Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

Bild:
<< vorherige Seite

Einleitung.
bald der Beobachter z seinen Ort auf der Oberfläche der Erde
ändert.

Von diesen Nachtheilen frei ist die Lage der Gestirne, wenn
man sie bloß auf den Aequator bezieht, weil dieser, durch die
tägliche Bewegung des Himmels, in seiner Lage gegen die Ober-
fläche des Himmels selbst keine Aenderung erleidet.

I. Zu diesem Zwecke nimmt man irgend einen festen Punkt
V des Aequators, den man den Frühlingspunkt nennt, und
zählt von ihm in der Richtung VQO oder von Süd gen Ost die
Abstände der Stunden- oder Deklinationskreise (§. 13). Diese
Abstände, welche man Rectascensionen oder gerade Aufstei-
gungen nennt, geben, wenn man sie mit den bereits oben (§. 13)
erwähnten Deklinationen verbindet, die gesuchte einfache und
vollständige Ortsbestimmung des Sterns. Ist z. B. die Recta-
scension VQ'' und die nördliche Deklination Q'' S'' eines Sterns
S'' gegeben, so ist dadurch auch der Ort S'' des Sterns am Him-
mel bestimmt, und diese Bestimmung ist unabhängig von der Zeit,
da sie immer dieselbe bleibt, wie sich auch der Himmel um seine
Axe NN' drehe und von welchem Punkte der Oberfläche der Erde
man auch das Gestirn betrachten mag, wenn nur das letzte seinen
Ort selbst am Himmel nicht ändert.

II. Die Astronomen legen durch diesen Punkt V und durch
den Mittelpunkt C der Erde unter einem bestimmten Winkel von
231/2 Grad gegen den Aequator noch eine andere Ebene, welche
daher die Oberfläche des Himmels wieder in einem größten Kreise
VL'' L' schneidet, den man die Ekliptik nennt.

Sie gebrauchen ihn auf eine ähnliche Weise, wie den Aequa-
tor, zur Bestimmung der Lage der Gestirne. Läßt man nämlich
von den Punkten S' und S'' die Bogen S' L' und S'' L'' senk-
recht
auf die Ekliptik herab, wo also die Kreise dieser Bogen
durch die beiden Pole der Ekliptik gehen müssen (§. 5), so wird
auch der Ort eines jeden Gestirns S' vollständig gegeben seyn, wenn
die beiden Bogen VL' und L' S' gegeben sind. Man nennt aber
VL' die Länge und L' S' die Breite des Sterns S'. Eben so
ist also auch VL'' die Länge und L'' S'' die Breite des Sterns S''.
Ist das Gestirn unter der Ekliptik, so wird die Breite desselben
südlich genannt. Dieser Kreis VL' L'' oder die Ekliptik ist der-

Einleitung.
bald der Beobachter z ſeinen Ort auf der Oberfläche der Erde
ändert.

Von dieſen Nachtheilen frei iſt die Lage der Geſtirne, wenn
man ſie bloß auf den Aequator bezieht, weil dieſer, durch die
tägliche Bewegung des Himmels, in ſeiner Lage gegen die Ober-
fläche des Himmels ſelbſt keine Aenderung erleidet.

I. Zu dieſem Zwecke nimmt man irgend einen feſten Punkt
V des Aequators, den man den Frühlingspunkt nennt, und
zählt von ihm in der Richtung VQO oder von Süd gen Oſt die
Abſtände der Stunden- oder Deklinationskreiſe (§. 13). Dieſe
Abſtände, welche man Rectaſcenſionen oder gerade Aufſtei-
gungen nennt, geben, wenn man ſie mit den bereits oben (§. 13)
erwähnten Deklinationen verbindet, die geſuchte einfache und
vollſtändige Ortsbeſtimmung des Sterns. Iſt z. B. die Recta-
ſcenſion VQ'' und die nördliche Deklination Q'' S'' eines Sterns
S'' gegeben, ſo iſt dadurch auch der Ort S'' des Sterns am Him-
mel beſtimmt, und dieſe Beſtimmung iſt unabhängig von der Zeit,
da ſie immer dieſelbe bleibt, wie ſich auch der Himmel um ſeine
Axe NN' drehe und von welchem Punkte der Oberfläche der Erde
man auch das Geſtirn betrachten mag, wenn nur das letzte ſeinen
Ort ſelbſt am Himmel nicht ändert.

II. Die Aſtronomen legen durch dieſen Punkt V und durch
den Mittelpunkt C der Erde unter einem beſtimmten Winkel von
23½ Grad gegen den Aequator noch eine andere Ebene, welche
daher die Oberfläche des Himmels wieder in einem größten Kreiſe
VL'' L' ſchneidet, den man die Ekliptik nennt.

