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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Einleitung.

III. Von den beiden Durchschnittspunkten E und E' des
Parallelkreises mit dem Horizonte bezeichnet der erste E, in der
östlichen Hemisphäre (§. 17), den Punkt des Himmels, wo der
Stern dieses Parallelkreises aufgeht, oder wo er sich über den
Horizont zu erheben anfängt, während in dem entgegengesetzten
Punkte E' der Stern untergeht oder sichtbar zu seyn aufhört.

Für die Sterne im Aequator ist der Tagbogen OQW gleich
dem Nachtbogen WAO. Für alle andere Sterne aber ist, in der
nördlichen Hemisphäre (§. 12) der Tagbogen desto größer, je
weiter der Parallelkreis von dem Aequator absteht oder je größer
die Deklination (§. 13) des Sterns ist, und dasselbe gilt auch von
dem Nachtbogen in der südlichen Hemisphäre.

IV. Ist, wie für den Parallelkreis DD' B der nördlichen
Hemisphäre der Bogen QD größer als der Bogen HN, das heißt,
ist die nördliche Deklination eines Sterns größer als die Polhöhe
(§. 18. I.) des Beobachtungsorts, so schneidet der Parallelkreis
des Sterns den Horizont nicht mehr oder der Stern geht, für
den Beobachter z, nicht mehr unter und ist daher immer sichtbar.

Ist aber für einen Parallelkreis der südlichen Hemisphäre die
Entfernung desselben von dem Aequator größer als der Bogen
RQ = AH, das heißt, ist die südliche Deklination eines Sterns
größer, als die Aequatorhöhe (§. 18) des Beobachtungsorts, so
geht der Stern, für diesen Ort der Beobachtung, nicht mehr auf
und ist daher immer unsichtbar.

§. 25. (Culmination der Sterne.) Alle Sterne, die für einen
Beobachter noch auf- oder untergehen, steigen nach ihrem Aufgange
immer höher über den Horizont, bis sie, in dem Augenblicke ihres
Durchgangs durch den Meridian SZQR, d. h. in dem Augen-
blicke ihrer Culmination (vergl. §. 19. I.) ihre größte Höhe
erreichen, von welcher sie dann auf dieselbe Weise wieder zu dem
Horizonte herabsteigen, so daß, zu beiden Seiten des Meridians,
zu gleichen Stundenwinkeln (§. 19) oder auch zu gleichen Azimu-
ten (§. 20) auch gleich Höhen desselben Sterns gehören.

§. 26. (Circumpolarsterne, obere und untere Culmination der-
selben.) Solche Sterne, die so nahe bei dem Pole sind, daß sie
für einen bestimmten Beobachtungsort nicht mehr untergehen
(§. 24. IV.), wie die des Parallelkreises DD' B, heißen Circum-

Einleitung.

III. Von den beiden Durchſchnittspunkten E und E' des
Parallelkreiſes mit dem Horizonte bezeichnet der erſte E, in der
öſtlichen Hemiſphäre (§. 17), den Punkt des Himmels, wo der
Stern dieſes Parallelkreiſes aufgeht, oder wo er ſich über den
Horizont zu erheben anfängt, während in dem entgegengeſetzten
Punkte E' der Stern untergeht oder ſichtbar zu ſeyn aufhört.

Für die Sterne im Aequator iſt der Tagbogen OQW gleich
dem Nachtbogen WAO. Für alle andere Sterne aber iſt, in der
nördlichen Hemiſphäre (§. 12) der Tagbogen deſto größer, je
weiter der Parallelkreis von dem Aequator abſteht oder je größer
die Deklination (§. 13) des Sterns iſt, und daſſelbe gilt auch von
dem Nachtbogen in der ſüdlichen Hemiſphäre.

IV. Iſt, wie für den Parallelkreis DD' B der nördlichen
Hemiſphäre der Bogen QD größer als der Bogen HN, das heißt,
iſt die nördliche Deklination eines Sterns größer als die Polhöhe
(§. 18. I.) des Beobachtungsorts, ſo ſchneidet der Parallelkreis
des Sterns den Horizont nicht mehr oder der Stern geht, für
den Beobachter z, nicht mehr unter und iſt daher immer ſichtbar.

