wird vielmehr von dem Complex aller Stellungen der auf Ju- piter wirkenden Planeten seit mehreren Jahrhunderten, von der Lage aller übrigen Planetenbahnen gegen die Jupitersbahn ab- hängen. Diese Lagen sind nun, wie wir bald näher sehen werden, ebenfalls veränderlich, und selbst in gewissen obgleich sehr langen Zeiträumen, wiederkehrend, daher also auch diese Störungen, die sich nicht auf den gestörten Planeten selbst, sondern nur auf die Elemente seiner Bahn beziehen, zwar auch im Allgemeinen in Perioden, aber in sehr lange, mehrere Jahrtausende umfassende Perioden eingeschlossen sind, und aus dieser Ursache, zum Unter- schiede mit den zuerst betrachteten, säculäre Störungen ge- nannt werden.
Beide Gattungen von Perturbationen haben die Astronomen durch Rechnungen, von welchen wir hier keine nähere Anzeige geben können, entwickelt, und dadurch den Planetentafeln eine Genauigkeit gegeben, die bis auf wenige Sekunden mit den besten Beobachtungen übereinstimmt, während man früher, wo man diese Störungen noch nicht kannte, oft viele Minuten und selbst ganze Grade von Unterschieden zwischen der Theorie und der Beobach- tung gefunden hatte. Auf diese Weise ist es ihnen gelungen, die verwickelten Erscheinungen des Himmels mit einer sie selbst über- raschenden Präcision darzustellen, und alle ohne Ausnahme aus dem einzigen und einfachen Gesetze der allgemeinen Schwere ab- zuleiten. Denn weit entfernt, diese Störungen, wie ihre Benen- nung zu sagen scheint, als Ausnahmen von der allgemeinen Regel oder als wahre Unordnung des Sonnensystems zu betrachten, ist vielmehr jede derselben nur eine neue Bestätigung jenes großen Gesetzes geworden, dem alle Körper des Himmels, selbst in ihren scheinbaren Abweichungen von demselben, in stiller Unterwerfung gehorchen.
§. 77. (Periodische Störungen des Mondes.) Wir wollen nun zuerst die periodischen Störungen der Planeten, und unter ihnen besonders die des Mondes betrachten, weil diese uns zu- nächst angehen, und sich durch ihre Größe vor allen andern aus- zeichnen, daher auch mehrere von ihnen selbst von den alten Griechen schon bemerkt worden sind, obschon es ihnen unmöglich war, die Ursache derselben anzugeben.
Periodiſche Störungen.
wird vielmehr von dem Complex aller Stellungen der auf Ju- piter wirkenden Planeten ſeit mehreren Jahrhunderten, von der Lage aller übrigen Planetenbahnen gegen die Jupitersbahn ab- hängen. Dieſe Lagen ſind nun, wie wir bald näher ſehen werden, ebenfalls veränderlich, und ſelbſt in gewiſſen obgleich ſehr langen Zeiträumen, wiederkehrend, daher alſo auch dieſe Störungen, die ſich nicht auf den geſtörten Planeten ſelbſt, ſondern nur auf die Elemente ſeiner Bahn beziehen, zwar auch im Allgemeinen in Perioden, aber in ſehr lange, mehrere Jahrtauſende umfaſſende Perioden eingeſchloſſen ſind, und aus dieſer Urſache, zum Unter- ſchiede mit den zuerſt betrachteten, ſäculäre Störungen ge- nannt werden.
