Nächste Folgen d. elliptischen Bewegung d. Planeten.
Winkel 0 treten, und die Dauer des Frühlings und des Sommers zusammengenommen, wird kürzer werden, als die des Herbstes und Winters.
Alle diese Erscheinungen könnten nicht statt haben, wenn die Bahn der Erde ein Kreis, und die Bewegung der Erde in dem- selben gleichförmig wäre. Die Excentricität der Erdbahn, so ge- ring sie auch, in Beziehung auf die Axe derselben, ist, hat doch einen sehr wesentlichen Einfluß auf die Dauer der Jahreszeiten, einen Einfluß, den wir zwar, während der kurzen Zeit eines Menschenlebens, nicht bemerken, der sich aber mit der Folge von Jahrhunderten immer mehr entwickelt, und endlich auch selbst den Bewohnern der Erde fühlbar werden mag.
§. 154. (Zeitbestimmung. Sternzeit.) Die bisher betrachtete Bewegung der Erde, um sich selbst sowohl, als auch um die Sonne, ist zugleich die Grundlage aller unserer Zeitrechnun- gen, eines der wichtigsten Elemente des bürgerlichen sowohl, als auch des wissenschaftlichen Lebens, daher sie hier eine beson- dere Rücksicht verdient.
Wir nennen bekanntlich Zeit den Eindruck, welchen eine Reihe von aufeinander folgenden Ereignissen auf unser Gedächt- niß macht. Gewöhnlich messen wir sie durch die Bewegung ir- gend eines Körpers, von welchem wir voraussetzen, daß die Ge- schwindigkeit desselben immer dieselbe ist. Bey der Bewegung des Pendels z. B. haben wir diese Eigenschaft bemerkt, daher man dasselbe auch bey unsern Uhren allgemein zum Zeitmaße angewendet hat.
Aber auch am Himmel bemerken wir mehrere solche Bewe- gungen, die, allen unsern, selbst den genauesten Erfahrungen zu Folge, völlig gleichförmig vor sich gehen, und daher zur Zeitbe- stimmung sehr geschickt sind. Dahin gehören vor allen die Rota- tionen der Planeten, und unter diesen besonders die tägliche Be- wegung der Erde um ihre Axe, die, der Theorie und den Beob- achtungen gemäß, völlig gleichförmig, und seit den ältesten Zeiten immer dieselbe ist.
Man erkennt diese Bewegung der Erde an den Fixsternen, die ihren Ort am Himmel nicht ändern, und sich doch, in Folge jener Drehung der Erde, täglich um uns zu bewegen scheinen,
Littrows Himmel u. s. Wunder. I. 20
Nächſte Folgen d. elliptiſchen Bewegung d. Planeten.
Winkel ♎0♑ treten, und die Dauer des Frühlings und des Sommers zuſammengenommen, wird kürzer werden, als die des Herbſtes und Winters.
Alle dieſe Erſcheinungen könnten nicht ſtatt haben, wenn die Bahn der Erde ein Kreis, und die Bewegung der Erde in dem- ſelben gleichförmig wäre. Die Excentricität der Erdbahn, ſo ge- ring ſie auch, in Beziehung auf die Axe derſelben, iſt, hat doch einen ſehr weſentlichen Einfluß auf die Dauer der Jahreszeiten, einen Einfluß, den wir zwar, während der kurzen Zeit eines Menſchenlebens, nicht bemerken, der ſich aber mit der Folge von Jahrhunderten immer mehr entwickelt, und endlich auch ſelbſt den Bewohnern der Erde fühlbar werden mag.
§. 154. (Zeitbeſtimmung. Sternzeit.) Die bisher betrachtete Bewegung der Erde, um ſich ſelbſt ſowohl, als auch um die Sonne, iſt zugleich die Grundlage aller unſerer Zeitrechnun- gen, eines der wichtigſten Elemente des bürgerlichen ſowohl, als auch des wiſſenſchaftlichen Lebens, daher ſie hier eine beſon- dere Rückſicht verdient.
