Fadens auf der Oberfläche des stillestehenden Wassers senkrecht steht, so wird der Faden in diesem Zustande jene senkrechte Rich- tung angeben, so wie durch die Oberfläche des stillstehenden Was- sers die horizontale Richtung angezeigt wird.
II. Denkt man sich den Beobachter auf dem obersten Punkte z der Oberfläche der kugelförmigen Erde, so wird der Durchmesser zCz' verlängert, am Himmel das Zenith Z und das Nadir Z' des Beobachters angeben. Der auf diesem Durchmesser senkrechte größte Kreis hr aber wird, bis an die Himmelssphäre erweitert, den wahren Horizont HWRO des Beobachters, den wir oben durch II bezeichnet haben, angeben, während der mit ihm parallele durch den Punkt z gelegte Kreis den scheinbaren Horizont des Beobach- ters bezeichnet.
§. 9. (Sichtbare und unsichtbare Hemisphäre.) Diesem ge- mäß ist also die Linie ZZ' die Axe, und die Punkte Z und Z' sind die Pole des wahren Horizontes (§. 3). Durch diesen Hori- zont HWRO wird die Oberfläche des Himmels in zwei gleiche Theile getheilt (§. 6), von welchen der eine, obere, in welchem der Zenith Z liegt, die sichtbare und der andere untere die unsicht- bare Hemisphäre genannt wird, weil in der That nur dieje- nigen Gestirne, die sich in der oberen Hälfte des Himmels, oder die sich über unserem Horizonte befinden, für uns sichtbar sind, während die andern für uns von der unter uns stehenden Erde bedeckt und daher unsichtbar sind.
§. 10. (Verticalkreise und Höhe der Sterne.) Die größten Kreise ZR, ZR', ZR''.., welche durch das Zenith Z, also auch durch das Nadir Z' gehen und daher auf dem Horizonte senkrecht stehen (§. 4), heißen Vertical- oder Höhenkreise.
Die Entfernung jedes Punktes des Verticalkreises von dem Horizonte oder der Bogen des Verticalkreises, der zwischen jenem Punkte und dem Horizonte enthalten ist, heißt die Höhe jenes Punktes, und eben so nennt man die Entfernung dieses Punktes von dem Zenithe Z die Zenithdistanz des Punktes. Höhen und Zenithdistanzen ergänzen also einander immer zu 90 Graden. So sind daher die Bogen RS, R' S' und R'' S'' die Höhen der drei Sterne S, S' und S'' und eben so sind die Bogen ZS, ZS' und ZS'' die Zenithdistanzen derselben.
Einleitung.
Fadens auf der Oberfläche des ſtilleſtehenden Waſſers ſenkrecht ſteht, ſo wird der Faden in dieſem Zuſtande jene ſenkrechte Rich- tung angeben, ſo wie durch die Oberfläche des ſtillſtehenden Waſ- ſers die horizontale Richtung angezeigt wird.
II. Denkt man ſich den Beobachter auf dem oberſten Punkte z der Oberfläche der kugelförmigen Erde, ſo wird der Durchmeſſer zCz' verlängert, am Himmel das Zenith Z und das Nadir Z' des Beobachters angeben. Der auf dieſem Durchmeſſer ſenkrechte größte Kreis hr aber wird, bis an die Himmelsſphäre erweitert, den wahren Horizont HWRO des Beobachters, den wir oben durch II bezeichnet haben, angeben, während der mit ihm parallele durch den Punkt z gelegte Kreis den ſcheinbaren Horizont des Beobach- ters bezeichnet.
§. 9. (Sichtbare und unſichtbare Hemiſphäre.) Dieſem ge- mäß iſt alſo die Linie ZZ' die Axe, und die Punkte Z und Z' ſind die Pole des wahren Horizontes (§. 3). Durch dieſen Hori- zont HWRO wird die Oberfläche des Himmels in zwei gleiche Theile getheilt (§. 6), von welchen der eine, obere, in welchem der Zenith Z liegt, die ſichtbare und der andere untere die unſicht- bare Hemiſphäre genannt wird, weil in der That nur dieje- nigen Geſtirne, die ſich in der oberen Hälfte des Himmels, oder die ſich über unſerem Horizonte befinden, für uns ſichtbar ſind, während die andern für uns von der unter uns ſtehenden Erde bedeckt und daher unſichtbar ſind.
