denselben Stellen, auf welchen frühere Flecken verschwunden sind, häufig Fackeln zu erscheinen pflegen.
§. 33. (Hypothesen über die Sonnenflecken.) Allein was sind diese Flecken? -- Die Meinungen der Astronomen waren lange darüber getheilt. Zuerst glaubte man, daß es opake Auswürfe, gleichsam Schlacke oder Sonnenvulkane wären. Andere, wie Scheiner, hielten sie für dunkle Planeten oder Satelliten der Sonne, die sich, so wie Merkur und Venus, nur in geringeren Entfernungen um die Sonne bewegen. Man wollte daher diesen Planeten auch besondere Namen geben. So nannte sie der Astronom Tarde die lunas Borbonicas, und Maupertuis die sidera austriaca, weil sie Scheiner, ein österreichischer Jesuit, entdeckt haben sollte. Galilei, dem vorzüglich ihre Veränderlichkeit auffiel, hielt sie für Wolken, die in der Sonnenatmosphäre schwimmen. Andere endlich waren der Ansicht, daß das die Sonne bedeckende Lichtmeer einer Art von Ebbe und Fluth unterworfen sey, durch welche zuweilen die unteren Gegenden, Theile jenes Meeresbodens, oder auch früher bedeckte Berge, bloß gelegt werden. Man sieht, daß diese Meinungen keiner umständlichen Widerlegung bedürfen.
Die letzte Ansicht besonders schien demungeachtet selbst Lalande sehr annehmbar, obschon er einige Modificationen an dieselbe an- gebracht hatte. Er hält diese Flecken für Bergspitzen, die über die Lichtsphäre der Sonne sich zu erheben scheinen, wenn die letzte sich zuweilen gegen den Mittelpunkt herabzieht. Die oben erwähnte graue Einfassung erklärt er dadurch, daß dieses Lichtmeer, wo es den Berg berührt, in größeren Entfernungen von dem Gipfel, allmählig tiefer wird, und immer weniger von dem an sich dunkeln Berge durchschimmern läßt. Allein dagegen spricht die ganz gleichförmige Schattirung des oft sehr breiten Randes, die doch, wenn jene Erklärung richtig wäre, nur allmählig lichter werden müßte, so wie auch die scharfe Begränzung der beiden Seiten dieser Ränder.
Der ältere Herschel suchte diese Erscheinungen durch eine dreifache Kugelschale zu erklären, die den ebenfalls kugelförmigen, aber an sich dunklen Körper der Sonne umgeben soll. Nach seiner Darstellung (Philos. Transact. 1801) besteht die erste oder äußerste sphärische Umgebung der Sonne aus einem Lichtmeer
Die Sonne.
denſelben Stellen, auf welchen frühere Flecken verſchwunden ſind, häufig Fackeln zu erſcheinen pflegen.
§. 33. (Hypotheſen über die Sonnenflecken.) Allein was ſind dieſe Flecken? — Die Meinungen der Aſtronomen waren lange darüber getheilt. Zuerſt glaubte man, daß es opake Auswürfe, gleichſam Schlacke oder Sonnenvulkane wären. Andere, wie Scheiner, hielten ſie für dunkle Planeten oder Satelliten der Sonne, die ſich, ſo wie Merkur und Venus, nur in geringeren Entfernungen um die Sonne bewegen. Man wollte daher dieſen Planeten auch beſondere Namen geben. So nannte ſie der Aſtronom Tarde die lunas Borbonicas, und Maupertuis die sidera austriaca, weil ſie Scheiner, ein öſterreichiſcher Jeſuit, entdeckt haben ſollte. Galilei, dem vorzüglich ihre Veränderlichkeit auffiel, hielt ſie für Wolken, die in der Sonnenatmoſphäre ſchwimmen. Andere endlich waren der Anſicht, daß das die Sonne bedeckende Lichtmeer einer Art von Ebbe und Fluth unterworfen ſey, durch welche zuweilen die unteren Gegenden, Theile jenes Meeresbodens, oder auch früher bedeckte Berge, bloß gelegt werden. Man ſieht, daß dieſe Meinungen keiner umſtändlichen Widerlegung bedürfen.