Wir nennen bekanntlich Zeit den Eindruck, welchen eine Reihe von aufeinander folgenden Ereigniſſen auf unſer Gedächt- niß macht. Gewöhnlich meſſen wir ſie durch die Bewegung ir- gend eines Körpers, von welchem wir vorausſetzen, daß die Ge- ſchwindigkeit deſſelben immer dieſelbe iſt. Bey der Bewegung des Pendels z. B. haben wir dieſe Eigenſchaft bemerkt, daher man daſſelbe auch bey unſern Uhren allgemein zum Zeitmaße angewendet hat.
Aber auch am Himmel bemerken wir mehrere ſolche Bewe- gungen, die, allen unſern, ſelbſt den genaueſten Erfahrungen zu Folge, völlig gleichförmig vor ſich gehen, und daher zur Zeitbe- ſtimmung ſehr geſchickt ſind. Dahin gehören vor allen die Rota- tionen der Planeten, und unter dieſen beſonders die tägliche Be- wegung der Erde um ihre Axe, die, der Theorie und den Beob- achtungen gemäß, völlig gleichförmig, und ſeit den älteſten Zeiten immer dieſelbe iſt.
Man erkennt dieſe Bewegung der Erde an den Fixſternen, die ihren Ort am Himmel nicht ändern, und ſich doch, in Folge jener Drehung der Erde, täglich um uns zu bewegen ſcheinen,
Littrows Himmel u. ſ. Wunder. I. 20
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Nächſte Folgen d. elliptiſchen Bewegung d. Planeten.
Winkel ♎0♑ treten, und die Dauer des Frühlings und des
Sommers zuſammengenommen, wird kürzer werden, als die des
Herbſtes und Winters.
Alle dieſe Erſcheinungen könnten nicht ſtatt haben, wenn die
Bahn der Erde ein Kreis, und die Bewegung der Erde in dem-
ſelben gleichförmig wäre. Die Excentricität der Erdbahn, ſo ge-
ring ſie auch, in Beziehung auf die Axe derſelben, iſt, hat doch
einen ſehr weſentlichen Einfluß auf die Dauer der Jahreszeiten,
einen Einfluß, den wir zwar, während der kurzen Zeit eines
Menſchenlebens, nicht bemerken, der ſich aber mit der Folge von
Jahrhunderten immer mehr entwickelt, und endlich auch ſelbſt den
Bewohnern der Erde fühlbar werden mag.
§. 154. (Zeitbeſtimmung. Sternzeit.) Die bisher betrachtete
Bewegung der Erde, um ſich ſelbſt ſowohl, als auch um die
Sonne, iſt zugleich die Grundlage aller unſerer Zeitrechnun-
gen, eines der wichtigſten Elemente des bürgerlichen ſowohl,
als auch des wiſſenſchaftlichen Lebens, daher ſie hier eine beſon-
dere Rückſicht verdient.
Wir nennen bekanntlich Zeit den Eindruck, welchen eine
Reihe von aufeinander folgenden Ereigniſſen auf unſer Gedächt-
niß macht. Gewöhnlich meſſen wir ſie durch die Bewegung ir-
gend eines Körpers, von welchem wir vorausſetzen, daß die Ge-
ſchwindigkeit deſſelben immer dieſelbe iſt. Bey der Bewegung
des Pendels z. B. haben wir dieſe Eigenſchaft bemerkt, daher
man daſſelbe auch bey unſern Uhren allgemein zum Zeitmaße
angewendet hat.
Aber auch am Himmel bemerken wir mehrere ſolche Bewe-
gungen, die, allen unſern, ſelbſt den genaueſten Erfahrungen zu
Folge, völlig gleichförmig vor ſich gehen, und daher zur Zeitbe-
ſtimmung ſehr geſchickt ſind. Dahin gehören vor allen die Rota-
tionen der Planeten, und unter dieſen beſonders die tägliche Be-
wegung der Erde um ihre Axe, die, der Theorie und den Beob-
achtungen gemäß, völlig gleichförmig, und ſeit den älteſten Zeiten
immer dieſelbe iſt.
Man erkennt dieſe Bewegung der Erde an den Fixſternen,
die ihren Ort am Himmel nicht ändern, und ſich doch, in Folge
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Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834, S. 305. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/littrow_weltsystem01_1834/317>, abgerufen am 16.02.2025.
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