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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Kometen.
beleuchtete Dünste. Während man durch unsere Nebel selbst die
größeren Gegenstände, wie unsere Häuser und Bäume, oft schon
auf hundert Schritte nicht mehr zu erkennen vermag, sieht man
durch die Nebelhüllen der Kometen, die oft viel tausend Meilen
im Durchmesser betragen, auch die kleinsten Fixsterne noch mit
ungeschwächtem Lichte. In einem viel höheren Grade gilt das-
selbe von den noch viel feineren Dünsten ihrer Schweife. Das
Gewebe, aus welchen diese Körper bestehen, ist daher wahrschein-
lich so ungemein zart und locker, daß es nur mehr mit unseren
verschiedenen Luftarten zu vergleichen seyn mag. Es ist daher
wohl möglich, daß wir einen Kometen nicht einmal sehen würden,
wenn wir uns mitten in ihm befänden. Und so kann auch die
Erde schon öfter durch eine solche Nebelmasse gegangen seyn, ohne
daß wir es gewahr worden sind.

§. 162. (Masse des Kerns der Kometen.) Etwas dichter scheint
der eigentliche Kern der Kometen zu seyn, wie man aus dem
helleren Lichte schließen kann, durch welches er sich gewöhnlich von
dem übrigen Körper des Kometen unterscheidet. Zwar will man
schon öfter selbst kleinere Fixsterne durch diesen Kern durchschim-
mern gesehen haben, woraus man mit Recht auf eine sehr geringe
Dichtigkeit der Masse dieses Kerns geschlossen haben würde. Allein
jene Beobachtungen selbst sind zweifelhaft. Die Beobachtung von
Olbers an dem Kometen von 1796 hat er selbst dahin berichtiget,
daß der Stern wahrscheinlich nur sehr nahe an dem Kern, aber
nicht hinter ihm vorüber gegangen ist. Andere Beobachtungen
dieser Art von Bryant i. J. 1744 und von Herschel i. J. 1795
sind nicht genau und entscheidend genug angeführt worden. Das-
selbe gilt von dem Vorübergange eines Kometenkerns vor einem
kleinen Stern, den Montaigne i. J. 1774 gesehen haben soll, so
wie von der ähnlichen Erscheinung, die Messier an demselben Ko-
meten i. J. 1774 an einem andern Tage beobachtet hat. Die
Bedeckung eines Sterns der siebenten Größe, die Valz zu Nimes
i. J. 1825 sah, scheint auch nur ein naher Vorübergang des
Kerns bei dem Kometen gewesen zu seyn. Entscheidender würde
Wartmanns Beobachtung vom 28. November 1828 seyn, der sagt,
daß er den Stern von dem Kern des Kometen vollkommen bedeckt

Kometen.
beleuchtete Dünſte. Während man durch unſere Nebel ſelbſt die
größeren Gegenſtände, wie unſere Häuſer und Bäume, oft ſchon
auf hundert Schritte nicht mehr zu erkennen vermag, ſieht man
durch die Nebelhüllen der Kometen, die oft viel tauſend Meilen
im Durchmeſſer betragen, auch die kleinſten Fixſterne noch mit
ungeſchwächtem Lichte. In einem viel höheren Grade gilt daſ-
ſelbe von den noch viel feineren Dünſten ihrer Schweife. Das
Gewebe, aus welchen dieſe Körper beſtehen, iſt daher wahrſchein-
lich ſo ungemein zart und locker, daß es nur mehr mit unſeren
verſchiedenen Luftarten zu vergleichen ſeyn mag. Es iſt daher
wohl möglich, daß wir einen Kometen nicht einmal ſehen würden,
wenn wir uns mitten in ihm befänden. Und ſo kann auch die
Erde ſchon öfter durch eine ſolche Nebelmaſſe gegangen ſeyn, ohne
daß wir es gewahr worden ſind.

