Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Venus. der Schattengrenze ein Mittel gibt, die Höhe dieser Berge zumessen, da die Gipfel der höhern Berge offenbar früher vor dem Aufgange, oder später nach dem Untergange der Sonne von ihr beleuchtet seyn werden, als die kleineren. Schröter, der diesen Gegenstand mit besonderem Eifer verfolgte, fand, daß Venus über- haupt sehr gebirgig ist, und daß viele dieser Berge eine Höhe haben, gegen welche die höchsten Berge unserer Erde nur wie Zwerge erscheinen. Er fand Berge, die bis zu einer Höhe von sechs Meilen heransteigen, und die daher sechsmal höher sind, als der Chimborasso oder der Dhawalagiri. Auch hier, wie bei andern Planeten, wie selbst bei der Erde, findet man die größten und höchsten Gebirge in der südlichen Hemisphäre, wovon wir die Ursache noch nicht angeben können. Es ist möglich, daß Süd und Nord nicht bloß eine mathematische Unterscheidung sind, und daß damit eine allgemeine, durch unser ganzes System wirkende Kraft im Zusammenhange stehe, wie wir diese z. B. schon bei unserm Magnetismus bemerken. §. 58. (Rotation der Venus.) So lange man diese Berge der Venus. der Schattengrenze ein Mittel gibt, die Höhe dieſer Berge zumeſſen, da die Gipfel der höhern Berge offenbar früher vor dem Aufgange, oder ſpäter nach dem Untergange der Sonne von ihr beleuchtet ſeyn werden, als die kleineren. Schröter, der dieſen Gegenſtand mit beſonderem Eifer verfolgte, fand, daß Venus über- haupt ſehr gebirgig iſt, und daß viele dieſer Berge eine Höhe haben, gegen welche die höchſten Berge unſerer Erde nur wie Zwerge erſcheinen. Er fand Berge, die bis zu einer Höhe von ſechs Meilen heranſteigen, und die daher ſechsmal höher ſind, als der Chimboraſſo oder der Dhawalagiri. Auch hier, wie bei andern Planeten, wie ſelbſt bei der Erde, findet man die größten und höchſten Gebirge in der ſüdlichen Hemiſphäre, wovon wir die Urſache noch nicht angeben können. Es iſt möglich, daß Süd und Nord nicht bloß eine mathematiſche Unterſcheidung ſind, und daß damit eine allgemeine, durch unſer ganzes Syſtem wirkende Kraft im Zuſammenhange ſtehe, wie wir dieſe z. B. ſchon bei unſerm Magnetismus bemerken. §. 58. (Rotation der Venus.) So lange man dieſe Berge der <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0082" n="72"/><fw place="top" type="header">Venus.</fw><lb/> der Schattengrenze ein Mittel gibt, die Höhe dieſer Berge zu<lb/> meſſen, da die Gipfel der höhern Berge offenbar früher vor dem<lb/> Aufgange, oder ſpäter nach dem Untergange der Sonne von ihr<lb/> beleuchtet ſeyn werden, als die kleineren. Schröter, der dieſen<lb/> Gegenſtand mit beſonderem Eifer verfolgte, fand, daß Venus über-<lb/> haupt ſehr gebirgig iſt, und daß viele dieſer Berge eine Höhe<lb/> haben, gegen welche die höchſten Berge unſerer Erde nur wie<lb/> Zwerge erſcheinen. Er fand Berge, die bis zu einer Höhe von<lb/> ſechs Meilen heranſteigen, und die daher ſechsmal höher ſind,<lb/> als der Chimboraſſo oder der Dhawalagiri. Auch hier, wie bei<lb/> andern Planeten, wie ſelbſt bei der Erde, findet man die größten<lb/> und höchſten Gebirge in der ſüdlichen Hemiſphäre, wovon wir die<lb/> Urſache noch nicht angeben können. Es iſt möglich, daß Süd und<lb/> Nord nicht bloß eine mathematiſche Unterſcheidung ſind, und daß<lb/> damit eine allgemeine, durch unſer ganzes Syſtem wirkende Kraft<lb/> im Zuſammenhange ſtehe, wie wir dieſe z. B. ſchon bei unſerm<lb/> Magnetismus bemerken.</p><lb/> <p>§. 