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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Die Sonne.
er, obschon mit Unrecht, diesen Flecken für den Planeten Merkur
hielt.

Das erste Werk, welches über diesen Gegenstand erschien, ist
das des Joh. Fabricius Phrysius (eines Friesländers) unter dem
Titel: De maculis in sole observatis. Wittemberg. 1611. Er
erzählt, daß er eines Morgens einen schwarzen, auf der einen
Seite grauen Flecken in der Sonne bemerkt, und denselben an-
fangs für eine Wolke gehalten habe. Nachdem er ihn aber
wiederholt an demselben Tage, und mit verschiedenen Fernröhren,
immer an derselben Stelle gefunden hatte, fing er an, an der
wolkenartigen Natur dieser Erscheinung zu zweifeln. Bald darauf
erhob sich die Sonne schon zu sehr über den Horizont, und man
konnte sie, ohne Besorgniß für seine Augen, nicht mehr ansehen *).
Nicht ohne Furcht brachte er die folgende Nacht zu, da ihn der
Argwohn, daß es nur eine vorübergehende Wolke seyn könnte,
noch immer, nicht ganz verlassen hatte. Desto größer war seine
Freude, als er am folgenden Morgen seinen Gast wieder, und
beinahe an derseben Stelle der Sonnenscheibe erblickte. Jetzt ließ
er die Sonnenstrahlen durch eine kleine Oeffnung seines Fenster-
ladens, in einem verfinsterten Zimmer, auf eine weiße Tafel
fallen, und konnte auf diese Weise das Bild der Sonne und des
Fleckens auf dieser Tafel den ganzen Tag durch beobachten. Er
bemerkte bald, daß der Flecken sich von Ost gen West langsam

*) Man kannte damals noch nicht die gefärbten Plangläser, die
man jetzt vor die Oculare der Fernröhre stellt, um das Licht
der Sonne zu dämpfen. Scheiner bediente sich um dieselbe
Zeit zu seinen Sonnenbeobachtungen eines eigenen Fernrohrs,
dessen Objectiv und Ocular aus gefärbtem Glase gemacht war.
Andere schlugen mehrfach über einander gelegte Spinnengewebe
vor, die man nach Art eines Schleiers über das Objectiv
breitete. Auf jene gefärbten Plangläser scheint man erst spät
gekommen zu seyn, da man sie nicht satt genug zu färben ver-
stand, da man nicht darauf dachte, mehrere derselben über ein-
ander zu legen, und da man auch fürchtete, daß dadurch die
Bilder der Gegenstände verzogen werden. Huyghens schlug
einfache Spiegelgläser dazu vor, die man auf der einen Seite
mit Lampenruß ungleich beräucherte, und dann mit einem
zweiten ähnlichen Glase bedeckte, um die berußte Seite des
andern ungestört zu erhalten.

Die Sonne.
er, obſchon mit Unrecht, dieſen Flecken für den Planeten Merkur
hielt.

Das erſte Werk, welches über dieſen Gegenſtand erſchien, iſt
das des Joh. Fabricius Phrysius (eines Friesländers) unter dem
Titel: De maculis in sole observatis. Wittemberg. 1611. Er
erzählt, daß er eines Morgens einen ſchwarzen, auf der einen
Seite grauen Flecken in der Sonne bemerkt, und denſelben an-
fangs für eine Wolke gehalten habe. Nachdem er ihn aber
wiederholt an demſelben Tage, und mit verſchiedenen Fernröhren,
immer an derſelben Stelle gefunden hatte, fing er an, an der
wolkenartigen Natur dieſer Erſcheinung zu zweifeln. Bald darauf
erhob ſich die Sonne ſchon zu ſehr über den Horizont, und man
konnte ſie, ohne Beſorgniß für ſeine Augen, nicht mehr anſehen *).
Nicht ohne Furcht brachte er die folgende Nacht zu, da ihn der
Argwohn, daß es nur eine vorübergehende Wolke ſeyn könnte,
noch immer, nicht ganz verlaſſen hatte. Deſto größer war ſeine
Freude, als er am folgenden Morgen ſeinen Gaſt wieder, und
beinahe an derſeben Stelle der Sonnenſcheibe erblickte. Jetzt ließ
er die Sonnenſtrahlen durch eine kleine Oeffnung ſeines Fenſter-
ladens, in einem verfinſterten Zimmer, auf eine weiße Tafel
fallen, und konnte auf dieſe Weiſe das Bild der Sonne und des
Fleckens auf dieſer Tafel den ganzen Tag durch beobachten. Er
bemerkte bald, daß der Flecken ſich von Oſt gen Weſt langſam

