wollen, das ohne Zweifel gleich in dem ersten Augenblicke durch die Gewalt dieses Stoßes selbst zertrümmern müßte.
Wie wird es dann mit unsern Lungen stehen in den Gegen- den, wo keine Luft mehr ist. Sollen wir uns einen Vorrath davon in Schläuchen mitnehmen? Sie werden keinen kleinen Raum einnehmen, da wir alle die Zeit unserer Reise davon zehren sollen. Und wenn wir endlich auf dem Monde ankommen und unsern Vorrath erschöpft finden, so sind wir wieder wo wir früher waren. Denn unglücklicher Weise ist auch auf dem Monde selbst keine Luft, wenigstens gewiß keine solche, die der menschlichen Lunge angemessen ist.
Endlich, was vielleicht zuerst hätte gesagt werden sollen, da es gewiß den meisten unserer Reisenden, mehr als alles Vorher- gehende, jede Lust rauben wird, von der Parthie zu seyn -- auf der ganzen, langen, endlosen Straße gibt es, nicht nur keine guten, sondern überhaupt ganz und gar keine Gasthäuser, ja nicht einmal eine Karavanserey, wo man, wenn auch nicht essen und trinken, doch nur ausruhen könnte. Dieser Umstand wird, ich fürchte sehr, die allermeisten unserer Reisenden, selbst viele der sogenannten wissenschaftlichen nicht ausgenommen, zurückschrecken. Wer von ihnen wird es der Mühe werth finden, so lange Zeit ohne einen guten Tisch, ohne weiche Lager, ohne alle Unterhaltung zu seyn und mit Ungemach aller Art zu kämpfen, um am Ende einige Steine oder einige getrocknete Pflanzen, die Niemand von uns brauchen kann, aufzulesen, oder irgend eine Entdeckung zu machen, ohne die wir gewiß auch noch leben können, aus dem einfachen aber hinreichenden Grunde, weil wir bisher ohne sie gelebt haben, eine Entdeckung, auf die am Ende doch nur wieder da und dort ein obscurer Gelehrter einiges Gewicht legen und die von allen andern, selbst von denen ignorirt werden wird, die etwa nach uns dieselbe Reise machen und, unseren Guide de Voyageur in der Hand, sich informiren wollen, nicht, welche Entdeckungen für die Wissenschaften wir gemacht haben, sondern nur, wo guter Wein und schmackhafte Braten zu bekommen sind.
Man sieht aus allem Vorhergehenden hoffentlich zur Genüge, daß ein Unternehmen dieser Art nicht nur thöricht und nutzlos,
12 *
Der Mond.
wollen, das ohne Zweifel gleich in dem erſten Augenblicke durch die Gewalt dieſes Stoßes ſelbſt zertrümmern müßte.
Wie wird es dann mit unſern Lungen ſtehen in den Gegen- den, wo keine Luft mehr iſt. Sollen wir uns einen Vorrath davon in Schläuchen mitnehmen? Sie werden keinen kleinen Raum einnehmen, da wir alle die Zeit unſerer Reiſe davon zehren ſollen. Und wenn wir endlich auf dem Monde ankommen und unſern Vorrath erſchöpft finden, ſo ſind wir wieder wo wir früher waren. Denn unglücklicher Weiſe iſt auch auf dem Monde ſelbſt keine Luft, wenigſtens gewiß keine ſolche, die der menſchlichen Lunge angemeſſen iſt.
