Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Der Mond d. Erde u. die Satelliten d. übrig. Planeten. würde die immerwährende Verkleinerung der großen Axe derMondsbahn, also eine stätige Annäherung des Mondes zur Erde und endlich, in der Folge der Zeiten, ein Zusammentreffen dieser beiden Gestirne seyn. Den Astronomen war die Ursache dieses Phänomens, welches §. 172. (Beleuchtung der Erde ist nicht der Zweck des Mondes.) Der Mond d. Erde u. die Satelliten d. übrig. Planeten. würde die immerwährende Verkleinerung der großen Axe derMondsbahn, alſo eine ſtätige Annäherung des Mondes zur Erde und endlich, in der Folge der Zeiten, ein Zuſammentreffen dieſer beiden Geſtirne ſeyn. Den Aſtronomen war die Urſache dieſes Phänomens, welches §. 172. (Beleuchtung der Erde iſt nicht der Zweck des Mondes.) <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0343" n="331"/><fw place="top" type="header">Der Mond d. Erde u. die Satelliten d. übrig. Planeten.</fw><lb/> würde die immerwährende Verkleinerung der großen Axe der<lb/> Mondsbahn, alſo eine ſtätige Annäherung des Mondes zur Erde<lb/> und endlich, in der Folge der Zeiten, ein Zuſammentreffen dieſer<lb/> beiden Geſtirne ſeyn.</p><lb/> <p>Den Aſtronomen war die Urſache dieſes Phänomens, welches<lb/> gleichſam von der Natur eine Ausnahme macht, und für uns mit<lb/> der Zeit von den wichtigſten Folgen ſeyn muß, lange verborgen.<lb/> Endlich fanden ſie, daß dieſe Beſchleunigung der mittleren Bewe-<lb/> gung des Mondes, und eine ihr analoge Verzögerung der mitt-<lb/> leren Bewegung des Knotens und der Abſiden der Mondsbahn,<lb/> ihren Grund in der Veränderlichkeit der Excentricität der Erd-<lb/> bahn habe. Nach der Theorie hatte dieſe Excentricität der Erd-<lb/> bahn in dem Jahre 11400 vor unſerer Zeitrechnung den größten<lb/> Werth von 0,<hi rendition="#sub">01965</hi>, und ſie nimmt ſeit jener Epoche durch 36900<lb/> Jahre immer ab, bis ſie in dem Jahre 25500 nach Ch. G. ihren<lb/> kleinſten Werth 0,<hi rendition="#sub">0039</hi> erreichen, und dann wieder allmählig zu-<lb/> nehmen wird. (Vergl. §. 150.) In dieſelbe große Periode von<lb/> 36900 Jahren ſind alſo auch jene drei Veränderungen des Monds<lb/> und ſeiner Bahn eingeſchloſſen. Man darf daher nicht beſorgen,<lb/> daß der Mond in der Folge der Zeiten auf die Erde ſtürzen, und<lb/> ſich mit ihr vereinigen werde. Zwar nähert er ſich ihr ſchon ſeit<lb/> langer Zeit, und wird ſich ihr noch ferner nähern, aber nur bis<lb/> zu einer beſtimmten Gränze, von welcher an er wieder von der<lb/> Erde ſich allmählig entfernen wird.</p><lb/> <p>§. 172. (Beleuchtung der Erde iſt nicht der Zweck des Mondes.)<lb/> Man glaubt gewöhnlich, daß der Mond nur der Erde und der<lb/> Beleuchtung ihrer Nächte wegen da ſey. Allein wenn die Natur<lb/> dieſen Zweck gehabt hätte, ſo würde ſie ihn nur ſehr unvollkommen<lb/> erreicht haben, da beinahe die Hälfte der Nächte eines jeden Mo-<lb/> nats ohne Mondlicht iſt. Hätte ſie dieſe Abſicht gehabt, ſo würde<lb/> ſie dieſelbe ſehr leicht erreicht haben, wenn der Mond im Augen-<lb/> blicke ſeiner Entſtehung im Vollmonde oder der Sonne gegenüber,<lb/> und zwar in einer Entfernung von der Erde geſtanden wäre, die<lb/> nahe den hundertſten Theil der Entfernung der Erde von der<lb/> Sonne betragen hätte, und wenn damals die Geſchwindigkeit des<lb/> Mondes ebenfalls der hundertſte Theil der Geſchwindigkeit der<lb/> Sonne geweſen wäre. Denn dann würde der Mond der Sonne<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [331/0343]
Der Mond d. Erde u. die Satelliten d. übrig. Planeten.
würde die immerwährende Verkleinerung der großen Axe der
Mondsbahn, alſo eine ſtätige Annäherung des Mondes zur Erde
und endlich, in der Folge der Zeiten, ein Zuſammentreffen dieſer
beiden Geſtirne ſeyn.
Den Aſtronomen war die Urſache dieſes Phänomens, welches
gleichſam von der Natur eine Ausnahme macht, und für uns mit
der Zeit von den wichtigſten Folgen ſeyn muß, lange verborgen.
Endlich fanden ſie, daß dieſe Beſchleunigung der mittleren Bewe-
gung des Mondes, und eine ihr analoge Verzögerung der mitt-
leren Bewegung des Knotens und der Abſiden der Mondsbahn,
ihren Grund in der Veränderlichkeit der Excentricität der Erd-
bahn habe. Nach der Theorie hatte dieſe Excentricität der Erd-
bahn in dem Jahre 11400 vor unſerer Zeitrechnung den größten
Werth von 0,01965, und ſie nimmt ſeit jener Epoche durch 36900
Jahre immer ab, bis ſie in dem Jahre 25500 nach Ch. G. ihren
kleinſten Werth 0,0039 erreichen, und dann wieder allmählig zu-
nehmen wird. (Vergl. §. 150.) In dieſelbe große Periode von
36900 Jahren ſind alſo auch jene drei Veränderungen des Monds
und ſeiner Bahn eingeſchloſſen. Man darf daher nicht beſorgen,
daß der Mond in der Folge der Zeiten auf die Erde ſtürzen, und
ſich mit ihr vereinigen werde. Zwar nähert er ſich ihr ſchon ſeit
langer Zeit, und wird ſich ihr noch ferner nähern, aber nur bis
zu einer beſtimmten Gränze, von welcher an er wieder von der
Erde ſich allmählig entfernen wird.
§. 172. (Beleuchtung der Erde iſt nicht der Zweck des Mondes.)
Man glaubt gewöhnlich, daß der Mond nur der Erde und der
Beleuchtung ihrer Nächte wegen da ſey. Allein wenn die Natur
dieſen Zweck gehabt hätte, ſo würde ſie ihn nur ſehr unvollkommen
erreicht haben, da beinahe die Hälfte der Nächte eines jeden Mo-
nats ohne Mondlicht iſt. Hätte ſie dieſe Abſicht gehabt, ſo würde
ſie dieſelbe ſehr leicht erreicht haben, wenn der Mond im Augen-
blicke ſeiner Entſtehung im Vollmonde oder der Sonne gegenüber,
und zwar in einer Entfernung von der Erde geſtanden wäre, die
nahe den hundertſten Theil der Entfernung der Erde von der
Sonne betragen hätte, und wenn damals die Geſchwindigkeit des
Mondes ebenfalls der hundertſte Theil der Geſchwindigkeit der
Sonne geweſen wäre. Denn dann würde der Mond der Sonne
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