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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835.

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Der Mond.
nämlich oben (I. S. 324) gesehen, daß die Erde dem Monde
ganz eben solche Lichtabwechslungen zeigt, wie der Mond uns,
und daß die Bewohner des letzten die große Scheibe der ersten
bald im Volllichte, bald in einem ihrer beiden Viertel, bald
wieder im Neulichte sehen. Diese vier Phasen der Erde werden
ihnen ohne Zweifel ein sehr bequemes Mittel geben, ihre langen
Tage einzutheilen, so wie wir den Abwechslungen des Mondes
unsere Wochen und Monate verdanken. Nebst dieser Eintheilung
ihres Tages, oder was dasselbe ist, ihres Jahres in vier gleiche
Theile, werden ihnen die großen Flecken der Erde, die sich regel-
mäßig ihren Blicken zeigen und wieder entziehen, als Mittel zu
Unterabtheilungen jener Zeiten dienen. -- Aber auch diesen Vor-
theil genießen nur diejenigen, welche die vordere, uns sichtbare
Seite des Mondes bewohnen, so wie zugleich nur die Nächte
dieser Hemisphäre von der Erde, wenn diese im Volllichte ist,
beleuchtet, und zwar dreizehnmal stärker, als die Erde vom Voll-
monde, beleuchtet werden, während die andere Hemisphäre, zu
derselben Zeit sowohl das Licht der Sonne, als auch das der Erde
völlig entbehren muß.

§. 133. (Berge des Mondes.) Mit unbewaffnetem Auge
gesehen, erscheint uns der Mond als eine runde, ebene Scheibe,
mit mehreren grauen Flecken bedeckt, die uns entweder ihr eigenes
oder das von einem andern Körper erhaltene Licht, gleich einem
Spiegel, zuwirft. Allein die Abwechslung seiner Lichtgestalten und
die Abhängigkeit derselben von der Stellung des Mondes gegen
die Sonne *) zeigt uns sehr bald, daß der Mond keine ebene
Scheibe, sondern eine Kugel ist, und daß diese Kugel kein eigenes
Licht hat, sondern dasselbe nur von der Sonne geborgt erhält.
(Vergl. I. §. 163). Auch sieht man bald, daß die Oberfläche
dieser Kugel nicht so glatt, wie die eines convexen Spiegels seyn
kann, weil sie sonst das Bild der Sonne nur von einem einzigen

*) Nennt man den scheinbaren Halbmesser des Mondes die Ein-
heit, so ist die größte Breite des beleuchteten Theiles desselben
für jeden Tag des Mondmonats gleich dem Sinus versus des
Winkels, den man erhält, wenn man die Länge der Sonne für
diesen Tag von der Länge des Mondes subtrahirt.

Der Mond.
nämlich oben (I. S. 324) geſehen, daß die Erde dem Monde
ganz eben ſolche Lichtabwechslungen zeigt, wie der Mond uns,
und daß die Bewohner des letzten die große Scheibe der erſten
bald im Volllichte, bald in einem ihrer beiden Viertel, bald
wieder im Neulichte ſehen. Dieſe vier Phaſen der Erde werden
ihnen ohne Zweifel ein ſehr bequemes Mittel geben, ihre langen
Tage einzutheilen, ſo wie wir den Abwechslungen des Mondes
unſere Wochen und Monate verdanken. Nebſt dieſer Eintheilung
ihres Tages, oder was daſſelbe iſt, ihres Jahres in vier gleiche
Theile, werden ihnen die großen Flecken der Erde, die ſich regel-
mäßig ihren Blicken zeigen und wieder entziehen, als Mittel zu
Unterabtheilungen jener Zeiten dienen. — Aber auch dieſen Vor-
theil genießen nur diejenigen, welche die vordere, uns ſichtbare
Seite des Mondes bewohnen, ſo wie zugleich nur die Nächte
dieſer Hemiſphäre von der Erde, wenn dieſe im Volllichte iſt,
beleuchtet, und zwar dreizehnmal ſtärker, als die Erde vom Voll-
monde, beleuchtet werden, während die andere Hemiſphäre, zu
derſelben Zeit ſowohl das Licht der Sonne, als auch das der Erde
völlig entbehren muß.

