wohl geschrieben, und voll sinnreicher und artiger Einfälle ist, so tadeln wir doch die Unbarmherzig- keit des Verfassers, und billigen sein liebloses Ver- sahren nicht. Der Herr Prof. Philippi war dem Parnasse ein Fremdling. Man hat ihn gewitziget, und das war genug. Wie groß auch seine Fehler, so hat er doch kein Verbrechen begangen, wesfalls er verdiente, lebendig begraben zu werden. Doch es ist nun einmahl geschehen. Wir indessen wün- schen dem Hrn. Prof. Philippi in der Gruft, worinn man ihn gesencket, eine sanfte Ruhe, und ersuchen seinen unbarmherzigen Leichen-Bitter, dieselbe nicht zu stören. Er hat Ursache die Asche eines Mannes zu ehren, der ihm so manche lustige Stunde gemacht, und wird wohl thun, wenn er sich erinnert, was man, nach einem bekannten Sprichwort, den Todten und Abwesenden schuldig. Was den Hrn. Prof. Philippi anlanget, so hofen wir, daß dieser lebendig-todte Redner die Person eines verstorbenen wohl spielen, und sich nicht weiter rühren werde. Denn was will er anfangen? Es ist aus mit ihm, und das klügste, was er thun kan, dieses, daß er von der undanckbaren gelehrten Welt, die seine Ver- dienste nicht erkennen will, auf ewig Abschied nimmt. Denn sie ist sein nicht werth. Alsdann werden die Spötter, die sich bishero auf seine Unkosten lustig gemacht, erst inne werden, was sie an ihm verloh- ren. Die besondere Neigung, so wir zu dem Hrn. Prof. Philippi tragen, treibet uns an, ihm diesen wohlgemeynten Rath zu geben, und noch zu guter letzt aus dem Calpurnius zuzurufen:
Frange
(o)
wohl geſchrieben, und voll ſinnreicher und artiger Einfaͤlle iſt, ſo tadeln wir doch die Unbarmherzig- keit des Verfaſſers, und billigen ſein liebloſes Ver- ſahren nicht. Der Herr Prof. Philippi war dem Parnaſſe ein Fremdling. Man hat ihn gewitziget, und das war genug. Wie groß auch ſeine Fehler, ſo hat er doch kein Verbrechen begangen, wesfalls er verdiente, lebendig begraben zu werden. Doch es iſt nun einmahl geſchehen. Wir indeſſen wuͤn- ſchen dem Hrn. Prof. Philippi in der Gruft, worinn man ihn geſencket, eine ſanfte Ruhe, und erſuchen ſeinen unbarmherzigen Leichen-Bitter, dieſelbe nicht zu ſtoͤren. Er hat Urſache die Aſche eines Mannes zu ehren, der ihm ſo manche luſtige Stunde gemacht, und wird wohl thun, wenn er ſich erinnert, was man, nach einem bekannten Sprichwort, den Todten und Abweſenden ſchuldig. Was den Hrn. Prof. Philippi anlanget, ſo hofen wir, daß dieſer lebendig-todte Redner die Perſon eines verſtorbenen wohl ſpielen, und ſich nicht weiter ruͤhren werde. Denn was will er anfangen? Es iſt aus mit ihm, und das kluͤgſte, was er thun kan, dieſes, daß er von der undanckbaren gelehrten Welt, die ſeine Ver- dienſte nicht erkennen will, auf ewig Abſchied nimmt. Denn ſie iſt ſein nicht werth. Alsdann werden die Spoͤtter, die ſich bishero auf ſeine Unkoſten luſtig gemacht, erſt inne werden, was ſie an ihm verloh- ren. Die beſondere Neigung, ſo wir zu dem Hrn. Prof. Philippi tragen, treibet uns an, ihm dieſen wohlgemeynten Rath zu geben, und noch zu guter letzt aus dem Calpurnius zuzurufen:
Frange
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(o)
wohl geſchrieben, und voll ſinnreicher und artiger
Einfaͤlle iſt, ſo tadeln wir doch die Unbarmherzig-
keit des Verfaſſers, und billigen ſein liebloſes Ver-
ſahren nicht. Der Herr Prof. Philippi war dem
Parnaſſe ein Fremdling. Man hat ihn gewitziget,
und das war genug. Wie groß auch ſeine Fehler,
ſo hat er doch kein Verbrechen begangen, wesfalls
er verdiente, lebendig begraben zu werden. Doch
es iſt nun einmahl geſchehen. Wir indeſſen wuͤn-
ſchen dem Hrn. Prof. Philippi in der Gruft, worinn
man ihn geſencket, eine ſanfte Ruhe, und erſuchen
ſeinen unbarmherzigen Leichen-Bitter, dieſelbe nicht
zu ſtoͤren. Er hat Urſache die Aſche eines Mannes
zu ehren, der ihm ſo manche luſtige Stunde gemacht,
und wird wohl thun, wenn er ſich erinnert, was
man, nach einem bekannten Sprichwort, den
Todten und Abweſenden ſchuldig. Was den Hrn.
Prof. Philippi anlanget, ſo hofen wir, daß dieſer
lebendig-todte Redner die Perſon eines verſtorbenen
wohl ſpielen, und ſich nicht weiter ruͤhren werde.
Denn was will er anfangen? Es iſt aus mit ihm,
und das kluͤgſte, was er thun kan, dieſes, daß er
von der undanckbaren gelehrten Welt, die ſeine Ver-
dienſte nicht erkennen will, auf ewig Abſchied nimmt.
Denn ſie iſt ſein nicht werth. Alsdann werden die
Spoͤtter, die ſich bishero auf ſeine Unkoſten luſtig
gemacht, erſt inne werden, was ſie an ihm verloh-
ren. Die beſondere Neigung, ſo wir zu dem Hrn.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 834. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/926>, abgerufen am 25.11.2024.
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