58. (Rotation der Venus.) So lange man dieſe Berge der<lb/> Venus nicht kannte, war es ſchwer, die Rotation derſelben zu<lb/> beſtimmen, da ſie, wie bereits geſagt, nur ſehr wenige, veränder-<lb/> liche und nicht ausgezeichnete Flecken hat. Dominic Caſſini, der<lb/> Stammvater jener aſtronomiſchen Familie, die bis in ihr viertes<lb/> Glied der Sternwarte in Paris vorſtand, hatte bei dieſer Beſtim-<lb/> mung über viele Hinderniſſe zu klagen, da ihm doch die Beob-<lb/> achtung der Rotation von Mars und Jupiter ſehr gut gelungen<lb/> war. Nur mit großer Mühe ſetzte er die Umdrehungszeit der<lb/> Venus auf 23,<hi rendition="#sub">3</hi> unſerer Stunden feſt. Bianchini aber, der eben-<lb/> falls mit für ſeine Zeit ſehr vorzüglichen Fernröhren verſehen war,<lb/> fand ſie etwa 60 Jahre ſpäter gleich 24,<hi rendition="#sub">1</hi> Stunden. Schröter<lb/> der dieſe Planeten über zwanzig Jahre mit Eifer beobachte-<lb/> te, fand mit Hülfe ſeiner 7- und 27füßigen Herſchel’ſchen<lb/> Teleſcope, dieſe Umdrehungszeit der Venus gleich 23 St. 21<lb/> Min., alſo nahe ſo, wie ſchon D. Caſſini im Jahre 1666. Schrö-<lb/> ter benutzte dazu beſonders die bereits oben erwähnten periodi-<lb/> ſchen Veränderungen ihrer Hörnerſpitzen. Man findet dieſe und<lb/> die übrigen Beobachtungen Schröters in ſeinen „Aphroditogra-<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0082]
Venus.
der Schattengrenze ein Mittel gibt, die Höhe dieſer Berge zu
meſſen, da die Gipfel der höhern Berge offenbar früher vor dem
Aufgange, oder ſpäter nach dem Untergange der Sonne von ihr
beleuchtet ſeyn werden, als die kleineren. Schröter, der dieſen
Gegenſtand mit beſonderem Eifer verfolgte, fand, daß Venus über-
haupt ſehr gebirgig iſt, und daß viele dieſer Berge eine Höhe
haben, gegen welche die höchſten Berge unſerer Erde nur wie
Zwerge erſcheinen. Er fand Berge, die bis zu einer Höhe von
ſechs Meilen heranſteigen, und die daher ſechsmal höher ſind,
als der Chimboraſſo oder der Dhawalagiri. Auch hier, wie bei
andern Planeten, wie ſelbſt bei der Erde, findet man die größten
und höchſten Gebirge in der ſüdlichen Hemiſphäre, wovon wir die
Urſache noch nicht angeben können. Es iſt möglich, daß Süd und
Nord nicht bloß eine mathematiſche Unterſcheidung ſind, und daß
damit eine allgemeine, durch unſer ganzes Syſtem wirkende Kraft
im Zuſammenhange ſtehe, wie wir dieſe z. B. ſchon bei unſerm
Magnetismus bemerken.
§. 58. (Rotation der Venus.) So lange man dieſe Berge der
Venus nicht kannte, war es ſchwer, die Rotation derſelben zu
beſtimmen, da ſie, wie bereits geſagt, nur ſehr wenige, veränder-
liche und nicht ausgezeichnete Flecken hat. Dominic Caſſini, der
Stammvater jener aſtronomiſchen Familie, die bis in ihr viertes
Glied der Sternwarte in Paris vorſtand, hatte bei dieſer Beſtim-
mung über viele Hinderniſſe zu klagen, da ihm doch die Beob-
achtung der Rotation von Mars und Jupiter ſehr gut gelungen
war. Nur mit großer Mühe ſetzte er die Umdrehungszeit der
Venus auf 23,3 unſerer Stunden feſt. Bianchini aber, der eben-
falls mit für ſeine Zeit ſehr vorzüglichen Fernröhren verſehen war,
fand ſie etwa 60 Jahre ſpäter gleich 24,1 Stunden. Schröter
der dieſe Planeten über zwanzig Jahre mit Eifer beobachte-
te, fand mit Hülfe ſeiner 7- und 27füßigen Herſchel’ſchen
Teleſcope, dieſe Umdrehungszeit der Venus gleich 23 St. 21
Min., alſo nahe ſo, wie ſchon D. Caſſini im Jahre 1666. Schrö-
ter benutzte dazu beſonders die bereits oben erwähnten periodi-
ſchen Veränderungen ihrer Hörnerſpitzen. Man findet dieſe und
die übrigen Beobachtungen Schröters in ſeinen „Aphroditogra-
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