Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

Bild:
<< vorherige Seite
Doppelsterne.
[Tabelle]

Dieselbe eigene Bewegung bemerkt man auch bei den Dop-
pelsternen. Nehmen wir an, daß einer derselben sich während
einem Jahrhunderte durch 300 Secunden bewege, so würde er seit
dem Anfange unserer Zeitrechnung oder seit 18 Jahrhunderten schon
einen Weg von 11/2 Grad am Himmel zurückgelegt haben. Dieser
Weg beträgt dreimal so viel, als der Durchmesser des Mondes,
und in der That kann er, wegen der sehr großen Entfernung des
Sterns, viele Billionen von Meilen betragen. Und doch wurde
er auf dieser so großen Bahn stets von seinem andern Stern be-
gleitet! Beide zogen mit einander und der Stern, der zur Zeit
vor Christi Geburt ein Doppelstern war, erscheint auch in unseren
Tagen noch als ein solcher, wenn gleich sein Ort am Himmel um
Billionen Meilen von dem Orte, den er in früheren Zeiten ein-
genommen hat, verschieden seyn mag. Kann man hier noch zwei-
feln, daß die Doppelsterne in der That zu einander gehören?

§. 208. (Vertheilung der Doppelsterne am Himmel.) Die
Doppelsterne sind nicht in allen Gegenden des Himmels gleich
zahlreich. Gewöhnlich sind diejenigen Gegenden, die überhaupt
nur wenig einfache Sterne enthalten, auch an Doppelsternen sehr
arm, z. B. die der Jagdhunde, der Drachen, der Bildhauerwerk-
stätte, also überhaupt in der Nähe der beiden Pole der Milch-
straße. Wie man sich aber dieser Milchstraße nähert, nimmt die
Zahl der einfachen sowohl, als auch der doppelten Sterne schnell
zu. Aber auch außer der Milchstraße gibt es einzelne Gegenden,
die an Doppelsternen sehr reich sind, wie das Sternbild des Per-
seus, des Widders, der Fliege, der Zwillinge und besonders des
Orion.

Nicht selten sieht man auch zwei solche Doppelsterne, also vier

21 *
Doppelſterne.
[Tabelle]

Dieſelbe eigene Bewegung bemerkt man auch bei den Dop-
pelſternen. Nehmen wir an, daß einer derſelben ſich während
einem Jahrhunderte durch 300 Secunden bewege, ſo würde er ſeit
dem Anfange unſerer Zeitrechnung oder ſeit 18 Jahrhunderten ſchon
einen Weg von 1½ Grad am Himmel zurückgelegt haben. Dieſer
Weg beträgt dreimal ſo viel, als der Durchmeſſer des Mondes,
und in der That kann er, wegen der ſehr großen Entfernung des
Sterns, viele Billionen von Meilen betragen. Und doch wurde
er auf dieſer ſo großen Bahn ſtets von ſeinem andern Stern be-
gleitet! Beide zogen mit einander und der Stern, der zur Zeit
vor Chriſti Geburt ein Doppelſtern war, erſcheint auch in unſeren
Tagen noch als ein ſolcher, wenn gleich ſein Ort am Himmel um
Billionen Meilen von dem Orte, den er in früheren Zeiten ein-
genommen hat, verſchieden ſeyn mag. Kann man hier noch zwei-
feln, daß die Doppelſterne in der That zu einander gehören?

§. 208. (Vertheilung der Doppelſterne am Himmel.) Die
Doppelſterne ſind nicht in allen Gegenden des Himmels gleich
zahlreich. Gewöhnlich ſind diejenigen Gegenden, die überhaupt
nur wenig einfache Sterne enthalten, auch an Doppelſternen ſehr
arm, z. B. die der Jagdhunde, der Drachen, der Bildhauerwerk-
ſtätte, alſo überhaupt in der Nähe der beiden Pole der Milch-
ſtraße. Wie man ſich aber dieſer Milchſtraße nähert, nimmt die
Zahl der einfachen ſowohl, als auch der doppelten Sterne ſchnell
zu. Aber auch außer der Milchſtraße gibt es einzelne Gegenden,
die an Doppelſternen ſehr reich ſind, wie das Sternbild des Per-
ſeus, des Widders, der Fliege, der Zwillinge und beſonders des
Orion.