§. 162. (Maſſe des Kerns der Kometen.) Etwas dichter ſcheint
der eigentliche Kern der Kometen zu ſeyn, wie man aus dem
helleren Lichte ſchließen kann, durch welches er ſich gewöhnlich von
dem übrigen Körper des Kometen unterſcheidet. Zwar will man
ſchon öfter ſelbſt kleinere Fixſterne durch dieſen Kern durchſchim-
mern geſehen haben, woraus man mit Recht auf eine ſehr geringe
Dichtigkeit der Maſſe dieſes Kerns geſchloſſen haben würde. Allein
jene Beobachtungen ſelbſt ſind zweifelhaft. Die Beobachtung von
Olbers an dem Kometen von 1796 hat er ſelbſt dahin berichtiget,
daß der Stern wahrſcheinlich nur ſehr nahe an dem Kern, aber
nicht hinter ihm vorüber gegangen iſt. Andere Beobachtungen
dieſer Art von Bryant i. J. 1744 und von Herſchel i. J. 1795
ſind nicht genau und entſcheidend genug angeführt worden. Daſ-
ſelbe gilt von dem Vorübergange eines Kometenkerns vor einem
kleinen Stern, den Montaigne i. J. 1774 geſehen haben ſoll, ſo
wie von der ähnlichen Erſcheinung, die Meſſier an demſelben Ko-
meten i. J. 1774 an einem andern Tage beobachtet hat. Die
Bedeckung eines Sterns der ſiebenten Größe, die Valz zu Nimes
i. J. 1825 ſah, ſcheint auch nur ein naher Vorübergang des
Kerns bei dem Kometen geweſen zu ſeyn. Entſcheidender würde
Wartmanns Beobachtung vom 28. November 1828 ſeyn, der ſagt,
daß er den Stern von dem Kern des Kometen vollkommen bedeckt

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[242/0252] Kometen. beleuchtete Dünſte. Während man durch unſere Nebel ſelbſt die größeren Gegenſtände, wie unſere Häuſer und Bäume, oft ſchon auf hundert Schritte nicht mehr zu erkennen vermag, ſieht man durch die Nebelhüllen der Kometen, die oft viel tauſend Meilen im Durchmeſſer betragen, auch die kleinſten Fixſterne noch mit ungeſchwächtem Lichte. In einem viel höheren Grade gilt daſ- ſelbe von den noch viel feineren Dünſten ihrer Schweife. Das Gewebe, aus welchen dieſe Körper beſtehen, iſt daher wahrſchein- lich ſo ungemein zart und locker, daß es nur mehr mit unſeren verſchiedenen Luftarten zu vergleichen ſeyn mag. Es iſt daher wohl möglich, daß wir einen Kometen nicht einmal ſehen würden, wenn wir uns mitten in ihm befänden. Und ſo kann auch die Erde ſchon öfter durch eine ſolche Nebelmaſſe gegangen ſeyn, ohne daß wir es gewahr worden ſind. §. 162. (Maſſe des Kerns der Kometen.) Etwas dichter ſcheint der eigentliche Kern der Kometen zu ſeyn, wie man aus dem helleren Lichte ſchließen kann, durch welches er ſich gewöhnlich von dem übrigen Körper des Kometen unterſcheidet. Zwar will man ſchon öfter ſelbſt kleinere Fixſterne durch dieſen Kern durchſchim- mern geſehen haben, woraus man mit Recht auf eine ſehr geringe Dichtigkeit der Maſſe dieſes Kerns geſchloſſen haben würde. Allein jene Beobachtungen ſelbſt ſind zweifelhaft. Die Beobachtung von Olbers an dem Kometen von 1796 hat er ſelbſt dahin berichtiget, daß der Stern wahrſcheinlich nur ſehr nahe an dem Kern, aber nicht hinter ihm vorüber gegangen iſt. Andere Beobachtungen dieſer Art von Bryant i. J. 1744 und von Herſchel i. J. 1795 ſind nicht genau und entſcheidend genug angeführt worden. Daſ- ſelbe gilt von dem Vorübergange eines Kometenkerns vor einem kleinen Stern, den Montaigne i. J. 1774 geſehen haben ſoll, ſo wie von der ähnlichen Erſcheinung, die Meſſier an demſelben Ko- meten i. J. 1774 an einem andern Tage beobachtet hat. Die Bedeckung eines Sterns der ſiebenten Größe, die Valz zu Nimes i. J. 1825 ſah, ſcheint auch nur ein naher Vorübergang des Kerns bei dem Kometen geweſen zu ſeyn. Entſcheidender würde Wartmanns Beobachtung vom 28. November 1828 ſeyn, der ſagt, daß er den Stern von dem Kern des Kometen vollkommen bedeckt

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 242. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/252>, abgerufen am 18.05.2024.