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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Der Mond.
den können. Indeß will doch Schröter zuweilen Spuren einer
äußerst schwachen Dämmerung, besonders zur Zeit des Neumondes
an den sogenannten Hörnerspitzen des Mondes, bemerkt haben.
Wo aber keine Atmosphäre ist, läßt sich auch kein Wasser oder
eine demselben ähnliche Flüssigkeit annehmen. Wenn der Erde
ihre Luft entzogen würde, so würden die Flüsse und Meere der-
selben in kurzer Zeit verdünsten und die ganze Erde austrocknen.
In der That können wir auch auf der Oberfläche des Mondes
nichts bemerken, was diesen unseren irdischen Wasserbehältern ähn-
lich wäre. Schröter behauptet, auf dem ganzen Monde auch
nicht eine Stelle von einiger Ausdehnung gesehen zu haben, die
auf ihrer Oberfläche ganz eben wäre, wie die des Wassers seyn
müßte. Die großen, grauen Stellen des Mondes, die man mit
den Namen der Meere belegt hat, sind voll kleiner Erhabenhei-
ten und Vertiefungen und können durchaus nicht mit unsern Seen
und Meeren verglichen werden. Indeß behauptet der jüngere
Herschel, mit den großen Telescopen seines Vaters mehrere voll-
kommen ebene Stellen daselbst gefunden zu haben, die er zwar
nicht für Wasserflächen hält, die aber doch ganz den Charakter
der Alluviation tragen sollen. Es ist in der That nicht wahr-
scheinlich, daß dieser Himmelskörper immer ohne Atmosphäre ge-
wesen ist. Die großen Revolutionen, die in der Vorzeit auf seiner
Oberfläche statt gehabt haben, setzen die Wirkungen des Feuers
und diese wieder die Luft voraus, wenigstens eine feine Luft,
ohne welche unser Feuer nicht bestehen könnte.

§. 141. (Mangel an Wasser auf dem Monde.) Für diesen
Mangel an Flüssigkeit jeder Art spricht auch schon der bloße An-
blick des Mondes. Er erscheint uns wie ein trockener Gyps- oder
Schwefelguß mit unzähligen Blasen und Höhlungen, mit Bergen
und Thälern bedeckt, die von großen und heftigen Erschütterungen
zeugen, welche der Mond in der Vorzeit erlitten hat. Schröter
ist der Ansicht, daß alle diese Zerstörungen, die man auf der Ober-
fläche des Mondes bemerkt, durch eine nicht ganz vollführte Erup-
tion oder durch eine bloße Aufschwellung seiner Oberfläche entstan-
den sind. Das elastische Fluidum in seinem Innern drängte gegen
die Oberfläche und verursachte dadurch an einzelnen Stellen jene

Der Mond.
den können. Indeß will doch Schröter zuweilen Spuren einer
äußerſt ſchwachen Dämmerung, beſonders zur Zeit des Neumondes
an den ſogenannten Hörnerſpitzen des Mondes, bemerkt haben.
Wo aber keine Atmoſphäre iſt, läßt ſich auch kein Waſſer oder
eine demſelben ähnliche Flüſſigkeit annehmen. Wenn der Erde
ihre Luft entzogen würde, ſo würden die Flüſſe und Meere der-
ſelben in kurzer Zeit verdünſten und die ganze Erde austrocknen.
In der That können wir auch auf der Oberfläche des Mondes
nichts bemerken, was dieſen unſeren irdiſchen Waſſerbehältern ähn-
lich wäre. Schröter behauptet, auf dem ganzen Monde auch
nicht eine Stelle von einiger Ausdehnung geſehen zu haben, die
auf ihrer Oberfläche ganz eben wäre, wie die des Waſſers ſeyn
müßte. Die großen, grauen Stellen des Mondes, die man mit
den Namen der Meere belegt hat, ſind voll kleiner Erhabenhei-
ten und Vertiefungen und können durchaus nicht mit unſern Seen
und Meeren verglichen werden. Indeß behauptet der jüngere
Herſchel, mit den großen Teleſcopen ſeines Vaters mehrere voll-
kommen ebene Stellen daſelbſt gefunden zu haben, die er zwar
nicht für Waſſerflächen hält, die aber doch ganz den Charakter
der Alluviation tragen ſollen. Es iſt in der That nicht wahr-
ſcheinlich, daß dieſer Himmelskörper immer ohne Atmoſphäre ge-
weſen iſt. Die großen Revolutionen, die in der Vorzeit auf ſeiner
Oberfläche ſtatt gehabt haben, ſetzen die Wirkungen des Feuers
und dieſe wieder die Luft voraus, wenigſtens eine feine Luft,
ohne welche unſer Feuer nicht beſtehen könnte.