Endlich, was vielleicht zuerſt hätte geſagt werden ſollen, da es gewiß den meiſten unſerer Reiſenden, mehr als alles Vorher- gehende, jede Luſt rauben wird, von der Parthie zu ſeyn — auf der ganzen, langen, endloſen Straße gibt es, nicht nur keine guten, ſondern überhaupt ganz und gar keine Gaſthäuſer, ja nicht einmal eine Karavanſerey, wo man, wenn auch nicht eſſen und trinken, doch nur ausruhen könnte. Dieſer Umſtand wird, ich fürchte ſehr, die allermeiſten unſerer Reiſenden, ſelbſt viele der ſogenannten wiſſenſchaftlichen nicht ausgenommen, zurückſchrecken. Wer von ihnen wird es der Mühe werth finden, ſo lange Zeit ohne einen guten Tiſch, ohne weiche Lager, ohne alle Unterhaltung zu ſeyn und mit Ungemach aller Art zu kämpfen, um am Ende einige Steine oder einige getrocknete Pflanzen, die Niemand von uns brauchen kann, aufzuleſen, oder irgend eine Entdeckung zu machen, ohne die wir gewiß auch noch leben können, aus dem einfachen aber hinreichenden Grunde, weil wir bisher ohne ſie gelebt haben, eine Entdeckung, auf die am Ende doch nur wieder da und dort ein obſcurer Gelehrter einiges Gewicht legen und die von allen andern, ſelbſt von denen ignorirt werden wird, die etwa nach uns dieſelbe Reiſe machen und, unſeren Guide de Voyageur in der Hand, ſich informiren wollen, nicht, welche Entdeckungen für die Wiſſenſchaften wir gemacht haben, ſondern nur, wo guter Wein und ſchmackhafte Braten zu bekommen ſind.
Man ſieht aus allem Vorhergehenden hoffentlich zur Genüge, daß ein Unternehmen dieſer Art nicht nur thöricht und nutzlos,
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Der Mond.
wollen, das ohne Zweifel gleich in dem erſten Augenblicke durch
die Gewalt dieſes Stoßes ſelbſt zertrümmern müßte.
Wie wird es dann mit unſern Lungen ſtehen in den Gegen-
den, wo keine Luft mehr iſt. Sollen wir uns einen Vorrath
davon in Schläuchen mitnehmen? Sie werden keinen kleinen
Raum einnehmen, da wir alle die Zeit unſerer Reiſe davon zehren
ſollen. Und wenn wir endlich auf dem Monde ankommen und
unſern Vorrath erſchöpft finden, ſo ſind wir wieder wo wir früher
waren. Denn unglücklicher Weiſe iſt auch auf dem Monde ſelbſt
keine Luft, wenigſtens gewiß keine ſolche, die der menſchlichen
Lunge angemeſſen iſt.
Endlich, was vielleicht zuerſt hätte geſagt werden ſollen, da
es gewiß den meiſten unſerer Reiſenden, mehr als alles Vorher-
gehende, jede Luſt rauben wird, von der Parthie zu ſeyn — auf
der ganzen, langen, endloſen Straße gibt es, nicht nur keine guten,
ſondern überhaupt ganz und gar keine Gaſthäuſer, ja nicht einmal
eine Karavanſerey, wo man, wenn auch nicht eſſen und trinken,
doch nur ausruhen könnte. Dieſer Umſtand wird, ich fürchte ſehr,
die allermeiſten unſerer Reiſenden, ſelbſt viele der ſogenannten
wiſſenſchaftlichen nicht ausgenommen, zurückſchrecken. Wer von
ihnen wird es der Mühe werth finden, ſo lange Zeit ohne einen
guten Tiſch, ohne weiche Lager, ohne alle Unterhaltung zu ſeyn
und mit Ungemach aller Art zu kämpfen, um am Ende einige
Steine oder einige getrocknete Pflanzen, die Niemand von uns
brauchen kann, aufzuleſen, oder irgend eine Entdeckung zu machen,
ohne die wir gewiß auch noch leben können, aus dem einfachen
aber hinreichenden Grunde, weil wir bisher ohne ſie gelebt haben,
eine Entdeckung, auf die am Ende doch nur wieder da und dort
ein obſcurer Gelehrter einiges Gewicht legen und die von allen
andern, ſelbſt von denen ignorirt werden wird, die etwa nach uns
dieſelbe Reiſe machen und, unſeren Guide de Voyageur in der
Hand, ſich informiren wollen, nicht, welche Entdeckungen für die
Wiſſenſchaften wir gemacht haben, ſondern nur, wo guter Wein
und ſchmackhafte Braten zu bekommen ſind.
Man ſieht aus allem Vorhergehenden hoffentlich zur Genüge,
daß ein Unternehmen dieſer Art nicht nur thöricht und nutzlos,
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 2. Stuttgart, 1835, S. 179. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem02_1835/189>, abgerufen am 22.11.2024.
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