§. 62. (Hyperbeln.) Tritt nun die schneidende Linie MN noch weiter, oder auf die andere, untere Seite der fixen Linie MO, d. h. fällt MN zwischen die Schenkel OM und MD des Winkels OMD, so bleibt die durch den Schnitt entstehende Linie, wie man sieht, auf der dem Punkte M gegenüberstehenden Seite offen, indem sie da, wie zuvor bei der Parabel, in zwei gleiche und unendliche Aeste ausläuft. Allein sie ist demungeachtet sehr von der Parabel verschieden. -- Verlängert man nämlich die Seiten BA und DA des Kegels über dem Punkte A, und stellt man dadurch in der Zeichnung den oben erwähnten Doppel- kegel her, so sieht man, daß die schneidende Linie MN, wenn sie in den Winkel OMD fällt, nicht nur den unteren, sondern daß sie auch den oberen Kegel trifft, daß also die Ebene des Schnitts in diesem Falle durch beide Kegel geht, was nicht ge- schehen kann, so lange die schneidende Linie MN in dem Winkel AMO oder über der fixen Linie MO liegt. Die hier entstehende krumme Linie besteht also aus zwei von einander abgesonderten, ähnlichen Theilen, welche ihre Scheitel einander zukehren, und von welchen jede auf der ihren Scheitel gegenüberstehenden Seite mit zwei gleichen Aesten in's Unendliche ausläuft. Diese krumme Linie mit vier unendlichen Aesten heißt Hyperbel.
So lange also die schneidende Linie MN über der fixen Linie MO, oder in dem Winkel AMO liegt, entstehen Ellipsen; fällt die schneidende Linie in die fixe, so entsteht die Parabel, und liegt endlich die schneidende Linie unter der fixen, oder in dem Winkel OMD, so entstehen Hyperbeln. Die Parabel ist demnach die Gränze, welche die Ellipsen von den Hyperbeln trennt, so wie auch der Kreis die Gränze von denjenigen Ellipsen ist, die über und unter ihm liegen, und deren Excentricität immer größer wird, je weiter sie sich von diesem Kreise, zu den beiden Seiten desselben, entfernen. Für jeden Punkt M des Kegels, wo der Schnitt anfangen soll, gibt es, wie man sieht, nur eine einzige Lage der schneidenden Ebene, die den Schnitt zur Parabel macht, so wie auch nur eine einzige andere Lage den Kreis erzeugt; für die Ellipse und die Hyperbel aber gibt es unendlich viele Lagen, und es ist genug, daß die schneidende Ebene nur überhaupt über oder
Elliptiſche Bewegung der Himmelskörper.
§. 62. (Hyperbeln.) Tritt nun die ſchneidende Linie MN noch weiter, oder auf die andere, untere Seite der fixen Linie MO, d. h. fällt MN zwiſchen die Schenkel OM und MD des Winkels OMD, ſo bleibt die durch den Schnitt entſtehende Linie, wie man ſieht, auf der dem Punkte M gegenüberſtehenden Seite offen, indem ſie da, wie zuvor bei der Parabel, in zwei gleiche und unendliche Aeſte ausläuft. Allein ſie iſt demungeachtet ſehr von der Parabel verſchieden. — Verlängert man nämlich die Seiten BA und DA des Kegels über dem Punkte A, und ſtellt man dadurch in der Zeichnung den oben erwähnten Doppel- kegel her, ſo ſieht man, daß die ſchneidende Linie MN, wenn ſie in den Winkel OMD fällt, nicht nur den unteren, ſondern daß ſie auch den oberen Kegel trifft, daß alſo die Ebene des Schnitts in dieſem Falle durch beide Kegel geht, was nicht ge- ſchehen kann, ſo lange die ſchneidende Linie MN in dem Winkel AMO oder über der fixen Linie MO liegt. Die hier entſtehende krumme Linie beſteht alſo aus zwei von einander abgeſonderten, ähnlichen Theilen, welche ihre Scheitel einander zukehren, und von welchen jede auf der ihren Scheitel gegenüberſtehenden Seite mit zwei gleichen Aeſten in’s Unendliche ausläuft. Dieſe krumme Linie mit vier unendlichen Aeſten heißt Hyperbel.