Sie gebrauchen ihn auf eine ähnliche Weiſe, wie den Aequa-
tor, zur Beſtimmung der Lage der Geſtirne. Läßt man nämlich
von den Punkten S' und S'' die Bogen S' L' und S'' L'' ſenk-
recht
auf die Ekliptik herab, wo alſo die Kreiſe dieſer Bogen
durch die beiden Pole der Ekliptik gehen müſſen (§. 5), ſo wird
auch der Ort eines jeden Geſtirns S' vollſtändig gegeben ſeyn, wenn
die beiden Bogen VL' und L' S' gegeben ſind. Man nennt aber
VL' die Länge und L' S' die Breite des Sterns S'. Eben ſo
iſt alſo auch VL'' die Länge und L'' S'' die Breite des Sterns S''.
Iſt das Geſtirn unter der Ekliptik, ſo wird die Breite deſſelben
ſüdlich genannt. Dieſer Kreis VL' L'' oder die Ekliptik iſt der-

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="2">
        <p><pb facs="#f0044" n="32"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Einleitung</hi>.</fw><lb/>
bald der Beobachter <hi rendition="#aq">z</hi> &#x017F;einen Ort auf der Oberfläche der Erde<lb/>
ändert.</p><lb/>
        <p>Von die&#x017F;en Nachtheilen frei i&#x017F;t die Lage der Ge&#x017F;tirne, wenn<lb/>
man &#x017F;ie <hi rendition="#g">bloß auf den Aequator</hi> bezieht, weil die&#x017F;er, durch die<lb/>
tägliche Bewegung des Himmels, in &#x017F;einer Lage gegen die Ober-<lb/>
fläche des Himmels &#x017F;elb&#x017F;t keine Aenderung erleidet.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">I.</hi> Zu die&#x017F;em Zwecke nimmt man irgend einen fe&#x017F;ten Punkt<lb/><hi rendition="#aq">V</hi> des Aequators, den man den <hi rendition="#g">Frühlingspunkt</hi> nennt, und<lb/>
zählt von ihm in der Richtung <hi rendition="#aq">VQO</hi> oder von Süd gen O&#x017F;t die<lb/>
Ab&#x017F;tände der Stunden- oder Deklinationskrei&#x017F;e (§. 13). Die&#x017F;e<lb/>
Ab&#x017F;tände, welche man <hi rendition="#g">Recta&#x017F;cen&#x017F;ionen</hi> oder gerade Auf&#x017F;tei-<lb/>
gungen nennt, geben, wenn man &#x017F;ie mit den bereits oben (§. 13)<lb/>
erwähnten <hi rendition="#g">Deklinationen</hi> verbindet, die ge&#x017F;uchte einfache und<lb/>
voll&#x017F;tändige Ortsbe&#x017F;timmung des Sterns. I&#x017F;t z. B. die Recta-<lb/>
&#x017F;cen&#x017F;ion <hi rendition="#aq">VQ''</hi> und die nördliche Deklination <hi rendition="#aq">Q'' S''</hi> eines Sterns<lb/><hi rendition="#aq">S''</hi> gegeben, &#x017F;o i&#x017F;t dadurch auch der Ort <hi rendition="#aq">S''</hi> des Sterns am Him-<lb/>
mel be&#x017F;timmt, und die&#x017F;e Be&#x017F;timmung i&#x017F;t unabhängig von der Zeit,<lb/>
da &#x017F;ie immer die&#x017F;elbe bleibt, wie &#x017F;ich auch der Himmel um &#x017F;eine<lb/>
Axe <hi rendition="#aq">NN'</hi> drehe und von welchem Punkte der Oberfläche der Erde<lb/>
man auch das Ge&#x017F;tirn betrachten mag, wenn nur das letzte &#x017F;einen<lb/>
Ort &#x017F;elb&#x017F;t am Himmel nicht ändert.</p><lb/>
        <p><hi rendition="#aq">II.</hi> Die A&#x017F;tronomen legen durch die&#x017F;en Punkt <hi rendition="#aq">V</hi> und durch<lb/>
den Mittelpunkt <hi rendition="#aq">C</hi> der Erde unter einem be&#x017F;timmten Winkel von<lb/>
23½ Grad gegen den Aequator noch eine andere Ebene, welche<lb/>
daher die Oberfläche des Himmels wieder in einem größten Krei&#x017F;e<lb/><hi rendition="#aq">VL'' L'</hi> &#x017F;chneidet, den man die <hi rendition="#g">Ekliptik</hi> nennt.</p><lb/>
        <p>Sie gebrauchen ihn auf eine ähnliche Wei&#x017F;e, wie den Aequa-<lb/>
tor, zur Be&#x017F;timmung der Lage der Ge&#x017F;tirne. Läßt man nämlich<lb/>
