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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
seinem vorhabenden Deutschen Corpore Juris ge-
fället, zu schmerzlichem Gemüthe gezogen, und ge-
bärdet sich desfalls so übel und ungezogen, daß man
darüber erstaunen muß. An seiner Geschicklich-
keit zweifeln, ist, nach seiner Meynung, ein Ver-
brechen, so den Tod verdienet. Er spricht uns auch
würcklich an unterschiedenen Orten das Leben ab.
Er will uns ersäufen. Er will uns, wie die alten
Hexen, verbrannt wissen, und haben wir es nicht
anders als ein besonderes Zeichen seiner Groß-
muth anzusehen, daß er uns endlich so weit begna-
diget, daß uns nur unsere blasphematische Zunge
abgeschnitten, und ein K. vor unserer verwegenen
Stirn gebrannt werden soll. Wir wunderen uns
also gar nicht, daß er uns vor Unchristen hält,
und uns abtrünnige Julianer, wilde Säue, Hot-
tentotten und Mahomethaner nennet. Wir neh-
men ihm dieses auch im geringsten nicht übel, son-
dern sagen ihm vielmer hiemit öfentlich Danck,
daß er uns und andern ein Lachen zubereiten wol-
len. Seine Unbescheidenheit soll uns nicht aus
unserer Gelassenheit bringen, und es sey ferne von
uns, daß wir ihn züchtigen solten, wie er es verdie-
net. Wir halten seinem gerechten Schmerz et-
was zu gute, und beklagen von Herzen, daß er sich
durch seinen Eyfer so weit verleiten lassen, daß er
durch eine lächerliche Ehren-Rettung seine Schwä-
che noch deutlicher zu Tage geleget, und durch die
derselben angehängte Probe seiner Arbeit, unser
von ihm gefälltes Urtheil bekräftiget. Wir ma-
chen uns ein Gewissen, ihm seine scheußliche und
barbarische Schreib-Art vorzuhalten. Kein

Schnei-

(o)
ſeinem vorhabenden Deutſchen Corpore Juris ge-
faͤllet, zu ſchmerzlichem Gemuͤthe gezogen, und ge-
baͤrdet ſich desfalls ſo uͤbel und ungezogen, daß man
daruͤber erſtaunen muß. An ſeiner Geſchicklich-
keit zweifeln, iſt, nach ſeiner Meynung, ein Ver-
brechen, ſo den Tod verdienet. Er ſpricht uns auch
wuͤrcklich an unterſchiedenen Orten das Leben ab.
Er will uns erſaͤufen. Er will uns, wie die alten
Hexen, verbrannt wiſſen, und haben wir es nicht
anders als ein beſonderes Zeichen ſeiner Groß-
muth anzuſehen, daß er uns endlich ſo weit begna-
diget, daß uns nur unſere blasphematiſche Zunge
abgeſchnitten, und ein K. vor unſerer verwegenen
Stirn gebrannt werden ſoll. Wir wunderen uns
alſo gar nicht, daß er uns vor Unchriſten haͤlt,
und uns abtruͤnnige Julianer, wilde Saͤue, Hot-
tentotten und Mahomethaner nennet. Wir neh-
men ihm dieſes auch im geringſten nicht uͤbel, ſon-
dern ſagen ihm vielmer hiemit oͤfentlich Danck,
daß er uns und andern ein Lachen zubereiten wol-
len. Seine Unbeſcheidenheit ſoll uns nicht aus
unſerer Gelaſſenheit bringen, und es ſey ferne von
uns, daß wir ihn zuͤchtigen ſolten, wie er es verdie-
net. Wir halten ſeinem gerechten Schmerz et-
was zu gute, und beklagen von Herzen, daß er ſich
durch ſeinen Eyfer ſo weit verleiten laſſen, daß er
durch eine laͤcherliche Ehren-Rettung ſeine Schwaͤ-
che noch deutlicher zu Tage geleget, und durch die
derſelben angehaͤngte Probe ſeiner Arbeit, unſer
von ihm gefaͤlltes Urtheil bekraͤftiget. Wir ma-
chen uns ein Gewiſſen, ihm ſeine ſcheußliche und
barbariſche Schreib-Art vorzuhalten. Kein

Schnei-
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[872/0964] (o) ſeinem vorhabenden Deutſchen Corpore Juris ge- faͤllet, zu ſchmerzlichem Gemuͤthe gezogen, und ge- baͤrdet ſich desfalls ſo uͤbel und ungezogen, daß man daruͤber erſtaunen muß. An ſeiner Geſchicklich- keit zweifeln, iſt, nach ſeiner Meynung, ein Ver- brechen, ſo den Tod verdienet. Er ſpricht uns auch wuͤrcklich an unterſchiedenen Orten das Leben ab. Er will uns erſaͤufen. Er will uns, wie die alten Hexen, verbrannt wiſſen, und haben wir es nicht anders als ein beſonderes Zeichen ſeiner Groß- muth anzuſehen, daß er uns endlich ſo weit begna- diget, daß uns nur unſere blasphematiſche Zunge abgeſchnitten, und ein K. vor unſerer verwegenen Stirn gebrannt werden ſoll. Wir wunderen uns alſo gar nicht, daß er uns vor Unchriſten haͤlt, und uns abtruͤnnige Julianer, wilde Saͤue, Hot- tentotten und Mahomethaner nennet. Wir neh- men ihm dieſes auch im geringſten nicht uͤbel, ſon- dern ſagen ihm vielmer hiemit oͤfentlich Danck, daß er uns und andern ein Lachen zubereiten wol- len. Seine Unbeſcheidenheit ſoll uns nicht aus unſerer Gelaſſenheit bringen, und es ſey ferne von uns, daß wir ihn zuͤchtigen ſolten, wie er es verdie- net. Wir halten ſeinem gerechten Schmerz et- was zu gute, und beklagen von Herzen, daß er ſich durch ſeinen Eyfer ſo weit verleiten laſſen, daß er durch eine laͤcherliche Ehren-Rettung ſeine Schwaͤ- che noch deutlicher zu Tage geleget, und durch die derſelben angehaͤngte Probe ſeiner Arbeit, unſer von ihm gefaͤlltes Urtheil bekraͤftiget. Wir ma- chen uns ein Gewiſſen, ihm ſeine ſcheußliche und barbariſche Schreib-Art vorzuhalten. Kein Schnei-

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 872. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/964>, abgerufen am 23.11.2024.