Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite

Doppelsterne.
Hälfte Sn zurück zu legen scheinen wird. Diese Unterschiede der
Geschwindigkeiten werden also auf die Zeiten, in welchen der Sa-
tellit die beiden Hälften Am B und Bn A seiner Bahn zurück
legt, keinen Einfluß haben.

Allein wenn dieser Halbmesser der Bahn so groß seyn sollte,
daß selbst das Licht noch mehrere Tage und vielleicht Monate
brauchte um ihn zu durchlaufen, dann würden die beiden beobach-
teten Zeiten der halben Revolutionen durch die erste Hälfte AmB
der Bahn und durch die zweite BnA derselben uns nicht mehr
gleich, sondern die erste würde uns größer, als die zweite er-
scheinen.

Um dieß besser zu übersehen, wollen wir annehmen, der Stern-
satellit brauche genau 1000 Tage, seine ganze Umlaufszeit um den
Centralstern S zu vollenden und der Halbmesser SA oder SB sei-
ner Bahn betrage 36200 Millionen Meilen, die das Licht in
10 Tagen zurücklegt. Wenn wir ihn heute in dem Punkte A sei-
ner Bahn, also bei dem Centralstern S sehen, so wird er von heute
in 250 Tagen den vierten Theil seines Umkreises zurückgelegt ha-
ben und daher in dem Punkte m seyn. Allein dieser zweite Punkt
m ist nahe um den Halbmesser der Bahn von der Erde T weiter
entfernt, als der erste Punkt A, und da das Licht 10 Tage braucht,
diesen Halbmesser zu durchlaufen, so würden wir ihn nicht nach
250 Tagen, sondern um 10 Tage später, also erst in 260 Tagen
nach jener Epoche in dem Punkte m ankommen sehen, weil näm-
lich das von ihm in dem Augenblicke, wo er in m ankömmt, aus-
gesendete Licht erst in 10 Tagen nach der Ankunft des Sterns
in m bei der Erde in T ankommen kann, weil wir die Botschaft
dieser Ankunft des Sterns in m erst in 10 Tagen nach derselben
durch das Licht erhalten können. Dasselbe wird auch von dem
Punkte B gelten, von welchem das Licht bis zu uns zu kommen,
10 Tage mehr, als von m, also auch 20 Tage mehr als von A
brauchen wird. Die Folge davon ist, daß der Satellit die erste
Hälfte seiner Bahn Am B, oder daß er die gerade Linie Sm hin
und zurück, nicht in 500 Tagen, wie er in der That thut, sondern
für uns erst in 520 Tagen zurück zu legen scheinen wird.

Der umgekehrte Fall wird in der zweiten Hälfte Bn A sei-

Doppelſterne.
Hälfte Sn zurück zu legen ſcheinen wird. Dieſe Unterſchiede der
Geſchwindigkeiten werden alſo auf die Zeiten, in welchen der Sa-
tellit die beiden Hälften Am B und Bn A ſeiner Bahn zurück
legt, keinen Einfluß haben.

Allein wenn dieſer Halbmeſſer der Bahn ſo groß ſeyn ſollte,
daß ſelbſt das Licht noch mehrere Tage und vielleicht Monate
brauchte um ihn zu durchlaufen, dann würden die beiden beobach-
teten Zeiten der halben Revolutionen durch die erſte Hälfte AmB
der Bahn und durch die zweite BnA derſelben uns nicht mehr
gleich, ſondern die erſte würde uns größer, als die zweite er-
ſcheinen.

Um dieß beſſer zu überſehen, wollen wir annehmen, der Stern-
ſatellit brauche genau 1000 Tage, ſeine ganze Umlaufszeit um den
Centralſtern S zu vollenden und der Halbmeſſer SA oder SB ſei-
ner Bahn betrage 36200 Millionen Meilen, die das Licht in
10 Tagen zurücklegt. Wenn wir ihn heute in dem Punkte A ſei-
ner Bahn, alſo bei dem Centralſtern S ſehen, ſo wird er von heute
in 250 Tagen den vierten Theil ſeines Umkreiſes zurückgelegt ha-
ben und daher in dem Punkte m ſeyn. Allein dieſer zweite Punkt
m iſt nahe um den Halbmeſſer der Bahn von der Erde T weiter
entfernt, als der erſte Punkt A, und da das Licht 10 Tage braucht,
dieſen Halbmeſſer zu durchlaufen, ſo würden wir ihn nicht nach
250 Tagen, ſondern um 10 Tage ſpäter, alſo erſt in 260 Tagen
nach jener Epoche in dem Punkte m ankommen ſehen, weil näm-
lich das von ihm in dem Augenblicke, wo er in m ankömmt, aus-
geſendete Licht erſt in 10 Tagen nach der Ankunft des Sterns
in m bei der Erde in T ankommen kann, weil wir die Botſchaft
dieſer Ankunft des Sterns in m erſt in 10 Tagen nach derſelben
durch das Licht erhalten können. Daſſelbe wird auch von dem
Punkte B gelten, von welchem das Licht bis zu uns zu kommen,
10 Tage mehr, als von m, alſo auch 20 Tage mehr als von A
brauchen wird. Die Folge davon iſt, daß der Satellit die erſte
Hälfte ſeiner Bahn Am B, oder daß er die gerade Linie Sm hin
und zurück, nicht in 500 Tagen, wie er in der That thut, ſondern
für uns erſt in 520 Tagen zurück zu legen ſcheinen wird.

