Beobachter und mit der ganzen Erde selbst von West nach Ost drehen müssen.
Sey O (Fig. 5) der Mittelpunkt der Erde mm' m'' und CBA abc der sie umgebende Himmel; bewegt sich der Himmel von Ost nach West in der Richtung CAc um die ruhende Erde, so sieht der ebenfalls ruhende Beobachter m über seinen festen Horizont Aa diejenigen Sterne des Himmels, welche bei A stehen, aufgehen, während ihm die bei a eben untergehen. Nach einiger Zeit hat sich der Himmel von der linken zur rechten Hand ge- dreht, so daß der Punkt B nach A gestiegen und der Punkt b nach a gefallen ist, und daß daher, für den Beobachter in m jetzt diejenigen Sterne aufgehen, welche bei B stehen, und dafür die bei b, welche vorhin noch in beträchtlicher Höhe über dem Horizont standen, untergehen. Bald darauf werden die Sterne bei C auf und die bei c untergehen u. s. w. -- Bewegt sich aber die Erde von West nach Ost in der Richtung mm' m'', so dreht sich mit ihr auch der Beobachter sowohl, als sein Horizont, da der letzte immer durch den Fußpunkt des Beobachters geht und in diesem Fußpunkte die Oberfläche der Erde berührt. Denkt man sich diesen Horizont bis an die Oberfläche des Himmels erweitert, so wird er, wenn der Beobachter in m ist, durch den Punkt A und a des Himmels gehen, oder die Sterne bei A werden ihm aufzugehen, jene bei a aber unterzugehen scheinen. Nach einiger Zeit hat sich die Erde, und mit ihr der Beobachter, von m nach m' gedreht, und der Horizont des Beobachters wird jetzt die Lage Bb annehmen. Der Horizont wird sich also in der Zwischen- zeit auf der Ostseite von A nach B entfernt, und die Sterne bei a, die uns vorhin eben aufzugehen schienen, werden nun schon hoch über dem östlichen Horizonte m' B stehen, während die Sterne bei a, die vorhin untergingen, jetzt schon tief unter dem neuen westlichen Horizont m' b stehen und unsichtbar sind, indeß die Sterne bei b, die vorhin noch beträchtlich hoch standen, eben untergehen. Bald darauf kömmt der Beobachter mit seiner beweglichen Erde nach m'' und sein Horizont nach Cc, wo ihm dann die Sterne bei C auf und jene bei c untergehen u. s. f. So wie also dort der Him- mel sich um den festen Horizont von Ost nach West bewegte, so bewegt sich hier der veränderliche Horizont von West nach Ost
Tägliche Bewegung der Erde.
Beobachter und mit der ganzen Erde ſelbſt von Weſt nach Oſt drehen müſſen.
Sey O (Fig. 5) der Mittelpunkt der Erde mm' m'' und CBA abc der ſie umgebende Himmel; bewegt ſich der Himmel von Oſt nach Weſt in der Richtung CAc um die ruhende Erde, ſo ſieht der ebenfalls ruhende Beobachter m über ſeinen feſten Horizont Aa diejenigen Sterne des Himmels, welche bei A ſtehen, aufgehen, während ihm die bei a eben untergehen. Nach einiger Zeit hat ſich der Himmel von der linken zur rechten Hand ge- dreht, ſo daß der Punkt B nach A geſtiegen und der Punkt b nach a gefallen iſt, und daß daher, für den Beobachter in m jetzt diejenigen Sterne aufgehen, welche bei B ſtehen, und dafür die bei b, welche vorhin noch in beträchtlicher Höhe über dem Horizont ſtanden, untergehen. Bald darauf werden die Sterne bei C auf und die bei c untergehen u. ſ. w. — Bewegt ſich aber die Erde von Weſt nach Oſt in der Richtung mm' m'', ſo dreht ſich mit ihr auch der Beobachter ſowohl, als ſein Horizont, da der letzte immer durch den Fußpunkt des Beobachters geht und in dieſem Fußpunkte die Oberfläche der Erde berührt. Denkt man ſich dieſen Horizont bis an die Oberfläche des Himmels erweitert, ſo wird er, wenn der Beobachter in m iſt, durch den Punkt A und a des Himmels gehen, oder die Sterne bei A werden ihm aufzugehen, jene bei a aber unterzugehen ſcheinen. Nach einiger Zeit hat ſich die Erde, und mit ihr der Beobachter, von m nach m' gedreht, und der Horizont des Beobachters wird jetzt die Lage Bb annehmen. Der Horizont wird ſich alſo in der Zwiſchen- zeit auf der Oſtſeite von A nach B entfernt, und die Sterne bei a, die uns vorhin eben aufzugehen ſchienen, werden nun ſchon hoch über dem öſtlichen Horizonte m' B ſtehen, während die Sterne bei a, die vorhin untergingen, jetzt ſchon tief unter dem neuen weſtlichen Horizont m' b ſtehen und unſichtbar ſind, indeß die Sterne bei b, die vorhin noch beträchtlich hoch ſtanden, eben untergehen. Bald darauf kömmt der Beobachter mit ſeiner beweglichen Erde nach m'' und ſein Horizont nach Cc, wo ihm dann die Sterne bei C auf und jene bei c untergehen u. ſ. f. So wie alſo dort der Him- mel ſich um den feſten Horizont von Oſt nach Weſt bewegte, ſo bewegt ſich hier der veränderliche Horizont von Weſt nach Oſt
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[61/0073]
Tägliche Bewegung der Erde.
