Littrow, Joseph Johann von: Die Wunder des Himmels, oder gemeinfaßliche Darstellung des Weltsystems. Bd. 1. Stuttgart, 1834.Kepler's Gesetze. der Absidenlinie, liegen müssen, und daß diese gerade bei derMondsbahn durch den Mittelpunkt der Erde und bei der Erdbahn durch den Mittelpunkt der Sonne gehen muß. Dasselbe bemerkt man auch bei allen übrigen Planetenbahnen, deren Absidenlinien, den Beobachtungen zufolge, alle durch den Mittelpunkt der Sonne gehen. §. 131. (Verhältnisse dieser beiden Veränderungen.) Wir §. 132. (Erstes Gesetz Kepler's.) Solcher Beobachtungen Kepler’s Geſetze. der Abſidenlinie, liegen müſſen, und daß dieſe gerade bei derMondsbahn durch den Mittelpunkt der Erde und bei der Erdbahn durch den Mittelpunkt der Sonne gehen muß. Daſſelbe bemerkt man auch bei allen übrigen Planetenbahnen, deren Abſidenlinien, den Beobachtungen zufolge, alle durch den Mittelpunkt der Sonne gehen. §. 131. (Verhältniſſe dieſer beiden Veränderungen.) Wir §. 132. (Erſtes Geſetz Kepler’s.) Solcher Beobachtungen <TEI> <text> <body> <div n="2"> <div n="3"> <p><pb facs="#f0277" n="265"/><fw place="top" type="header">Kepler’s Geſetze.</fw><lb/> der Abſidenlinie, liegen müſſen, und daß dieſe gerade bei der<lb/> Mondsbahn durch den Mittelpunkt der Erde und bei der Erdbahn<lb/> durch den Mittelpunkt der Sonne gehen muß. Daſſelbe bemerkt<lb/> man auch bei allen übrigen Planetenbahnen, deren Abſidenlinien,<lb/> den Beobachtungen zufolge, alle durch den Mittelpunkt der Sonne<lb/> gehen.</p><lb/> <p>§. 131. (Verhältniſſe dieſer beiden Veränderungen.) Wir<lb/> haben alſo gefunden, daß die Verhältniſſe der Extreme der Ge-<lb/> ſchwindigkeiten dem der Durchmeſſer keineswegs gleich ſind.<lb/> Allein wenn wir dieſe Verhältniſſe etwas näher betrachten, ſo<lb/> werden wir doch ohne Mühe eine andere, ſehr wichtige Eigenſchaft<lb/> derſelben bemerken. Bei dem Monde war dieſes Verhältniß der<lb/> Geſchwindigkeiten 1,<hi rendition="#sub">2527</hi> und das der Durchmeſſer 1,<hi rendition="#sub">1194</hi>, alſo das<lb/> letzte bedeutend kleiner. Allein, wenn man etwa zufällig verleitet<lb/> werden ſollte, die ſogenannten Potenzen dieſer Zahlen unter ein-<lb/> ander zu vergleichen, ſo würde man finden, daß das Quadrat der<lb/> letzten Zahl (1,<hi rendition="#sub">1194</hi>)<hi rendition="#sup">2</hi> gleich 1,<hi rendition="#sub">2529</hi> alſo ſchon nahe gleich der erſten<lb/> Zahl iſt. Ganz daſſelbe hat auch bei der Sonne ſtatt, wo das<lb/> Verhältniß der Geſchwindigkeiten 1,<hi rendition="#sub">0695</hi> und das der Durchmeſſer<lb/> 1,<hi rendition="#sub">0341</hi> betrug, und wo auch das Quadrat der letzten Zahl gleich<lb/> 1,<hi rendition="#sub">0694</hi> oder wieder ſehr nahe gleich der erſten Zahl iſt. Um dieſe<lb/> Entdeckung, wenn es eine iſt, in Worten auszudrücken, würden<lb/> wir alſo ſagen, daß die Geſchwindigkeiten der Planeten, nicht, wie<lb/> die Alten glaubten, wie ihre Entfernungen, ſondern daß ſie ſich,<lb/> wie die Quadrate ihrer Entfernungen von der Sonne verhalten,<lb/> oder mit anderen Worten: daß das Product der Geſchwindigkeit<lb/> in das Quadrat der Entfernung bei jedem Planeten durch alle Punkte<lb/> ſeiner Bahn eine beſtändige und unveränderliche Größe ſey. Bei<lb/> der Sonne z. B. iſt dieſes Product, da man ſtatt der Entfernung<lb/> nur die Einheit dividirt durch den Durchmeſſer ſetzen darf, gleich<lb/> 1,<hi rendition="#sub">01943</hi> dividirt durch das Quadrat von 0,<hi rendition="#sub">54321</hi> oder gleich 3,<hi rendition="#sub">455</hi> im<lb/> Perihelium, und eben ſo groß findet man dieſes Product auch im<lb/> Aphelium. Wird aber dieſelbe Erklärung auch für alle anderen<lb/> Punkte der Erdbahn, außer jenen beiden, noch wahr ſeyn? —<lb/> Dieß zu entſcheiden, iſt aber bloß Sache der Beobachtung.</p><lb/> <p>§. 132. (Erſtes Geſetz Kepler’s.) Solcher Beobachtungen<lb/> ſind aber bereits eine unzählige Menge, nicht bloß bei der Sonne<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [265/0277]
Kepler’s Geſetze.