Der umgekehrte Fall wird in der zweiten Hälfte Bn A ſei-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <p><pb facs="#f0342" n="332"/><fw place="top" type="header">Doppel&#x017F;terne.</fw><lb/>
Hälfte <hi rendition="#aq">Sn</hi> zurück zu legen &#x017F;cheinen wird. Die&#x017F;e Unter&#x017F;chiede der<lb/>
Ge&#x017F;chwindigkeiten werden al&#x017F;o auf die Zeiten, in welchen der Sa-<lb/>
tellit die beiden Hälften <hi rendition="#aq">Am B</hi> und <hi rendition="#aq">Bn A</hi> &#x017F;einer Bahn zurück<lb/>
legt, keinen Einfluß haben.</p><lb/>
            <p>Allein wenn die&#x017F;er Halbme&#x017F;&#x017F;er der Bahn &#x017F;o groß &#x017F;eyn &#x017F;ollte,<lb/>
daß &#x017F;elb&#x017F;t das Licht noch mehrere Tage und vielleicht Monate<lb/>
brauchte um ihn zu durchlaufen, dann würden die beiden beobach-<lb/>
teten Zeiten der halben Revolutionen durch die er&#x017F;te Hälfte <hi rendition="#aq">AmB</hi><lb/>
der Bahn und durch die zweite <hi rendition="#aq">BnA</hi> der&#x017F;elben uns nicht mehr<lb/>
gleich, &#x017F;ondern die er&#x017F;te würde uns größer, als die zweite er-<lb/>
&#x017F;cheinen.</p><lb/>
            <p>Um dieß be&#x017F;&#x017F;er zu über&#x017F;ehen, wollen wir annehmen, der Stern-<lb/>
&#x017F;atellit brauche genau 1000 Tage, &#x017F;eine ganze Umlaufszeit um den<lb/>
Central&#x017F;tern <hi rendition="#aq">S</hi> zu vollenden und der Halbme&#x017F;&#x017F;er <hi rendition="#aq">SA</hi> oder <hi rendition="#aq">SB</hi> &#x017F;ei-<lb/>
ner Bahn betrage 36200 Millionen Meilen, die das Licht in<lb/>
10 Tagen zurücklegt. Wenn wir ihn heute in dem Punkte <hi rendition="#aq">A</hi> &#x017F;ei-<lb/>
ner Bahn, al&#x017F;o bei dem Central&#x017F;tern <hi rendition="#aq">S</hi> &#x017F;ehen, &#x017F;o wird er von heute<lb/>
in 250 Tagen den vierten Theil &#x017F;eines Umkrei&#x017F;es zurückgelegt ha-<lb/>
ben und daher in dem Punkte <hi rendition="#aq">m</hi> &#x017F;eyn. Allein die&#x017F;er zweite Punkt<lb/><hi rendition="#aq">m</hi> i&#x017F;t nahe um den Halbme&#x017F;&#x017F;er der Bahn von der Erde <hi rendition="#aq">T</hi> weiter<lb/>
entfernt, als der er&#x017F;te Punkt <hi rendition="#aq">A</hi>, und da das Licht 10 Tage braucht,<lb/>
die&#x017F;en Halbme&#x017F;&#x017F;er zu durchlaufen, &#x017F;o würden wir ihn nicht nach<lb/>
250 Tagen, &#x017F;ondern um 10 Tage &#x017F;päter, al&#x017F;o er&#x017F;t in 260 Tagen<lb/>
nach jener Epoche in dem Punkte <hi rendition="#aq">m</hi> ankommen &#x017F;ehen, weil näm-<lb/>
lich das von ihm in dem Augenblicke, wo er in <hi rendition="#aq">m</hi> ankömmt, aus-<lb/>
ge&#x017F;endete Licht er&#x017F;t in 10 Tagen nach der Ankunft des Sterns<lb/>
in <hi rendition="#aq">m</hi> bei der Erde in <hi rendition="#aq">T</hi> ankommen kann, weil wir die Bot&#x017F;chaft<lb/>
die&#x017F;er Ankunft des Sterns in <hi rendition="#aq">m</hi> er&#x017F;t in 10 Tagen nach der&#x017F;elben<lb/>
durch das Licht erhalten können. Da&#x017F;&#x017F;elbe wird auch von dem<lb/>
Punkte <hi rendition="#aq">B</hi> gelten, von welchem das Licht bis zu uns zu kommen,<lb/>