§. 133. (Berge des Mondes.) Mit unbewaffnetem Auge
geſehen, erſcheint uns der Mond als eine runde, ebene Scheibe,
mit mehreren grauen Flecken bedeckt, die uns entweder ihr eigenes
oder das von einem andern Körper erhaltene Licht, gleich einem
Spiegel, zuwirft. Allein die Abwechslung ſeiner Lichtgeſtalten und
die Abhängigkeit derſelben von der Stellung des Mondes gegen
die Sonne *) zeigt uns ſehr bald, daß der Mond keine ebene
Scheibe, ſondern eine Kugel iſt, und daß dieſe Kugel kein eigenes
Licht hat, ſondern daſſelbe nur von der Sonne geborgt erhält.
(Vergl. I. §. 163). Auch ſieht man bald, daß die Oberfläche
dieſer Kugel nicht ſo glatt, wie die eines convexen Spiegels ſeyn
kann, weil ſie ſonſt das Bild der Sonne nur von einem einzigen

*) Nennt man den ſcheinbaren Halbmeſſer des Mondes die Ein-
heit, ſo iſt die größte Breite des beleuchteten Theiles deſſelben
für jeden Tag des Mondmonats gleich dem Sinus versus des
Winkels, den man erhält, wenn man die Länge der Sonne für
dieſen Tag von der Länge des Mondes ſubtrahirt.
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[186/0196] Der Mond. nämlich oben (I. S. 324) geſehen, daß die Erde dem Monde ganz eben ſolche Lichtabwechslungen zeigt, wie der Mond uns, und daß die Bewohner des letzten die große Scheibe der erſten bald im Volllichte, bald in einem ihrer beiden Viertel, bald wieder im Neulichte ſehen. Dieſe vier Phaſen der Erde werden ihnen ohne Zweifel ein ſehr bequemes Mittel geben, ihre langen Tage einzutheilen, ſo wie wir den Abwechslungen des Mondes unſere Wochen und Monate verdanken. Nebſt dieſer Eintheilung ihres Tages, oder was daſſelbe iſt, ihres Jahres in vier gleiche Theile, werden ihnen die großen Flecken der Erde, die ſich regel- mäßig ihren Blicken zeigen und wieder entziehen, als Mittel zu Unterabtheilungen jener Zeiten dienen. — Aber auch dieſen Vor- theil genießen nur diejenigen, welche die vordere, uns ſichtbare Seite des Mondes bewohnen, ſo wie zugleich nur die Nächte dieſer Hemiſphäre von der Erde, wenn dieſe im Volllichte iſt, beleuchtet, und zwar dreizehnmal ſtärker, als die Erde vom Voll- monde, beleuchtet werden, während die andere Hemiſphäre, zu derſelben Zeit ſowohl das Licht der Sonne, als auch das der Erde völlig entbehren muß. §. 133. (Berge des Mondes.) Mit unbewaffnetem Auge geſehen, erſcheint uns der Mond als eine runde, ebene Scheibe, mit mehreren grauen Flecken bedeckt, die uns entweder ihr eigenes oder das von einem andern Körper erhaltene Licht, gleich einem Spiegel, zuwirft. Allein die Abwechslung ſeiner Lichtgeſtalten und die Abhängigkeit derſelben von der Stellung des Mondes gegen die Sonne *) zeigt uns ſehr bald, daß der Mond keine ebene Scheibe, ſondern eine Kugel iſt, und daß dieſe Kugel kein eigenes Licht hat, ſondern daſſelbe nur von der Sonne geborgt erhält. (Vergl. I. §. 163). Auch ſieht man bald, daß die Oberfläche dieſer Kugel nicht ſo glatt, wie die eines convexen Spiegels ſeyn kann, weil ſie ſonſt das Bild der Sonne nur von einem einzigen *) Nennt man den ſcheinbaren Halbmeſſer des Mondes die Ein- heit, ſo iſt die größte Breite des beleuchteten Theiles deſſelben für jeden Tag des Mondmonats gleich dem Sinus versus des Winkels, den man erhält, wenn man die Länge der Sonne für dieſen Tag von der Länge des Mondes ſubtrahirt.

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/196>, abgerufen am 23.11.2024.