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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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im Lateinischen, der sich nach den Worten im Teut-"
schen gar nicht ausdrücken lässet, wenn man sagen"
wolte: warum sie sich gehen könnten." Es legt der"
Herr Prof. Philippi durch diese Anmerckung seine
tiefe Einsicht in die lateinische Sprache eben so deut-
lich an den Tag, als er in seiner Uebersetzung über-
haupt seine Stärcke in der deutschen gewiesen, um
welche er sich auch nur dadurch unsterblich verdient
gemacht, daß er p. 149 das Wort: Dictator durch
Machtsprecher übersetzet.

Jch komme auf die Anmerckungen, in welchen der
Herr Prof. Philippi dem Cicero seine Fehler zeigen
will. Sie sind kurtz und nachdrücklich. Wenn ihm
eine Stelle in der Rede des Cicero nicht gefällt, so
spricht er gerade weg: Das ist ein Wind-Streich,
ein Luft-Streich, oratorischer Wind, ein Fehl-
Schluß, ein Rabulistisch Stückgen, ein Galimati-
as u.s.w. Er ruft: O Blendwerck! Blendwerck!
stellt sich, als wenn ihm bey dem Geschwätz des Ci-
cero übel wird, und schilt ihn vor einen Harlequin,
Wind-Beutel und Marcktschreyer. Jch bekenne
dieses ist lustig zu lesen: Nur ist zu bedauren, daß oft
Religions-Spöttereyen mit unterlaufen. Jch rechne
dahin, wenn der Herr Prof. Philippi, um den Ci-
cero recht zu beschimpfen, spricht: Er rede Catechis-
mus-und Cantzelmäßig (not. 23. 24. 123.) Wenn
er von der geistlichen Beredsamkeit überhaupt sehr
hönisch urtheilet, und, um den usum consola-
torium
lächerlich zu machen, sagt, es sey der
beste Trost, daß man daraus schliessen könne,
die Predigt werde bald aus seyn (not. 114.
116. 163.) Wenn er auf dem Kupfer-Blatt,

und
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im Lateiniſchen, der ſich nach den Worten im Teut-„
ſchen gar nicht ausdruͤcken laͤſſet, wenn man ſagen„
wolte: warum ſie ſich gehen koͤnnten.‟ Es legt der„
Herr Prof. Philippi durch dieſe Anmerckung ſeine
tiefe Einſicht in die lateiniſche Sprache eben ſo deut-
lich an den Tag, als er in ſeiner Ueberſetzung uͤber-
haupt ſeine Staͤrcke in der deutſchen gewieſen, um
welche er ſich auch nur dadurch unſterblich verdient
gemacht, daß er p. 149 das Wort: Dictator durch
Machtſprecher uͤberſetzet.

Jch komme auf die Anmerckungen, in welchen der
Herr Prof. Philippi dem Cicero ſeine Fehler zeigen
will. Sie ſind kurtz und nachdruͤcklich. Wenn ihm
eine Stelle in der Rede des Cicero nicht gefaͤllt, ſo
ſpricht er gerade weg: Das iſt ein Wind-Streich,
ein Luft-Streich, oratoriſcher Wind, ein Fehl-
Schluß, ein Rabuliſtiſch Stuͤckgen, ein Galimati-
as u.ſ.w. Er ruft: O Blendwerck! Blendwerck!
ſtellt ſich, als wenn ihm bey dem Geſchwaͤtz des Ci-
cero uͤbel wird, und ſchilt ihn vor einen Harlequin,
Wind-Beutel und Marcktſchreyer. Jch bekenne
dieſes iſt luſtig zu leſen: Nur iſt zu bedauren, daß oft
Religions-Spoͤttereyen mit unterlaufen. Jch rechne
dahin, wenn der Herr Prof. Philippi, um den Ci-
cero recht zu beſchimpfen, ſpricht: Er rede Catechis-
mus-und Cantzelmaͤßig (not. 23. 24. 123.) Wenn
er von der geiſtlichen Beredſamkeit uͤberhaupt ſehr
hoͤniſch urtheilet, und, um den uſum conſola-
torium
laͤcherlich zu machen, ſagt, es ſey der
beſte Troſt, daß man daraus ſchlieſſen koͤnne,
die Predigt werde bald aus ſeyn (not. 114.
116. 163.) Wenn er auf dem Kupfer-Blatt,

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[857/0949] (o) im Lateiniſchen, der ſich nach den Worten im Teut-„ ſchen gar nicht ausdruͤcken laͤſſet, wenn man ſagen„ wolte: warum ſie ſich gehen koͤnnten.‟ Es legt der„ Herr Prof. Philippi durch dieſe Anmerckung ſeine tiefe Einſicht in die lateiniſche Sprache eben ſo deut- lich an den Tag, als er in ſeiner Ueberſetzung uͤber- haupt ſeine Staͤrcke in der deutſchen gewieſen, um welche er ſich auch nur dadurch unſterblich verdient gemacht, daß er p. 149 das Wort: Dictator durch Machtſprecher uͤberſetzet. Jch komme auf die Anmerckungen, in welchen der Herr Prof. Philippi dem Cicero ſeine Fehler zeigen will. Sie ſind kurtz und nachdruͤcklich. Wenn ihm eine Stelle in der Rede des Cicero nicht gefaͤllt, ſo ſpricht er gerade weg: Das iſt ein Wind-Streich, ein Luft-Streich, oratoriſcher Wind, ein Fehl- Schluß, ein Rabuliſtiſch Stuͤckgen, ein Galimati- as u.ſ.w. Er ruft: O Blendwerck! Blendwerck! ſtellt ſich, als wenn ihm bey dem Geſchwaͤtz des Ci- cero uͤbel wird, und ſchilt ihn vor einen Harlequin, Wind-Beutel und Marcktſchreyer. Jch bekenne dieſes iſt luſtig zu leſen: Nur iſt zu bedauren, daß oft Religions-Spoͤttereyen mit unterlaufen. Jch rechne dahin, wenn der Herr Prof. Philippi, um den Ci- cero recht zu beſchimpfen, ſpricht: Er rede Catechis- mus-und Cantzelmaͤßig (not. 23. 24. 123.) Wenn er von der geiſtlichen Beredſamkeit uͤberhaupt ſehr hoͤniſch urtheilet, und, um den uſum conſola- torium laͤcherlich zu machen, ſagt, es ſey der beſte Troſt, daß man daraus ſchlieſſen koͤnne, die Predigt werde bald aus ſeyn (not. 114. 116. 163.) Wenn er auf dem Kupfer-Blatt, und H h h 5

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 857. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/949>, abgerufen am 22.11.2024.