§. 10. (Verticalkreiſe und Höhe der Sterne.) Die größten Kreiſe ZR, ZR', ZR''.., welche durch das Zenith Z, alſo auch durch das Nadir Z' gehen und daher auf dem Horizonte ſenkrecht ſtehen (§. 4), heißen Vertical- oder Höhenkreiſe.
Die Entfernung jedes Punktes des Verticalkreiſes von dem Horizonte oder der Bogen des Verticalkreiſes, der zwiſchen jenem Punkte und dem Horizonte enthalten iſt, heißt die Höhe jenes Punktes, und eben ſo nennt man die Entfernung dieſes Punktes von dem Zenithe Z die Zenithdiſtanz des Punktes. Höhen und Zenithdiſtanzen ergänzen alſo einander immer zu 90 Graden. So ſind daher die Bogen RS, R' S' und R'' S'' die Höhen der drei Sterne S, S' und S'' und eben ſo ſind die Bogen ZS, ZS' und ZS'' die Zenithdiſtanzen derſelben.
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Einleitung.
Fadens auf der Oberfläche des ſtilleſtehenden Waſſers ſenkrecht
ſteht, ſo wird der Faden in dieſem Zuſtande jene ſenkrechte Rich-
tung angeben, ſo wie durch die Oberfläche des ſtillſtehenden Waſ-
ſers die horizontale Richtung angezeigt wird.
II. Denkt man ſich den Beobachter auf dem oberſten Punkte
z der Oberfläche der kugelförmigen Erde, ſo wird der Durchmeſſer
zCz' verlängert, am Himmel das Zenith Z und das Nadir Z'
des Beobachters angeben. Der auf dieſem Durchmeſſer ſenkrechte
größte Kreis hr aber wird, bis an die Himmelsſphäre erweitert,
den wahren Horizont HWRO des Beobachters, den wir oben durch
II bezeichnet haben, angeben, während der mit ihm parallele durch
den Punkt z gelegte Kreis den ſcheinbaren Horizont des Beobach-
ters bezeichnet.
§. 9. (Sichtbare und unſichtbare Hemiſphäre.) Dieſem ge-
mäß iſt alſo die Linie ZZ' die Axe, und die Punkte Z und Z'
ſind die Pole des wahren Horizontes (§. 3). Durch dieſen Hori-
zont HWRO wird die Oberfläche des Himmels in zwei gleiche
Theile getheilt (§. 6), von welchen der eine, obere, in welchem der
Zenith Z liegt, die ſichtbare und der andere untere die unſicht-
bare Hemiſphäre genannt wird, weil in der That nur dieje-
nigen Geſtirne, die ſich in der oberen Hälfte des Himmels, oder
die ſich über unſerem Horizonte befinden, für uns ſichtbar ſind,
während die andern für uns von der unter uns ſtehenden Erde
bedeckt und daher unſichtbar ſind.
§. 10. (Verticalkreiſe und Höhe der Sterne.) Die größten
Kreiſe ZR, ZR', ZR''.., welche durch das Zenith Z, alſo auch
durch das Nadir Z' gehen und daher auf dem Horizonte ſenkrecht
ſtehen (§. 4), heißen Vertical- oder Höhenkreiſe.
Die Entfernung jedes Punktes des Verticalkreiſes von dem
Horizonte oder der Bogen des Verticalkreiſes, der zwiſchen jenem
Punkte und dem Horizonte enthalten iſt, heißt die Höhe jenes
Punktes, und eben ſo nennt man die Entfernung dieſes Punktes
von dem Zenithe Z die Zenithdiſtanz des Punktes. Höhen
und Zenithdiſtanzen ergänzen alſo einander immer zu 90 Graden.
So ſind daher die Bogen RS, R' S' und R'' S'' die Höhen der
drei Sterne S, S' und S'' und eben ſo ſind die Bogen ZS, ZS'
und ZS'' die Zenithdiſtanzen derſelben.
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 27. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/39>, abgerufen am 06.07.2024.
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