§. 141. (Mangel an Waſſer auf dem Monde.) Für dieſen
Mangel an Flüſſigkeit jeder Art ſpricht auch ſchon der bloße An-
blick des Mondes. Er erſcheint uns wie ein trockener Gyps- oder
Schwefelguß mit unzähligen Blaſen und Höhlungen, mit Bergen
und Thälern bedeckt, die von großen und heftigen Erſchütterungen
zeugen, welche der Mond in der Vorzeit erlitten hat. Schröter
iſt der Anſicht, daß alle dieſe Zerſtörungen, die man auf der Ober-
fläche des Mondes bemerkt, durch eine nicht ganz vollführte Erup-
tion oder durch eine bloße Aufſchwellung ſeiner Oberfläche entſtan-
den ſind. Das elaſtiſche Fluidum in ſeinem Innern drängte gegen
die Oberfläche und verurſachte dadurch an einzelnen Stellen jene

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[196/0206] Der Mond. den können. Indeß will doch Schröter zuweilen Spuren einer äußerſt ſchwachen Dämmerung, beſonders zur Zeit des Neumondes an den ſogenannten Hörnerſpitzen des Mondes, bemerkt haben. Wo aber keine Atmoſphäre iſt, läßt ſich auch kein Waſſer oder eine demſelben ähnliche Flüſſigkeit annehmen. Wenn der Erde ihre Luft entzogen würde, ſo würden die Flüſſe und Meere der- ſelben in kurzer Zeit verdünſten und die ganze Erde austrocknen. In der That können wir auch auf der Oberfläche des Mondes nichts bemerken, was dieſen unſeren irdiſchen Waſſerbehältern ähn- lich wäre. Schröter behauptet, auf dem ganzen Monde auch nicht eine Stelle von einiger Ausdehnung geſehen zu haben, die auf ihrer Oberfläche ganz eben wäre, wie die des Waſſers ſeyn müßte. Die großen, grauen Stellen des Mondes, die man mit den Namen der Meere belegt hat, ſind voll kleiner Erhabenhei- ten und Vertiefungen und können durchaus nicht mit unſern Seen und Meeren verglichen werden. Indeß behauptet der jüngere Herſchel, mit den großen Teleſcopen ſeines Vaters mehrere voll- kommen ebene Stellen daſelbſt gefunden zu haben, die er zwar nicht für Waſſerflächen hält, die aber doch ganz den Charakter der Alluviation tragen ſollen. Es iſt in der That nicht wahr- ſcheinlich, daß dieſer Himmelskörper immer ohne Atmoſphäre ge- weſen iſt. Die großen Revolutionen, die in der Vorzeit auf ſeiner Oberfläche ſtatt gehabt haben, ſetzen die Wirkungen des Feuers und dieſe wieder die Luft voraus, wenigſtens eine feine Luft, ohne welche unſer Feuer nicht beſtehen könnte. §. 141. (Mangel an Waſſer auf dem Monde.) Für dieſen Mangel an Flüſſigkeit jeder Art ſpricht auch ſchon der bloße An- blick des Mondes. Er erſcheint uns wie ein trockener Gyps- oder Schwefelguß mit unzähligen Blaſen und Höhlungen, mit Bergen und Thälern bedeckt, die von großen und heftigen Erſchütterungen zeugen, welche der Mond in der Vorzeit erlitten hat. Schröter iſt der Anſicht, daß alle dieſe Zerſtörungen, die man auf der Ober- fläche des Mondes bemerkt, durch eine nicht ganz vollführte Erup- tion oder durch eine bloße Aufſchwellung ſeiner Oberfläche entſtan- den ſind. Das elaſtiſche Fluidum in ſeinem Innern drängte gegen die Oberfläche und verurſachte dadurch an einzelnen Stellen jene

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 196. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/206>, abgerufen am 22.11.2024.