;elbe bei einem Draht von einem Fuß Länge noch nicht den<lb/>
1½ million&#x017F;ten Theil eines Lothes wiegt. Ein Zoll die&#x017F;es Sil-<lb/>
berdrabts würde al&#x017F;o nur den 18 million&#x017F;ten und der noch immer<lb/>
gut &#x017F;ichtbare hundert&#x017F;te Theil die&#x017F;es Zolles würde den 1800 mil-<lb/>
lion&#x017F;ten Theil von einem Lothe Goldes enthalten. Da&#x017F;&#x017F;elbe<lb/>
Stück, durch ein Mikro&#x017F;cop mit einer 500maligen Vergrößerung<lb/>
betrachtet, würde 500mal länger und al&#x017F;o auf die&#x017F;em Silber-<lb/>
faden das ihn bedeckende Gold in 900000 Millionen Theile ge-<lb/>
theilt er&#x017F;cheinen, deren jeder noch alle die Eigen&#x017F;chaften die&#x017F;es<lb/>
Metalls hat, &#x017F;eine Farbe, &#x017F;eine Dichte, &#x017F;eine frühere Verwandt-<lb/>
&#x017F;chaft zu den chemi&#x017F;chen Agentien u. &#x017F;. w.</p><lb/>
              <p>Noch viel weiter &#x017F;cheint die&#x017F;e Theilbarkeit bei den organi&#x017F;chen<lb/>
Körpern zu gehen. Un&#x017F;er Blut z. B. i&#x017F;t nicht eine gleichmäßige<lb/>
rothe Flü&#x017F;&#x017F;igkeit, &#x017F;ondern es be&#x017F;teht aus kleinen rothen Kügelchen,<lb/>
die in einer transparenten Flü&#x017F;&#x017F;igkeit, dem Serum, &#x017F;chwimmen.<lb/>
Bei den Säugthieren &#x017F;ind die&#x017F;e Kügelchen vollkommen rund, bei<lb/></p>
            </div>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[7/0019] Eigenſchaften der Körper. den die Schrauben näher an die Mauern gedreht, und dadurch die Wände von den bei ihrer Verkühlung ſich wieder verkürzenden Stangen einander näher und durch wiederholte Verſuche endlich ganz in die frühere ſenkrechte Lage gebracht. §. 7. (IV. Theilbarkeit.) Alle Körper von noch merkbarem Volum, ſelbſt die kleinſten, laſſen ſich, der Erfahrung gemäß, in noch kleinere Theile trennen. Dieſe Theilung geht, unſeren Beobachtungen zu Folge, ungemein weit und vielleicht ſelbſt ins Unendliche. Newton lehrte uns der erſte die ungemein geringe Dicke mancher durchſichtigen Flächen kennen und ſelbſt berechnen, indem er die Farben, welche ſie bei verſchiedenen Dicken zurück- werfen, zu dieſem Zwecke benützte. Eine Seifenblaſe iſt eine hohle Kugelſchaale, die je nach der Dicke ihrer einzelnen Stellen auch in verſchiedenen Farben ſpielt. Kurz vor ihrem Platzen zeigt ſich auf dem höchſten Theile derſelben ein ſchwarzgrauer Punkt und dort iſt die Dicke der Blaſe, nach Newtons Rechnungen, noch nicht der zwei und ein halb millionſte Theil eines Zolles. Die durch- ſichtigen Flügel mancher Inſekten ſind ſo dünn, daß 50000 der- ſelben übereinander gelegt, noch nicht die Dicke des vierten Theils eines Zolls betragen würden. In unſeren vergoldeten Silber- fäden iſt das ſie ringsum bedeckende Gold ſo ausgedehnt, daß daſſelbe bei einem Draht von einem Fuß Länge noch nicht den 1½ millionſten Theil eines Lothes wiegt. Ein Zoll dieſes Sil- berdrabts würde alſo nur den 18 millionſten und der noch immer gut ſichtbare hundertſte Theil dieſes Zolles würde den 1800 mil- lionſten Theil von einem Lothe Goldes enthalten. Daſſelbe Stück, durch ein Mikroſcop mit einer 500maligen Vergrößerung betrachtet, würde 500mal länger und alſo auf dieſem Silber- faden das ihn bedeckende Gold in 900000 Millionen Theile ge- theilt erſcheinen, deren jeder noch alle die Eigenſchaften dieſes Metalls hat, ſeine Farbe, ſeine Dichte, ſeine frühere Verwandt- ſchaft zu den chemiſchen Agentien u. ſ. w. Noch viel weiter ſcheint dieſe Theilbarkeit bei den organiſchen Körpern zu gehen. Unſer Blut z. B. iſt nicht eine gleichmäßige rothe Flüſſigkeit, ſondern es beſteht aus kleinen rothen Kügelchen, die in einer transparenten Flüſſigkeit, dem Serum, ſchwimmen. Bei den Säugthieren ſind dieſe Kügelchen vollkommen rund, bei

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/19
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 7. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/19>, abgerufen am 28.03.2024.