Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.Der Mond. gewöhnlich einen isolirten kegelförmigen Berg haben. Zwei solcheRinggebirge sieht man in der Karte unter den Namen Plato und Eudoxus an der nördlichen oder untern Seite der Karte, denn die Zeichnung stellt den Mond in verkehrter Lage dar, wie er durch ein astronomisches Fernrohr erscheint. -- Die Bergketten laufen gewöhnlich von sehr hohen Bergrücken aus, von denen sie sich wie Lichtstrahlen nach allen Seiten oft auf große Weiten aus- breiten. Solche sieht man auf der Karte bei Kepler und Co- pernicus auf der Ostseite, besonders bei dem letzten, von dem vier große Streifen gegen Norden herab ziehen, nebst mehreren kleineren, die in der Karte nicht verzeichnet werden konnten. Häufig ist der Mittelpunkt oder der Kern dieser Bergketten selbst wieder ein hohes Ringgebirg, doch sieht man auch andere Bergzüge ohne Ringgebirg, wie z. B. das sehr große, welches auf der West- seite von Eratosthenes, Autolykus, Aristipp und Cassini hinzieht und östlich von Eudox endet. In manchen Gegenden des Monds findet man wieder eine Endlich muß man noch die großen, meist grau gefärbten §. 136. (Ringgebirge des Monds.) Die Ringgebirge, von Der Mond. gewöhnlich einen iſolirten kegelförmigen Berg haben. Zwei ſolcheRinggebirge ſieht man in der Karte unter den Namen Plato und Eudoxus an der nördlichen oder untern Seite der Karte, denn die Zeichnung ſtellt den Mond in verkehrter Lage dar, wie er durch ein aſtronomiſches Fernrohr erſcheint. — Die Bergketten laufen gewöhnlich von ſehr hohen Bergrücken aus, von denen ſie ſich wie Lichtſtrahlen nach allen Seiten oft auf große Weiten aus- breiten. Solche ſieht man auf der Karte bei Kepler und Co- pernicus auf der Oſtſeite, beſonders bei dem letzten, von dem vier große Streifen gegen Norden herab ziehen, nebſt mehreren kleineren, die in der Karte nicht verzeichnet werden konnten. Häufig iſt der Mittelpunkt oder der Kern dieſer Bergketten ſelbſt wieder ein hohes Ringgebirg, doch ſieht man auch andere Bergzüge ohne Ringgebirg, wie z. B. das ſehr große, welches auf der Weſt- ſeite von Eratoſthenes, Autolykus, Ariſtipp und Caſſini hinzieht und öſtlich von Eudox endet. In manchen Gegenden des Monds findet man wieder eine Endlich muß man noch die großen, meiſt grau gefärbten §. 136. (Ringgebirge des Monds.) Die Ringgebirge, von <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0200" n="190"/><fw place="top" type="header">Der Mond.</fw><lb/> gewöhnlich einen iſolirten kegelförmigen Berg haben. 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Der eigentliche Kern des Copernicus iſt ein ſolches<lb/> Ringgebirge, deſſen Inneres ganz das Ausſehen eines Kraters hat<lb/></p> </div> </div> </div> </body> </text> </TEI> [190/0200]
Der Mond.
gewöhnlich einen iſolirten kegelförmigen Berg haben. Zwei ſolche
Ringgebirge ſieht man in der Karte unter den Namen Plato
und Eudoxus an der nördlichen oder untern Seite der Karte,
denn die Zeichnung ſtellt den Mond in verkehrter Lage dar, wie
er durch ein aſtronomiſches Fernrohr erſcheint. — Die Bergketten
laufen gewöhnlich von ſehr hohen Bergrücken aus, von denen ſie
ſich wie Lichtſtrahlen nach allen Seiten oft auf große Weiten aus-
breiten. Solche ſieht man auf der Karte bei Kepler und Co-
pernicus auf der Oſtſeite, beſonders bei dem letzten, von dem
vier große Streifen gegen Norden herab ziehen, nebſt mehreren
kleineren, die in der Karte nicht verzeichnet werden konnten. Häufig
iſt der Mittelpunkt oder der Kern dieſer Bergketten ſelbſt wieder
ein hohes Ringgebirg, doch ſieht man auch andere Bergzüge
ohne Ringgebirg, wie z. B. das ſehr große, welches auf der Weſt-
ſeite von Eratoſthenes, Autolykus, Ariſtipp und Caſſini hinzieht
und öſtlich von Eudox endet.
In manchen Gegenden des Monds findet man wieder eine
Menge einzelner Bergkegel verſtreut, die ſich iſolirt und ſchroff
aus der ſie umgebenden Ebene erheben. An andern Stellen ſieht
man wieder Vertiefungen, die nach Art der Flüſſe oder der Stra-
ßen, bei geringer Breite und Tiefe, oft viele Meilen weit fortlau-
fen, an mehreren Stellen mit Gruben oder Einſenkungen verſehen
ſind und meiſtens zwei oder mehrere Ringgebirge zu verbinden
ſcheinen.
Endlich muß man noch die großen, meiſt grau gefärbten
Flecken bemerken, in welchen ſich nur geringe Unebenheiteu, oder
keine Berge finden und die man mit den Namen der Meere
bezeichnet hat, wie das Mare nubium, imbrium, nectaris
u. ſ. w.
§. 136. (Ringgebirge des Monds.) Die Ringgebirge, von
denen wir auf unſerer Erde nichts ähnliches aufzuweiſen haben,
ſind in ſehr großer Anzahl auf dem Monde zu finden und ſcheinen
durchaus vulkaniſchen Urſprungs zu ſeyn. Die Revolutionen,
durch die ſie erzeugt worden ſind, müſſen von der heftigſten Art
geweſen ſeyn. Der eigentliche Kern des Copernicus iſt ein ſolches
Ringgebirge, deſſen Inneres ganz das Ausſehen eines Kraters hat
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