Iſt aber für einen Parallelkreis der ſüdlichen Hemiſphäre die
Entfernung deſſelben von dem Aequator größer als der Bogen
RQ = AH, das heißt, iſt die ſüdliche Deklination eines Sterns
größer, als die Aequatorhöhe (§. 18) des Beobachtungsorts, ſo
geht der Stern, für dieſen Ort der Beobachtung, nicht mehr auf
und iſt daher immer unſichtbar.

§. 25. (Culmination der Sterne.) Alle Sterne, die für einen
Beobachter noch auf- oder untergehen, ſteigen nach ihrem Aufgange
immer höher über den Horizont, bis ſie, in dem Augenblicke ihres
Durchgangs durch den Meridian SZQR, d. h. in dem Augen-
blicke ihrer Culmination (vergl. §. 19. I.) ihre größte Höhe
erreichen, von welcher ſie dann auf dieſelbe Weiſe wieder zu dem
Horizonte herabſteigen, ſo daß, zu beiden Seiten des Meridians,
zu gleichen Stundenwinkeln (§. 19) oder auch zu gleichen Azimu-
ten (§. 20) auch gleich Höhen deſſelben Sterns gehören.

§. 26. (Circumpolarſterne, obere und untere Culmination der-
ſelben.) Solche Sterne, die ſo nahe bei dem Pole ſind, daß ſie
für einen beſtimmten Beobachtungsort nicht mehr untergehen
(§. 24. IV.), wie die des Parallelkreiſes DD' B, heißen Circum-

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[36/0048] Einleitung. III. Von den beiden Durchſchnittspunkten E und E' des Parallelkreiſes mit dem Horizonte bezeichnet der erſte E, in der öſtlichen Hemiſphäre (§. 17), den Punkt des Himmels, wo der Stern dieſes Parallelkreiſes aufgeht, oder wo er ſich über den Horizont zu erheben anfängt, während in dem entgegengeſetzten Punkte E' der Stern untergeht oder ſichtbar zu ſeyn aufhört. Für die Sterne im Aequator iſt der Tagbogen OQW gleich dem Nachtbogen WAO. Für alle andere Sterne aber iſt, in der nördlichen Hemiſphäre (§. 12) der Tagbogen deſto größer, je weiter der Parallelkreis von dem Aequator abſteht oder je größer die Deklination (§. 13) des Sterns iſt, und daſſelbe gilt auch von dem Nachtbogen in der ſüdlichen Hemiſphäre. IV. Iſt, wie für den Parallelkreis DD' B der nördlichen Hemiſphäre der Bogen QD größer als der Bogen HN, das heißt, iſt die nördliche Deklination eines Sterns größer als die Polhöhe (§. 18. I.) des Beobachtungsorts, ſo ſchneidet der Parallelkreis des Sterns den Horizont nicht mehr oder der Stern geht, für den Beobachter z, nicht mehr unter und iſt daher immer ſichtbar. Iſt aber für einen Parallelkreis der ſüdlichen Hemiſphäre die Entfernung deſſelben von dem Aequator größer als der Bogen RQ = AH, das heißt, iſt die ſüdliche Deklination eines Sterns größer, als die Aequatorhöhe (§. 18) des Beobachtungsorts, ſo geht der Stern, für dieſen Ort der Beobachtung, nicht mehr auf und iſt daher immer unſichtbar. §. 25. (Culmination der Sterne.) Alle Sterne, die für einen Beobachter noch auf- oder untergehen, ſteigen nach ihrem Aufgange immer höher über den Horizont, bis ſie, in dem Augenblicke ihres Durchgangs durch den Meridian SZQR, d. h. in dem Augen- blicke ihrer Culmination (vergl. §. 19. I.) ihre größte Höhe erreichen, von welcher ſie dann auf dieſelbe Weiſe wieder zu dem Horizonte herabſteigen, ſo daß, zu beiden Seiten des Meridians, zu gleichen Stundenwinkeln (§. 19) oder auch zu gleichen Azimu- ten (§. 20) auch gleich Höhen deſſelben Sterns gehören. §. 26. (Circumpolarſterne, obere und untere Culmination der- ſelben.) Solche Sterne, die ſo nahe bei dem Pole ſind, daß ſie für einen beſtimmten Beobachtungsort nicht mehr untergehen (§. 24. IV.), wie die des Parallelkreiſes DD' B, heißen Circum-

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 36. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/48>, abgerufen am 28.03.2024.