Nicht ſelten ſieht man auch zwei ſolche Doppelſterne, alſo vier

21 *
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <div n="3">
            <pb facs="#f0333" n="323"/>
            <fw place="top" type="header">Doppel&#x017F;terne.</fw><lb/>
            <table>
              <row>
                <cell/>
              </row>
            </table>
            <p>Die&#x017F;elbe eigene Bewegung bemerkt man auch bei den Dop-<lb/>
pel&#x017F;ternen. Nehmen wir an, daß einer der&#x017F;elben &#x017F;ich während<lb/>
einem Jahrhunderte durch 300 Secunden bewege, &#x017F;o würde er &#x017F;eit<lb/>
dem Anfange un&#x017F;erer Zeitrechnung oder &#x017F;eit 18 Jahrhunderten &#x017F;chon<lb/>
einen Weg von 1½ Grad am Himmel zurückgelegt haben. Die&#x017F;er<lb/>
Weg beträgt dreimal &#x017F;o viel, als der Durchme&#x017F;&#x017F;er des Mondes,<lb/>
und in der That kann er, wegen der &#x017F;ehr großen Entfernung des<lb/>
Sterns, viele Billionen von Meilen betragen. Und doch wurde<lb/>
er auf die&#x017F;er &#x017F;o großen Bahn &#x017F;tets von &#x017F;einem andern Stern be-<lb/>
gleitet! Beide zogen mit einander und der Stern, der zur Zeit<lb/>
vor Chri&#x017F;ti Geburt ein Doppel&#x017F;tern war, er&#x017F;cheint auch in un&#x017F;eren<lb/>
Tagen noch als ein &#x017F;olcher, wenn gleich &#x017F;ein Ort am Himmel um<lb/>
Billionen Meilen von dem Orte, den er in früheren Zeiten ein-<lb/>
genommen hat, ver&#x017F;chieden &#x017F;eyn mag. Kann man hier noch zwei-<lb/>
feln, daß die Doppel&#x017F;terne in der That zu einander gehören?</p><lb/>
            <p>§. 208. (Vertheilung der Doppel&#x017F;terne am Himmel.) Die<lb/>
Doppel&#x017F;terne &#x017F;ind nicht in allen Gegenden des Himmels gleich<lb/>
zahlreich. Gewöhnlich &#x017F;ind diejenigen Gegenden, die überhaupt<lb/>
nur wenig einfache Sterne enthalten, auch an Doppel&#x017F;ternen &#x017F;ehr<lb/>
arm, z. B. die der Jagdhunde, der Drachen, der Bildhauerwerk-<lb/>
&#x017F;tätte, al&#x017F;o überhaupt in der Nähe der beiden Pole der Milch-<lb/>
&#x017F;traße. Wie man &#x017F;ich aber die&#x017F;er Milch&#x017F;traße nähert, nimmt die<lb/>
Zahl der einfachen &#x017F;owohl, als auch der doppelten Sterne &#x017F;chnell<lb/>
zu. Aber auch außer der Milch&#x017F;traße gibt es einzelne Gegenden,<lb/>
die an Doppel&#x017F;ternen &#x017F;ehr reich &#x017F;ind, wie das Sternbild des Per-<lb/>
&#x017F;eus, des Widders, der Fliege, der Zwillinge und be&#x017F;onders des<lb/>
Orion.</p><lb/>
            <p>Nicht &#x017F;elten &#x017F;ieht man auch zwei &#x017F;olche Doppel&#x017F;terne, al&#x017F;o vier<lb/>
<fw place="bottom" type="sig">21 *</fw><lb/></p>
          </div>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[323/0333] Doppelſterne. Dieſelbe eigene Bewegung bemerkt man auch bei den Dop- pelſternen. Nehmen wir an, daß einer derſelben ſich während einem Jahrhunderte durch 300 Secunden bewege, ſo würde er ſeit dem Anfange unſerer Zeitrechnung oder ſeit 18 Jahrhunderten ſchon einen Weg von 1½ Grad am Himmel zurückgelegt haben. Dieſer Weg beträgt dreimal ſo viel, als der Durchmeſſer des Mondes, und in der That kann er, wegen der ſehr großen Entfernung des Sterns, viele Billionen von Meilen betragen. Und doch wurde er auf dieſer ſo großen Bahn ſtets von ſeinem andern Stern be- gleitet! Beide zogen mit einander und der Stern, der zur Zeit vor Chriſti Geburt ein Doppelſtern war, erſcheint auch in unſeren Tagen noch als ein ſolcher, wenn gleich ſein Ort am Himmel um Billionen Meilen von dem Orte, den er in früheren Zeiten ein- genommen hat, verſchieden ſeyn mag. Kann man hier noch zwei- feln, daß die Doppelſterne in der That zu einander gehören? §. 208. (Vertheilung der Doppelſterne am Himmel.) Die Doppelſterne ſind nicht in allen Gegenden des Himmels gleich zahlreich. Gewöhnlich ſind diejenigen Gegenden, die überhaupt nur wenig einfache Sterne enthalten, auch an Doppelſternen ſehr arm, z. B. die der Jagdhunde, der Drachen, der Bildhauerwerk- ſtätte, alſo überhaupt in der Nähe der beiden Pole der Milch- ſtraße. Wie man ſich aber dieſer Milchſtraße nähert, nimmt die Zahl der einfachen ſowohl, als auch der doppelten Sterne ſchnell zu. Aber auch außer der Milchſtraße gibt es einzelne Gegenden, die an Doppelſternen ſehr reich ſind, wie das Sternbild des Per- ſeus, des Widders, der Fliege, der Zwillinge und beſonders des Orion. Nicht ſelten ſieht man auch zwei ſolche Doppelſterne, alſo vier 21 *

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/333
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 323. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/333>, abgerufen am 05.05.2024.