der Abſidenlinie, liegen müſſen, und daß dieſe gerade bei der
Mondsbahn durch den Mittelpunkt der Erde und bei der Erdbahn
durch den Mittelpunkt der Sonne gehen muß. Daſſelbe bemerkt
man auch bei allen übrigen Planetenbahnen, deren Abſidenlinien,
den Beobachtungen zufolge, alle durch den Mittelpunkt der Sonne
gehen.
§. 131. (Verhältniſſe dieſer beiden Veränderungen.) Wir
haben alſo gefunden, daß die Verhältniſſe der Extreme der Ge-
ſchwindigkeiten dem der Durchmeſſer keineswegs gleich ſind.
Allein wenn wir dieſe Verhältniſſe etwas näher betrachten, ſo
werden wir doch ohne Mühe eine andere, ſehr wichtige Eigenſchaft
derſelben bemerken. Bei dem Monde war dieſes Verhältniß der
Geſchwindigkeiten 1,2527 und das der Durchmeſſer 1,1194, alſo das
letzte bedeutend kleiner. Allein, wenn man etwa zufällig verleitet
werden ſollte, die ſogenannten Potenzen dieſer Zahlen unter ein-
ander zu vergleichen, ſo würde man finden, daß das Quadrat der
letzten Zahl (1,1194)2 gleich 1,2529 alſo ſchon nahe gleich der erſten
Zahl iſt. Ganz daſſelbe hat auch bei der Sonne ſtatt, wo das
Verhältniß der Geſchwindigkeiten 1,0695 und das der Durchmeſſer
1,0341 betrug, und wo auch das Quadrat der letzten Zahl gleich
1,0694 oder wieder ſehr nahe gleich der erſten Zahl iſt. Um dieſe
Entdeckung, wenn es eine iſt, in Worten auszudrücken, würden
wir alſo ſagen, daß die Geſchwindigkeiten der Planeten, nicht, wie
die Alten glaubten, wie ihre Entfernungen, ſondern daß ſie ſich,
wie die Quadrate ihrer Entfernungen von der Sonne verhalten,
oder mit anderen Worten: daß das Product der Geſchwindigkeit
in das Quadrat der Entfernung bei jedem Planeten durch alle Punkte
ſeiner Bahn eine beſtändige und unveränderliche Größe ſey. Bei
der Sonne z. B. iſt dieſes Product, da man ſtatt der Entfernung
nur die Einheit dividirt durch den Durchmeſſer ſetzen darf, gleich
1,01943 dividirt durch das Quadrat von 0,54321 oder gleich 3,455 im
Perihelium, und eben ſo groß findet man dieſes Product auch im
Aphelium. Wird aber dieſelbe Erklärung auch für alle anderen
Punkte der Erdbahn, außer jenen beiden, noch wahr ſeyn? —
Dieß zu entſcheiden, iſt aber bloß Sache der Beobachtung.
§. 132. (Erſtes Geſetz Kepler’s.) Solcher Beobachtungen
ſind aber bereits eine unzählige Menge, nicht bloß bei der Sonne
Suche im WerkInformationen zum Werk
Download dieses Werks
XML (TEI P5) ·
HTML ·
Text Metadaten zum WerkTEI-Header · CMDI · Dublin Core Ansichten dieser Seite
Voyant Tools ?Language Resource Switchboard?FeedbackSie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden. Kommentar zur DTA-AusgabeDieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.
|
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden. Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des § 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
2007–2024 Deutsches Textarchiv, Berlin-Brandenburgische Akademie der Wissenschaften.
Kontakt: redaktion(at)deutschestextarchiv.de. |