So lange alſo die ſchneidende Linie MN über der fixen Linie MO, oder in dem Winkel AMO liegt, entſtehen Ellipſen; fällt die ſchneidende Linie in die fixe, ſo entſteht die Parabel, und liegt endlich die ſchneidende Linie unter der fixen, oder in dem Winkel OMD, ſo entſtehen Hyperbeln. Die Parabel iſt demnach die Gränze, welche die Ellipſen von den Hyperbeln trennt, ſo wie auch der Kreis die Gränze von denjenigen Ellipſen iſt, die über und unter ihm liegen, und deren Excentricität immer größer wird, je weiter ſie ſich von dieſem Kreiſe, zu den beiden Seiten deſſelben, entfernen. Für jeden Punkt M des Kegels, wo der Schnitt anfangen ſoll, gibt es, wie man ſieht, nur eine einzige Lage der ſchneidenden Ebene, die den Schnitt zur Parabel macht, ſo wie auch nur eine einzige andere Lage den Kreis erzeugt; für die Ellipſe und die Hyperbel aber gibt es unendlich viele Lagen, und es iſt genug, daß die ſchneidende Ebene nur überhaupt über oder
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><divn="3"><divn="4"><pbfacs="#f0107"n="95"/><fwplace="top"type="header">Elliptiſche Bewegung der Himmelskörper.</fw><lb/><p>§. 62. (Hyperbeln.) Tritt nun die ſchneidende Linie <hirendition="#aq">MN</hi><lb/>
noch weiter, oder auf die andere, untere Seite der fixen Linie<lb/><hirendition="#aq">MO</hi>, d. h. fällt <hirendition="#aq">MN</hi> zwiſchen die Schenkel <hirendition="#aq">OM</hi> und <hirendition="#aq">MD</hi> des<lb/>
Winkels <hirendition="#aq">OMD</hi>, ſo bleibt die durch den Schnitt entſtehende Linie,<lb/>
wie man ſieht, auf der dem Punkte <hirendition="#aq">M</hi> gegenüberſtehenden Seite<lb/>
offen, indem ſie da, wie zuvor bei der Parabel, in zwei gleiche<lb/>
und unendliche Aeſte ausläuft. Allein ſie iſt demungeachtet ſehr<lb/>
von der Parabel verſchieden. — Verlängert man nämlich die<lb/>
Seiten <hirendition="#aq">BA</hi> und <hirendition="#aq">DA</hi> des Kegels über dem Punkte <hirendition="#aq">A</hi>, und ſtellt<lb/>
man dadurch in der Zeichnung den oben erwähnten <hirendition="#g">Doppel-<lb/>
kegel</hi> her, ſo ſieht man, daß die ſchneidende Linie <hirendition="#aq">MN</hi>, wenn<lb/>ſie in den Winkel <hirendition="#aq">OMD</hi> fällt, nicht nur den unteren, ſondern<lb/>
daß ſie auch den oberen Kegel trifft, daß alſo die Ebene des<lb/>
Schnitts in dieſem Falle durch <hirendition="#g">beide</hi> Kegel geht, was nicht ge-<lb/>ſchehen kann, ſo lange die ſchneidende Linie <hirendition="#aq">MN</hi> in dem Winkel<lb/><hirendition="#aq">AMO</hi> oder <hirendition="#g">über</hi> der fixen Linie <hirendition="#aq">MO</hi> liegt. Die hier entſtehende<lb/>
krumme Linie beſteht alſo aus zwei von einander abgeſonderten,<lb/>
ähnlichen Theilen, welche ihre Scheitel einander zukehren, und<lb/>
von welchen jede auf der ihren Scheitel gegenüberſtehenden Seite<lb/>
mit zwei gleichen Aeſten in’s Unendliche ausläuft. Dieſe krumme<lb/>
Linie mit vier unendlichen Aeſten heißt <hirendition="#g">Hyperbel</hi>.</p><lb/><p>So lange alſo die ſchneidende Linie <hirendition="#aq">MN</hi> über der fixen Linie<lb/><hirendition="#aq">MO</hi>, oder in dem Winkel <hirendition="#aq">AMO</hi> liegt, entſtehen Ellipſen; fällt<lb/>
die ſchneidende Linie in die fixe, ſo entſteht die Parabel, und liegt<lb/>