10 Tage mehr, als von <hi rendition="#aq">m</hi>, al&#x017F;o auch 20 Tage mehr als von <hi rendition="#aq">A</hi><lb/>
brauchen wird. Die Folge davon i&#x017F;t, daß der Satellit die <hi rendition="#g">er&#x017F;te</hi><lb/>
Hälfte &#x017F;einer Bahn <hi rendition="#aq">Am B</hi>, oder daß er die gerade Linie <hi rendition="#aq">Sm</hi> hin<lb/>
und zurück, nicht in 500 Tagen, wie er in der That thut, &#x017F;ondern<lb/>
für uns er&#x017F;t in 520 Tagen zurück zu legen &#x017F;cheinen wird.</p><lb/>
            <p>Der umgekehrte Fall wird in der <hi rendition="#g">zweiten</hi> Hälfte <hi rendition="#aq">Bn A</hi> &#x017F;ei-<lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[332/0342] Doppelſterne. Hälfte Sn zurück zu legen ſcheinen wird. Dieſe Unterſchiede der Geſchwindigkeiten werden alſo auf die Zeiten, in welchen der Sa- tellit die beiden Hälften Am B und Bn A ſeiner Bahn zurück legt, keinen Einfluß haben. Allein wenn dieſer Halbmeſſer der Bahn ſo groß ſeyn ſollte, daß ſelbſt das Licht noch mehrere Tage und vielleicht Monate brauchte um ihn zu durchlaufen, dann würden die beiden beobach- teten Zeiten der halben Revolutionen durch die erſte Hälfte AmB der Bahn und durch die zweite BnA derſelben uns nicht mehr gleich, ſondern die erſte würde uns größer, als die zweite er- ſcheinen. Um dieß beſſer zu überſehen, wollen wir annehmen, der Stern- ſatellit brauche genau 1000 Tage, ſeine ganze Umlaufszeit um den Centralſtern S zu vollenden und der Halbmeſſer SA oder SB ſei- ner Bahn betrage 36200 Millionen Meilen, die das Licht in 10 Tagen zurücklegt. Wenn wir ihn heute in dem Punkte A ſei- ner Bahn, alſo bei dem Centralſtern S ſehen, ſo wird er von heute in 250 Tagen den vierten Theil ſeines Umkreiſes zurückgelegt ha- ben und daher in dem Punkte m ſeyn. Allein dieſer zweite Punkt m iſt nahe um den Halbmeſſer der Bahn von der Erde T weiter entfernt, als der erſte Punkt A, und da das Licht 10 Tage braucht, dieſen Halbmeſſer zu durchlaufen, ſo würden wir ihn nicht nach 250 Tagen, ſondern um 10 Tage ſpäter, alſo erſt in 260 Tagen nach jener Epoche in dem Punkte m ankommen ſehen, weil näm- lich das von ihm in dem Augenblicke, wo er in m ankömmt, aus- geſendete Licht erſt in 10 Tagen nach der Ankunft des Sterns in m bei der Erde in T ankommen kann, weil wir die Botſchaft dieſer Ankunft des Sterns in m erſt in 10 Tagen nach derſelben durch das Licht erhalten können. Daſſelbe wird auch von dem Punkte B gelten, von welchem das Licht bis zu uns zu kommen, 10 Tage mehr, als von m, alſo auch 20 Tage mehr als von A brauchen wird. Die Folge davon iſt, daß der Satellit die erſte Hälfte ſeiner Bahn Am B, oder daß er die gerade Linie Sm hin und zurück, nicht in 500 Tagen, wie er in der That thut, ſondern für uns erſt in 520 Tagen zurück zu legen ſcheinen wird. Der umgekehrte Fall wird in der zweiten Hälfte Bn A ſei-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/342
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 332. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/342>, abgerufen am 05.05.2024.