Die letzte Anſicht beſonders ſchien demungeachtet ſelbſt Lalande ſehr annehmbar, obſchon er einige Modificationen an dieſelbe an- gebracht hatte. Er hält dieſe Flecken für Bergſpitzen, die über die Lichtſphäre der Sonne ſich zu erheben ſcheinen, wenn die letzte ſich zuweilen gegen den Mittelpunkt herabzieht. Die oben erwähnte graue Einfaſſung erklärt er dadurch, daß dieſes Lichtmeer, wo es den Berg berührt, in größeren Entfernungen von dem Gipfel, allmählig tiefer wird, und immer weniger von dem an ſich dunkeln Berge durchſchimmern läßt. Allein dagegen ſpricht die ganz gleichförmige Schattirung des oft ſehr breiten Randes, die doch, wenn jene Erklärung richtig wäre, nur allmählig lichter werden müßte, ſo wie auch die ſcharfe Begränzung der beiden Seiten dieſer Ränder.
Der ältere Herſchel ſuchte dieſe Erſcheinungen durch eine dreifache Kugelſchale zu erklären, die den ebenfalls kugelförmigen, aber an ſich dunklen Körper der Sonne umgeben ſoll. Nach ſeiner Darſtellung (Philos. Transact. 1801) beſteht die erſte oder äußerſte ſphäriſche Umgebung der Sonne aus einem Lichtmeer
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Die Sonne.
denſelben Stellen, auf welchen frühere Flecken verſchwunden ſind,
häufig Fackeln zu erſcheinen pflegen.
§. 33. (Hypotheſen über die Sonnenflecken.) Allein was ſind
dieſe Flecken? — Die Meinungen der Aſtronomen waren lange
darüber getheilt. Zuerſt glaubte man, daß es opake Auswürfe,
gleichſam Schlacke oder Sonnenvulkane wären. Andere, wie
Scheiner, hielten ſie für dunkle Planeten oder Satelliten der
Sonne, die ſich, ſo wie Merkur und Venus, nur in geringeren
Entfernungen um die Sonne bewegen. Man wollte daher dieſen
Planeten auch beſondere Namen geben. So nannte ſie der
Aſtronom Tarde die lunas Borbonicas, und Maupertuis die
sidera austriaca, weil ſie Scheiner, ein öſterreichiſcher Jeſuit,
entdeckt haben ſollte. Galilei, dem vorzüglich ihre Veränderlichkeit
auffiel, hielt ſie für Wolken, die in der Sonnenatmoſphäre ſchwimmen.
Andere endlich waren der Anſicht, daß das die Sonne bedeckende
Lichtmeer einer Art von Ebbe und Fluth unterworfen ſey, durch
welche zuweilen die unteren Gegenden, Theile jenes Meeresbodens,
oder auch früher bedeckte Berge, bloß gelegt werden. Man ſieht,
daß dieſe Meinungen keiner umſtändlichen Widerlegung bedürfen.
Die letzte Anſicht beſonders ſchien demungeachtet ſelbſt Lalande
ſehr annehmbar, obſchon er einige Modificationen an dieſelbe an-
gebracht hatte. Er hält dieſe Flecken für Bergſpitzen, die über
die Lichtſphäre der Sonne ſich zu erheben ſcheinen, wenn die
letzte ſich zuweilen gegen den Mittelpunkt herabzieht. Die oben
erwähnte graue Einfaſſung erklärt er dadurch, daß dieſes Lichtmeer,
wo es den Berg berührt, in größeren Entfernungen von dem
Gipfel, allmählig tiefer wird, und immer weniger von dem an
ſich dunkeln Berge durchſchimmern läßt. Allein dagegen ſpricht
die ganz gleichförmige Schattirung des oft ſehr breiten Randes,
die doch, wenn jene Erklärung richtig wäre, nur allmählig lichter
werden müßte, ſo wie auch die ſcharfe Begränzung der beiden
Seiten dieſer Ränder.
Der ältere Herſchel ſuchte dieſe Erſcheinungen durch eine
dreifache Kugelſchale zu erklären, die den ebenfalls kugelförmigen,
aber an ſich dunklen Körper der Sonne umgeben ſoll. Nach ſeiner
Darſtellung (Philos. Transact. 1801) beſteht die erſte oder
äußerſte ſphäriſche Umgebung der Sonne aus einem Lichtmeer
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 42. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/52>, abgerufen am 24.11.2024.
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