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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.

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Refraction, Präcession und Nutation.
Mitte des Krebses den Frühlingspunkt auf. Im Gegentheile
wird er in der Folgezeit um das Jahr 4000 nach Chr. in der
Mitte des Wassermanns, i. J. 6140 im Kopfe des Steinbocks
und i. J. 8300 in der Spitze des Pfeils des Schützen seyn.

§. 192. (Polarsterne für verschiedene Epochen.) Die Astrono-
men pflegen denjenigen unter den größeren Sternen, der dem Nord-
pole des Aequators am nächsten steht, den Polarstern zu nen-
nen. Sie geben ihm diesen Eigennamen, weil er durch diese seine
Stellung am Himmel zu mehreren wichtigen Beobachtungen und
Untersuchungen vorzüglich geschickt ist. Jetzt trägt diese Benen-
nung der Stern a im kleinen Bären, dessen Rectascension nahe
15° und dessen Abstand von dem Pole des Aequators 1° 30' ist.
Dieser Abstand wird in den nächsten Jahrhunderten noch kleiner
werden, weil wegen der Präcession der Pol N des Aequators
(Fig. 2) sich diesem Sterne immer mehr nähert. Im J. 2100 aber
wird dieser Pol am nächsten bei ihm seyn, und dann nur mehr
28 Minuten von ihm abstehen. Nach dieser Zeit wird der Pol N
sich wieder von ihm entfernen, um sich anderen Sternen zu nähern,
die dann einen größeren Anspruch auf die Benennung des Polar-
sterns machen werden. Auch war jener Stern zur Zeit Hipparchs
noch gegen zwölf Grade von dem Pole N entfernt und verdiente
daher damals diesen Namen noch gar nicht. Um diejenigen Sterne
zu finden, denen in verschiedenen Epochen der Pol des Aequators
am nächsten steht, wird man auf einer Sternkarte um den Pol
der Ecliptik einen Kreis mit dem Halbmesser von 23° 28' ziehen
und dadurch die Sterne angeben, durch welche dieser Kreis geht.
Genauer noch wird man für die verschiedene Epochen die Halb-
messer dieser Kreise dahin verändern, daß sie die Schiefe der
Ecliptik für jene Epoche (S. 112) vorstellen. Auf diese Weise fin-
det man, daß gegen das Jahr 2700 vor Chr. der Stern a im
Drachen der Polarstern war, und daß i. J. 4100 nach Chr. der
Stern g Cephei, dann a Cephei und endlich gegen d. J. 14000
nach Chr. a Cygni oder Deneb im Schwan auf diese Benennung
Anspruch machen wird.

Wenn man die jährliche Präcession von 0°,013947 für alle
Jahre gleich groß annimmt, so würde daraus folgen, daß die

Refraction, Präceſſion und Nutation.
Mitte des Krebſes den Frühlingspunkt auf. Im Gegentheile
wird er in der Folgezeit um das Jahr 4000 nach Chr. in der
Mitte des Waſſermanns, i. J. 6140 im Kopfe des Steinbocks
und i. J. 8300 in der Spitze des Pfeils des Schützen ſeyn.