von den Punkten <hi rendition="#aq">S'</hi> und <hi rendition="#aq">S''</hi> die Bogen <hi rendition="#aq">S' L'</hi> und <hi rendition="#aq">S'' L''</hi> <hi rendition="#g">&#x017F;enk-<lb/>
recht</hi> auf die Ekliptik herab, wo al&#x017F;o die Krei&#x017F;e die&#x017F;er Bogen<lb/>
durch die beiden Pole der Ekliptik gehen mü&#x017F;&#x017F;en (§. 5), &#x017F;o wird<lb/>
auch der Ort eines jeden Ge&#x017F;tirns <hi rendition="#aq">S'</hi> voll&#x017F;tändig gegeben &#x017F;eyn, wenn<lb/>
die beiden Bogen <hi rendition="#aq">VL'</hi> und <hi rendition="#aq">L' S'</hi> gegeben &#x017F;ind. Man nennt aber<lb/><hi rendition="#aq">VL'</hi> die <hi rendition="#g">Länge</hi> und <hi rendition="#aq">L' S'</hi> die <hi rendition="#g">Breite</hi> des Sterns <hi rendition="#aq">S'</hi>. Eben &#x017F;o<lb/>
i&#x017F;t al&#x017F;o auch <hi rendition="#aq">VL''</hi> die Länge und <hi rendition="#aq">L'' S''</hi> die Breite des Sterns <hi rendition="#aq">S''</hi>.<lb/>
I&#x017F;t das Ge&#x017F;tirn unter der Ekliptik, &#x017F;o wird die Breite de&#x017F;&#x017F;elben<lb/>
&#x017F;üdlich genannt. Die&#x017F;er Kreis <hi rendition="#aq">VL' L''</hi> oder die Ekliptik i&#x017F;t der-<lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[32/0044] Einleitung. bald der Beobachter z ſeinen Ort auf der Oberfläche der Erde ändert. Von dieſen Nachtheilen frei iſt die Lage der Geſtirne, wenn man ſie bloß auf den Aequator bezieht, weil dieſer, durch die tägliche Bewegung des Himmels, in ſeiner Lage gegen die Ober- fläche des Himmels ſelbſt keine Aenderung erleidet. I. Zu dieſem Zwecke nimmt man irgend einen feſten Punkt V des Aequators, den man den Frühlingspunkt nennt, und zählt von ihm in der Richtung VQO oder von Süd gen Oſt die Abſtände der Stunden- oder Deklinationskreiſe (§. 13). Dieſe Abſtände, welche man Rectaſcenſionen oder gerade Aufſtei- gungen nennt, geben, wenn man ſie mit den bereits oben (§. 13) erwähnten Deklinationen verbindet, die geſuchte einfache und vollſtändige Ortsbeſtimmung des Sterns. Iſt z. B. die Recta- ſcenſion VQ'' und die nördliche Deklination Q'' S'' eines Sterns S'' gegeben, ſo iſt dadurch auch der Ort S'' des Sterns am Him- mel beſtimmt, und dieſe Beſtimmung iſt unabhängig von der Zeit, da ſie immer dieſelbe bleibt, wie ſich auch der Himmel um ſeine Axe NN' drehe und von welchem Punkte der Oberfläche der Erde man auch das Geſtirn betrachten mag, wenn nur das letzte ſeinen Ort ſelbſt am Himmel nicht ändert. II. Die Aſtronomen legen durch dieſen Punkt V und durch den Mittelpunkt C der Erde unter einem beſtimmten Winkel von 23½ Grad gegen den Aequator noch eine andere Ebene, welche daher die Oberfläche des Himmels wieder in einem größten Kreiſe VL'' L' ſchneidet, den man die Ekliptik nennt. Sie gebrauchen ihn auf eine ähnliche Weiſe, wie den Aequa- tor, zur Beſtimmung der Lage der Geſtirne. Läßt man nämlich von den Punkten S' und S'' die Bogen S' L' und S'' L'' ſenk- recht auf die Ekliptik herab, wo alſo die Kreiſe dieſer Bogen durch die beiden Pole der Ekliptik gehen müſſen (§. 5), ſo wird auch der Ort eines jeden Geſtirns S' vollſtändig gegeben ſeyn, wenn die beiden Bogen VL' und L' S' gegeben ſind. Man nennt aber VL' die Länge und L' S' die Breite des Sterns S'. Eben ſo iſt alſo auch VL'' die Länge und L'' S'' die Breite des Sterns S''. Iſt das Geſtirn unter der Ekliptik, ſo wird die Breite deſſelben ſüdlich genannt. Dieſer Kreis VL' L'' oder die Ekliptik iſt der-

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/44
Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 32. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/44>, abgerufen am 21.11.2024.