Beide Gattungen von Perturbationen haben die Aſtronomen durch Rechnungen, von welchen wir hier keine nähere Anzeige geben können, entwickelt, und dadurch den Planetentafeln eine Genauigkeit gegeben, die bis auf wenige Sekunden mit den beſten Beobachtungen übereinſtimmt, während man früher, wo man dieſe Störungen noch nicht kannte, oft viele Minuten und ſelbſt ganze Grade von Unterſchieden zwiſchen der Theorie und der Beobach- tung gefunden hatte. Auf dieſe Weiſe iſt es ihnen gelungen, die verwickelten Erſcheinungen des Himmels mit einer ſie ſelbſt über- raſchenden Präciſion darzuſtellen, und alle ohne Ausnahme aus dem einzigen und einfachen Geſetze der allgemeinen Schwere ab- zuleiten. Denn weit entfernt, dieſe Störungen, wie ihre Benen- nung zu ſagen ſcheint, als Ausnahmen von der allgemeinen Regel oder als wahre Unordnung des Sonnenſyſtems zu betrachten, iſt vielmehr jede derſelben nur eine neue Beſtätigung jenes großen Geſetzes geworden, dem alle Körper des Himmels, ſelbſt in ihren ſcheinbaren Abweichungen von demſelben, in ſtiller Unterwerfung gehorchen.
§. 77. (Periodiſche Störungen des Mondes.) Wir wollen nun zuerſt die periodiſchen Störungen der Planeten, und unter ihnen beſonders die des Mondes betrachten, weil dieſe uns zu- nächſt angehen, und ſich durch ihre Größe vor allen andern aus- zeichnen, daher auch mehrere von ihnen ſelbſt von den alten Griechen ſchon bemerkt worden ſind, obſchon es ihnen unmöglich war, die Urſache derſelben anzugeben.
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><p><pbfacs="#f0128"n="116"/><fwplace="top"type="header">Periodiſche Störungen.</fw><lb/>
wird vielmehr von dem Complex aller Stellungen der auf Ju-<lb/>
piter wirkenden Planeten ſeit mehreren Jahrhunderten, von der<lb/>
Lage aller übrigen Planetenbahnen gegen die Jupitersbahn ab-<lb/>
hängen. Dieſe Lagen ſind nun, wie wir bald näher ſehen werden,<lb/>
ebenfalls veränderlich, und ſelbſt in gewiſſen obgleich ſehr langen<lb/>
Zeiträumen, wiederkehrend, daher alſo auch dieſe Störungen, die<lb/>ſich nicht auf den geſtörten Planeten ſelbſt, ſondern nur auf die<lb/>
Elemente ſeiner Bahn beziehen, zwar auch im Allgemeinen in<lb/>
Perioden, aber in ſehr lange, mehrere Jahrtauſende umfaſſende<lb/>
Perioden eingeſchloſſen ſind, und aus dieſer Urſache, zum Unter-<lb/>ſchiede mit den zuerſt betrachteten, <hirendition="#g">ſäculäre Störungen</hi> ge-<lb/>
nannt werden.</p><lb/><p>Beide Gattungen von Perturbationen haben die Aſtronomen<lb/>
durch Rechnungen, von welchen wir hier keine nähere Anzeige<lb/>
geben können, entwickelt, und dadurch den Planetentafeln eine<lb/>
Genauigkeit gegeben, die bis auf wenige Sekunden mit den beſten<lb/>
Beobachtungen übereinſtimmt, während man früher, wo man dieſe<lb/>
Störungen noch nicht kannte, oft viele Minuten und ſelbſt ganze<lb/>
Grade von Unterſchieden zwiſchen der Theorie und der Beobach-<lb/>
tung gefunden hatte. Auf dieſe Weiſe iſt es ihnen gelungen, die<lb/>
verwickelten Erſcheinungen des Himmels mit einer ſie ſelbſt über-<lb/>
raſchenden Präciſion darzuſtellen, und alle ohne Ausnahme aus<lb/>
dem einzigen und einfachen Geſetze der allgemeinen Schwere ab-<lb/>
zuleiten. Denn weit entfernt, dieſe Störungen, wie ihre Benen-<lb/>
nung zu ſagen ſcheint, als Ausnahmen von der allgemeinen Regel<lb/>
oder als wahre Unordnung des Sonnenſyſtems zu betrachten, iſt<lb/>
vielmehr jede derſelben nur eine neue Beſtätigung jenes großen<lb/>
Geſetzes geworden, dem alle Körper des Himmels, ſelbſt in ihren<lb/>ſcheinbaren Abweichungen von demſelben, in ſtiller Unterwerfung<lb/>
gehorchen.</p><lb/><p>§. 77. (Periodiſche Störungen des Mondes.) Wir wollen<lb/>
nun zuerſt die periodiſchen Störungen der Planeten, und unter<lb/>
ihnen beſonders die des <hirendition="#g">Mondes</hi> betrachten, weil dieſe uns zu-<lb/>
nächſt angehen, und ſich durch ihre Größe vor allen andern aus-<lb/>
zeichnen, daher auch mehrere von ihnen ſelbſt von den alten<lb/>
Griechen ſchon bemerkt worden ſind, obſchon es ihnen unmöglich<lb/>
war, die Urſache derſelben anzugeben.</p><lb/></div></div></div></div></body></text></TEI>
[116/0128]
Periodiſche Störungen.