*) Man kannte damals noch nicht die gefärbten Plangläſer, die
man jetzt vor die Oculare der Fernröhre ſtellt, um das Licht
der Sonne zu dämpfen. Scheiner bediente ſich um dieſelbe
Zeit zu ſeinen Sonnenbeobachtungen eines eigenen Fernrohrs,
deſſen Objectiv und Ocular aus gefärbtem Glaſe gemacht war.
Andere ſchlugen mehrfach über einander gelegte Spinnengewebe
vor, die man nach Art eines Schleiers über das Objectiv
breitete. Auf jene gefärbten Plangläſer ſcheint man erſt ſpät
gekommen zu ſeyn, da man ſie nicht ſatt genug zu färben ver-
ſtand, da man nicht darauf dachte, mehrere derſelben über ein-
ander zu legen, und da man auch fürchtete, daß dadurch die
Bilder der Gegenſtände verzogen werden. Huyghens ſchlug
einfache Spiegelgläſer dazu vor, die man auf der einen Seite
mit Lampenruß ungleich beräucherte, und dann mit einem
zweiten ähnlichen Glaſe bedeckte, um die berußte Seite des
andern ungeſtört zu erhalten.
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[44/0054] Die Sonne. er, obſchon mit Unrecht, dieſen Flecken für den Planeten Merkur hielt. Das erſte Werk, welches über dieſen Gegenſtand erſchien, iſt das des Joh. Fabricius Phrysius (eines Friesländers) unter dem Titel: De maculis in sole observatis. Wittemberg. 1611. Er erzählt, daß er eines Morgens einen ſchwarzen, auf der einen Seite grauen Flecken in der Sonne bemerkt, und denſelben an- fangs für eine Wolke gehalten habe. Nachdem er ihn aber wiederholt an demſelben Tage, und mit verſchiedenen Fernröhren, immer an derſelben Stelle gefunden hatte, fing er an, an der wolkenartigen Natur dieſer Erſcheinung zu zweifeln. Bald darauf erhob ſich die Sonne ſchon zu ſehr über den Horizont, und man konnte ſie, ohne Beſorgniß für ſeine Augen, nicht mehr anſehen *). Nicht ohne Furcht brachte er die folgende Nacht zu, da ihn der Argwohn, daß es nur eine vorübergehende Wolke ſeyn könnte, noch immer, nicht ganz verlaſſen hatte. Deſto größer war ſeine Freude, als er am folgenden Morgen ſeinen Gaſt wieder, und beinahe an derſeben Stelle der Sonnenſcheibe erblickte. Jetzt ließ er die Sonnenſtrahlen durch eine kleine Oeffnung ſeines Fenſter- ladens, in einem verfinſterten Zimmer, auf eine weiße Tafel fallen, und konnte auf dieſe Weiſe das Bild der Sonne und des Fleckens auf dieſer Tafel den ganzen Tag durch beobachten. Er bemerkte bald, daß der Flecken ſich von Oſt gen Weſt langſam *) Man kannte damals noch nicht die gefärbten Plangläſer, die man jetzt vor die Oculare der Fernröhre ſtellt, um das Licht der Sonne zu dämpfen. Scheiner bediente ſich um dieſelbe Zeit zu ſeinen Sonnenbeobachtungen eines eigenen Fernrohrs, deſſen Objectiv und Ocular aus gefärbtem Glaſe gemacht war. Andere ſchlugen mehrfach über einander gelegte Spinnengewebe vor, die man nach Art eines Schleiers über das Objectiv breitete. Auf jene gefärbten Plangläſer ſcheint man erſt ſpät gekommen zu ſeyn, da man ſie nicht ſatt genug zu färben ver- ſtand, da man nicht darauf dachte, mehrere derſelben über ein- ander zu legen, und da man auch fürchtete, daß dadurch die Bilder der Gegenſtände verzogen werden. Huyghens ſchlug einfache Spiegelgläſer dazu vor, die man auf der einen Seite mit Lampenruß ungleich beräucherte, und dann mit einem zweiten ähnlichen Glaſe bedeckte, um die berußte Seite des andern ungeſtört zu erhalten.

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 44. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/54>, abgerufen am 24.11.2024.