§. 192. (Polarſterne für verſchiedene Epochen.) Die Aſtrono-
men pflegen denjenigen unter den größeren Sternen, der dem Nord-
pole des Aequators am nächſten ſteht, den Polarſtern zu nen-
nen. Sie geben ihm dieſen Eigennamen, weil er durch dieſe ſeine
Stellung am Himmel zu mehreren wichtigen Beobachtungen und
Unterſuchungen vorzüglich geſchickt iſt. Jetzt trägt dieſe Benen-
nung der Stern α im kleinen Bären, deſſen Rectaſcenſion nahe
15° und deſſen Abſtand von dem Pole des Aequators 1° 30′ iſt.
Dieſer Abſtand wird in den nächſten Jahrhunderten noch kleiner
werden, weil wegen der Präceſſion der Pol N des Aequators
(Fig. 2) ſich dieſem Sterne immer mehr nähert. Im J. 2100 aber
wird dieſer Pol am nächſten bei ihm ſeyn, und dann nur mehr
28 Minuten von ihm abſtehen. Nach dieſer Zeit wird der Pol N
ſich wieder von ihm entfernen, um ſich anderen Sternen zu nähern,
die dann einen größeren Anſpruch auf die Benennung des Polar-
ſterns machen werden. Auch war jener Stern zur Zeit Hipparchs
noch gegen zwölf Grade von dem Pole N entfernt und verdiente
daher damals dieſen Namen noch gar nicht. Um diejenigen Sterne
zu finden, denen in verſchiedenen Epochen der Pol des Aequators
am nächſten ſteht, wird man auf einer Sternkarte um den Pol
der Ecliptik einen Kreis mit dem Halbmeſſer von 23° 28′ ziehen
und dadurch die Sterne angeben, durch welche dieſer Kreis geht.
Genauer noch wird man für die verſchiedene Epochen die Halb-
meſſer dieſer Kreiſe dahin verändern, daß ſie die Schiefe der
Ecliptik für jene Epoche (S. 112) vorſtellen. Auf dieſe Weiſe fin-
det man, daß gegen das Jahr 2700 vor Chr. der Stern α im
Drachen der Polarſtern war, und daß i. J. 4100 nach Chr. der
Stern γ Cephei, dann α Cephei und endlich gegen d. J. 14000
nach Chr. α Cygni oder Deneb im Schwan auf dieſe Benennung
Anſpruch machen wird.

Wenn man die jährliche Präceſſion von 0°,013947 für alle
Jahre gleich groß annimmt, ſo würde daraus folgen, daß die

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[357/0369] Refraction, Präceſſion und Nutation. Mitte des Krebſes den Frühlingspunkt auf. Im Gegentheile wird er in der Folgezeit um das Jahr 4000 nach Chr. in der Mitte des Waſſermanns, i. J. 6140 im Kopfe des Steinbocks und i. J. 8300 in der Spitze des Pfeils des Schützen ſeyn. §. 192. (Polarſterne für verſchiedene Epochen.) Die Aſtrono- men pflegen denjenigen unter den größeren Sternen, der dem Nord- pole des Aequators am nächſten ſteht, den Polarſtern zu nen- nen. Sie geben ihm dieſen Eigennamen, weil er durch dieſe ſeine Stellung am Himmel zu mehreren wichtigen Beobachtungen und Unterſuchungen vorzüglich geſchickt iſt. Jetzt trägt dieſe Benen- nung der Stern α im kleinen Bären, deſſen Rectaſcenſion nahe 15° und deſſen Abſtand von dem Pole des Aequators 1° 30′ iſt. Dieſer Abſtand wird in den nächſten Jahrhunderten noch kleiner werden, weil wegen der Präceſſion der Pol N des Aequators (Fig. 2) ſich dieſem Sterne immer mehr nähert. Im J. 2100 aber wird dieſer Pol am nächſten bei ihm ſeyn, und dann nur mehr 28 Minuten von ihm abſtehen. Nach dieſer Zeit wird der Pol N ſich wieder von ihm entfernen, um ſich anderen Sternen zu nähern, die dann einen größeren Anſpruch auf die Benennung des Polar- ſterns machen werden. Auch war jener Stern zur Zeit Hipparchs noch gegen zwölf Grade von dem Pole N entfernt und verdiente daher damals dieſen Namen noch gar nicht. Um diejenigen Sterne zu finden, denen in verſchiedenen Epochen der Pol des Aequators am nächſten ſteht, wird man auf einer Sternkarte um den Pol der Ecliptik einen Kreis mit dem Halbmeſſer von 23° 28′ ziehen und dadurch die Sterne angeben, durch welche dieſer Kreis geht. Genauer noch wird man für die verſchiedene Epochen die Halb- meſſer dieſer Kreiſe dahin verändern, daß ſie die Schiefe der Ecliptik für jene Epoche (S. 112) vorſtellen. Auf dieſe Weiſe fin- det man, daß gegen das Jahr 2700 vor Chr. der Stern α im Drachen der Polarſtern war, und daß i. J. 4100 nach Chr. der Stern γ Cephei, dann α Cephei und endlich gegen d. J. 14000 nach Chr. α Cygni oder Deneb im Schwan auf dieſe Benennung Anſpruch machen wird. Wenn man die jährliche Präceſſion von 0°,013947 für alle Jahre gleich groß annimmt, ſo würde daraus folgen, daß die

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Zitationshilfe: Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 357. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/369>, abgerufen am 22.11.2024.