wird vielmehr von dem Complex aller Stellungen der auf Ju-
piter wirkenden Planeten ſeit mehreren Jahrhunderten, von der
Lage aller übrigen Planetenbahnen gegen die Jupitersbahn ab-
hängen. Dieſe Lagen ſind nun, wie wir bald näher ſehen werden,
ebenfalls veränderlich, und ſelbſt in gewiſſen obgleich ſehr langen
Zeiträumen, wiederkehrend, daher alſo auch dieſe Störungen, die
ſich nicht auf den geſtörten Planeten ſelbſt, ſondern nur auf die
Elemente ſeiner Bahn beziehen, zwar auch im Allgemeinen in
Perioden, aber in ſehr lange, mehrere Jahrtauſende umfaſſende
Perioden eingeſchloſſen ſind, und aus dieſer Urſache, zum Unter-
ſchiede mit den zuerſt betrachteten, ſäculäre Störungen ge-
nannt werden.
Beide Gattungen von Perturbationen haben die Aſtronomen
durch Rechnungen, von welchen wir hier keine nähere Anzeige
geben können, entwickelt, und dadurch den Planetentafeln eine
Genauigkeit gegeben, die bis auf wenige Sekunden mit den beſten
Beobachtungen übereinſtimmt, während man früher, wo man dieſe
Störungen noch nicht kannte, oft viele Minuten und ſelbſt ganze
Grade von Unterſchieden zwiſchen der Theorie und der Beobach-
tung gefunden hatte. Auf dieſe Weiſe iſt es ihnen gelungen, die
verwickelten Erſcheinungen des Himmels mit einer ſie ſelbſt über-
raſchenden Präciſion darzuſtellen, und alle ohne Ausnahme aus
dem einzigen und einfachen Geſetze der allgemeinen Schwere ab-
zuleiten. Denn weit entfernt, dieſe Störungen, wie ihre Benen-
nung zu ſagen ſcheint, als Ausnahmen von der allgemeinen Regel
oder als wahre Unordnung des Sonnenſyſtems zu betrachten, iſt
vielmehr jede derſelben nur eine neue Beſtätigung jenes großen
Geſetzes geworden, dem alle Körper des Himmels, ſelbſt in ihren
ſcheinbaren Abweichungen von demſelben, in ſtiller Unterwerfung
gehorchen.
§. 77. (Periodiſche Störungen des Mondes.) Wir wollen
nun zuerſt die periodiſchen Störungen der Planeten, und unter
ihnen beſonders die des Mondes betrachten, weil dieſe uns zu-
nächſt angehen, und ſich durch ihre Größe vor allen andern aus-
zeichnen, daher auch mehrere von ihnen ſelbſt von den alten
Griechen ſchon bemerkt worden ſind, obſchon es ihnen unmöglich
war, die Urſache derſelben anzugeben.
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 116. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/128>, abgerufen am 27.07.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.