Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Die Sonne. bewegt. -- Wir haben bereits gesehen, daß die Zeit zwischen denzwei nächsten Erscheinungen oder Verschwindungen eines Fleckens an dem Sonnenrande 27 Tage beträgt. Dieß ist aber noch nicht die wahre Rotationszeit der Sonne, denn da die Erde in ihrer jährlichen Bewegung in 27 Tagen auch nahe 27 Grade zurücklegt, so muß der Flecken in 27 Tagen nicht bloß den ganzen Umfang der Sonnenkugel, nämlich nicht bloß 360 Grade, sondern noch 27 Grade mehr zurückgelegt haben, um das zweitemal am östlichen Rande der Sonne zu erscheinen, so daß man daher die Proportion hat 387° : 360° = 27 T.: x T. oder, da x gleich 25,12 Tage ist, so beträgt auch die Umlaufszeit der Sonne um ihre Axe 25 Tage und nahe 3 Stunden. Uebrigens müssen wir bemerken, daß die Astronomen noch §. 38. (Einfluß der Sonnenflecken auf unsere Witterung.) Noch Littrow's Himmel u. s. Wunder. II. 4
Die Sonne. bewegt. — Wir haben bereits geſehen, daß die Zeit zwiſchen denzwei nächſten Erſcheinungen oder Verſchwindungen eines Fleckens an dem Sonnenrande 27 Tage beträgt. Dieß iſt aber noch nicht die wahre Rotationszeit der Sonne, denn da die Erde in ihrer jährlichen Bewegung in 27 Tagen auch nahe 27 Grade zurücklegt, ſo muß der Flecken in 27 Tagen nicht bloß den ganzen Umfang der Sonnenkugel, nämlich nicht bloß 360 Grade, ſondern noch 27 Grade mehr zurückgelegt haben, um das zweitemal am öſtlichen Rande der Sonne zu erſcheinen, ſo daß man daher die Proportion hat 387° : 360° = 27 T.: x T. oder, da x gleich 25,12 Tage iſt, ſo beträgt auch die Umlaufszeit der Sonne um ihre Axe 25 Tage und nahe 3 Stunden. Uebrigens müſſen wir bemerken, daß die Aſtronomen noch §. 38. (Einfluß der Sonnenflecken auf unſere Witterung.) Noch Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. II. 4
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Die Sonne.
bewegt. — Wir haben bereits geſehen, daß die Zeit zwiſchen den
zwei nächſten Erſcheinungen oder Verſchwindungen eines Fleckens
an dem Sonnenrande 27 Tage beträgt. Dieß iſt aber noch nicht
die wahre Rotationszeit der Sonne, denn da die Erde in ihrer
jährlichen Bewegung in 27 Tagen auch nahe 27 Grade zurücklegt,
ſo muß der Flecken in 27 Tagen nicht bloß den ganzen Umfang
der Sonnenkugel, nämlich nicht bloß 360 Grade, ſondern noch
27 Grade mehr zurückgelegt haben, um das zweitemal am öſtlichen
Rande der Sonne zu erſcheinen, ſo daß man daher die Proportion
hat
387° : 360° = 27 T.: x T.
oder, da x gleich 25,12 Tage iſt, ſo beträgt auch die Umlaufszeit
der Sonne um ihre Axe 25 Tage und nahe 3 Stunden.
Uebrigens müſſen wir bemerken, daß die Aſtronomen noch
immer weder jene Lage des Sonnenäquators, noch auch dieſe
Rotationszeit derſelben genau kennen, weil dieſe Beobachtungen der
Sonnenflecken, wegen der bereits erwähnten Veränderlichkeit der-
ſelben, ſehr ſchwer mit der hier nöthigen Genauigkeit aufzuſtellen
ſind, aus welcher Urſache auch nur wenige Aſtronomen der neuern
Zeit dem Gegenſtande die Aufmerkſamkeit gewidmet haben, deren er
ſonſt in einem ſo hohen Grade würdig iſt, da es in vielen andern,
ſehr wichtigen Beziehungen von dem größten Intereſſe ſeyn würde,
die Poſition dieſes Aequators ſowohl, als auch die Veränderungen,
welchen dieſelbe ohne Zweifel unterworfen iſt, näher kennen zu
lernen.
§. 38. (Einfluß der Sonnenflecken auf unſere Witterung.) Noch
dürfen wir hier der ſehr verbreiteten Meinung Erwähnung thun,
daß die Sonnenflecken einen bedeutenden Einfluß auf unſere
Witterung haben ſollen. Allein es fehlt uns noch an lange genug
fortgeſetzten Beobachtungen, um dieſen Einfluß verbürgen zu
können. Wenn dieſer Flecken ſo viele erſcheinen, daß ſie, wie
vielleicht in den bereits oben erwähnten zwei Jahren des ſechsten
und ſiebenten Jahrhunderts, große Theile der Sonne bedecken, ſo
kann dann eine Wirkung derſelben auf unſere Witterung wohl
nicht bezweifelt werden. Uebrigens hat man in der Erſcheinung
dieſer Flecken bisher nichts Regelmäßiges entdeckt. Nur ſelten
findet man die Sonne ganz frei von ihnen, aber auch eine große
Littrow’s Himmel u. ſ. Wunder. II. 4
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