endlich die ſchneidende Linie unter der fixen, oder in dem Winkel<lb/><hirendition="#aq">OMD</hi>, ſo entſtehen Hyperbeln. Die Parabel iſt demnach die<lb/>
Gränze, welche die Ellipſen von den Hyperbeln trennt, ſo wie<lb/>
auch der Kreis die Gränze von denjenigen Ellipſen iſt, die über<lb/>
und unter ihm liegen, und deren Excentricität immer größer<lb/>
wird, je weiter ſie ſich von dieſem Kreiſe, zu den beiden Seiten<lb/>
deſſelben, entfernen. Für jeden Punkt <hirendition="#aq">M</hi> des Kegels, wo der Schnitt<lb/>
anfangen ſoll, gibt es, wie man ſieht, nur eine einzige Lage der<lb/>ſchneidenden Ebene, die den Schnitt zur Parabel macht, ſo wie<lb/>
auch nur eine einzige andere Lage den Kreis erzeugt; für die<lb/>
Ellipſe und die Hyperbel aber gibt es unendlich viele Lagen, und<lb/>
es iſt genug, daß die ſchneidende Ebene nur überhaupt über oder<lb/></p></div></div></div></div></body></text></TEI>
[95/0107]
Elliptiſche Bewegung der Himmelskörper.
§. 62. (Hyperbeln.) Tritt nun die ſchneidende Linie MN
noch weiter, oder auf die andere, untere Seite der fixen Linie
MO, d. h. fällt MN zwiſchen die Schenkel OM und MD des
Winkels OMD, ſo bleibt die durch den Schnitt entſtehende Linie,
wie man ſieht, auf der dem Punkte M gegenüberſtehenden Seite
offen, indem ſie da, wie zuvor bei der Parabel, in zwei gleiche
und unendliche Aeſte ausläuft. Allein ſie iſt demungeachtet ſehr
von der Parabel verſchieden. — Verlängert man nämlich die
Seiten BA und DA des Kegels über dem Punkte A, und ſtellt
man dadurch in der Zeichnung den oben erwähnten Doppel-
kegel her, ſo ſieht man, daß die ſchneidende Linie MN, wenn
ſie in den Winkel OMD fällt, nicht nur den unteren, ſondern
daß ſie auch den oberen Kegel trifft, daß alſo die Ebene des
Schnitts in dieſem Falle durch beide Kegel geht, was nicht ge-
ſchehen kann, ſo lange die ſchneidende Linie MN in dem Winkel
AMO oder über der fixen Linie MO liegt. Die hier entſtehende
krumme Linie beſteht alſo aus zwei von einander abgeſonderten,
ähnlichen Theilen, welche ihre Scheitel einander zukehren, und
von welchen jede auf der ihren Scheitel gegenüberſtehenden Seite
mit zwei gleichen Aeſten in’s Unendliche ausläuft. Dieſe krumme
Linie mit vier unendlichen Aeſten heißt Hyperbel.
So lange alſo die ſchneidende Linie MN über der fixen Linie
MO, oder in dem Winkel AMO liegt, entſtehen Ellipſen; fällt
die ſchneidende Linie in die fixe, ſo entſteht die Parabel, und liegt
endlich die ſchneidende Linie unter der fixen, oder in dem Winkel
OMD, ſo entſtehen Hyperbeln. Die Parabel iſt demnach die
Gränze, welche die Ellipſen von den Hyperbeln trennt, ſo wie
auch der Kreis die Gränze von denjenigen Ellipſen iſt, die über
und unter ihm liegen, und deren Excentricität immer größer
wird, je weiter ſie ſich von dieſem Kreiſe, zu den beiden Seiten
deſſelben, entfernen. Für jeden Punkt M des Kegels, wo der Schnitt
anfangen ſoll, gibt es, wie man ſieht, nur eine einzige Lage der
ſchneidenden Ebene, die den Schnitt zur Parabel macht, ſo wie
auch nur eine einzige andere Lage den Kreis erzeugt; für die
Ellipſe und die Hyperbel aber gibt es unendlich viele Lagen, und
es iſt genug, daß die ſchneidende Ebene nur überhaupt über oder
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 3. Stuttgart, 1836, S. 95. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem03_1836/107>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.