Beobachter und mit der ganzen Erde ſelbſt von Weſt nach Oſt
drehen müſſen.
Sey O (Fig. 5) der Mittelpunkt der Erde mm' m'' und
CBA abc der ſie umgebende Himmel; bewegt ſich der Himmel
von Oſt nach Weſt in der Richtung CAc um die ruhende Erde,
ſo ſieht der ebenfalls ruhende Beobachter m über ſeinen feſten
Horizont Aa diejenigen Sterne des Himmels, welche bei A ſtehen,
aufgehen, während ihm die bei a eben untergehen. Nach einiger
Zeit hat ſich der Himmel von der linken zur rechten Hand ge-
dreht, ſo daß der Punkt B nach A geſtiegen und der Punkt b
nach a gefallen iſt, und daß daher, für den Beobachter in m
jetzt diejenigen Sterne aufgehen, welche bei B ſtehen, und dafür
die bei b, welche vorhin noch in beträchtlicher Höhe über dem
Horizont ſtanden, untergehen. Bald darauf werden die Sterne
bei C auf und die bei c untergehen u. ſ. w. — Bewegt ſich aber
die Erde von Weſt nach Oſt in der Richtung mm' m'', ſo dreht
ſich mit ihr auch der Beobachter ſowohl, als ſein Horizont, da
der letzte immer durch den Fußpunkt des Beobachters geht und in
dieſem Fußpunkte die Oberfläche der Erde berührt. Denkt man
ſich dieſen Horizont bis an die Oberfläche des Himmels erweitert,
ſo wird er, wenn der Beobachter in m iſt, durch den Punkt A
und a des Himmels gehen, oder die Sterne bei A werden ihm
aufzugehen, jene bei a aber unterzugehen ſcheinen. Nach einiger
Zeit hat ſich die Erde, und mit ihr der Beobachter, von m nach
m' gedreht, und der Horizont des Beobachters wird jetzt die Lage
Bb annehmen. Der Horizont wird ſich alſo in der Zwiſchen-
zeit auf der Oſtſeite von A nach B entfernt, und die Sterne bei a,
die uns vorhin eben aufzugehen ſchienen, werden nun ſchon hoch über
dem öſtlichen Horizonte m' B ſtehen, während die Sterne bei a,
die vorhin untergingen, jetzt ſchon tief unter dem neuen weſtlichen
Horizont m' b ſtehen und unſichtbar ſind, indeß die Sterne bei b,
die vorhin noch beträchtlich hoch ſtanden, eben untergehen. Bald
darauf kömmt der Beobachter mit ſeiner beweglichen Erde nach m''
und ſein Horizont nach Cc, wo ihm dann die Sterne bei C auf
und jene bei c untergehen u. ſ. f. So wie alſo dort der Him-
mel ſich um den feſten Horizont von Oſt nach Weſt bewegte, ſo
bewegt ſich hier der veränderliche Horizont von Weſt nach Oſt
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 61. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/73>, abgerufen am 16.02.2025.
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