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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)
felicitatem, quam tempestas nulla concutiat,
non perducent te apte verba contexta, & ora-
tio fluens leniter. Eant ut volent, dum animo
compositio sua constet, dum sit magnus, &
opinionum securus, & ob ipsa, quae aliis displi-
cent, sibi placens: qui profectum suum vita
aestimet, & tantum scire se judicet, quantum
non cupit, quantum non timet.

Seneca fasset in diesen Worten alles, was ich
von den Vortreflichkeiten der elenden Scribenten,
und von ihrer Glückseeligkeit gesagt habe, kürtzlich
zusammen. Es ist glaublich, daß der ehrliche
Mann das Elend der guten Scribenten erkannt,
und, ob es ihm selbst gleich unmöglich gewesen, sich
aus demselben herauszureissen, doch wenigstens
seinen Freund, an den er schreibt, vor Schaden
warnen, und ihm den rechten Weg zur wahren
Glückseeligkeit eines Scribenten zeigen wollen.

Dieses ist auch meine Absicht in Ansehung unse-
rer Widersacher, und ich bilde mir ein, daß ich die-
selbe wohl ausgeführet habe. Jch habe gründlich
gezeiget, daß die Mängel, welche die guten Scri-
benten in unsern Schriften entdecken, uns nicht
schimpflich sind. Ja ich habe eben aus diesen Män-
geln unsere Vortreflichkeiten so ungezwungen her-
geleitet, daß wer mein Büchlein lieset darüber er-
staunen muß.

Es wird mir dahero etwas gar leichtes seyn, die
Nothwendigkeit der elenden Scribenten, meinem
Versprechen gemäß, eben so gründlich, als ihre
Vortreflichkeit, zu behaupten. Jch will es mit we-
nigen thun, und frage unsere Feinde, ob die Buch-

Hand-

(o)
felicitatem, quam tempeſtas nulla concutiat,
non perducent te apté verba contexta, & ora-
tio fluens leniter. Eant ut volent, dum animo
compoſitio ſua conſtet, dum ſit magnus, &
opinionum ſecurus, & ob ipſa, quæ aliis diſpli-
cent, ſibi placens: qui profectum ſuum vita
æſtimet, & tantum ſcire ſe judicet, quantum
non cupit, quantum non timet.

Seneca faſſet in dieſen Worten alles, was ich
von den Vortreflichkeiten der elenden Scribenten,
und von ihrer Gluͤckſeeligkeit geſagt habe, kuͤrtzlich
zuſammen. Es iſt glaublich, daß der ehrliche
Mann das Elend der guten Scribenten erkannt,
und, ob es ihm ſelbſt gleich unmoͤglich geweſen, ſich
aus demſelben herauszureiſſen, doch wenigſtens
ſeinen Freund, an den er ſchreibt, vor Schaden
warnen, und ihm den rechten Weg zur wahren
Gluͤckſeeligkeit eines Scribenten zeigen wollen.

Dieſes iſt auch meine Abſicht in Anſehung unſe-
rer Widerſacher, und ich bilde mir ein, daß ich die-
ſelbe wohl ausgefuͤhret habe. Jch habe gruͤndlich
gezeiget, daß die Maͤngel, welche die guten Scri-
benten in unſern Schriften entdecken, uns nicht
ſchimpflich ſind. Ja ich habe eben aus dieſen Maͤn-
geln unſere Vortreflichkeiten ſo ungezwungen her-
geleitet, daß wer mein Buͤchlein lieſet daruͤber er-
ſtaunen muß.

Es wird mir dahero etwas gar leichtes ſeyn, die
Nothwendigkeit der elenden Scribenten, meinem
Verſprechen gemaͤß, eben ſo gruͤndlich, als ihre
Vortreflichkeit, zu behaupten. Jch will es mit we-
nigen thun, und frage unſere Feinde, ob die Buch-

Hand-
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[562/0654] (o) felicitatem, quam tempeſtas nulla concutiat, non perducent te apté verba contexta, & ora- tio fluens leniter. Eant ut volent, dum animo compoſitio ſua conſtet, dum ſit magnus, & opinionum ſecurus, & ob ipſa, quæ aliis diſpli- cent, ſibi placens: qui profectum ſuum vita æſtimet, & tantum ſcire ſe judicet, quantum non cupit, quantum non timet. Seneca faſſet in dieſen Worten alles, was ich von den Vortreflichkeiten der elenden Scribenten, und von ihrer Gluͤckſeeligkeit geſagt habe, kuͤrtzlich zuſammen. Es iſt glaublich, daß der ehrliche Mann das Elend der guten Scribenten erkannt, und, ob es ihm ſelbſt gleich unmoͤglich geweſen, ſich aus demſelben herauszureiſſen, doch wenigſtens ſeinen Freund, an den er ſchreibt, vor Schaden warnen, und ihm den rechten Weg zur wahren Gluͤckſeeligkeit eines Scribenten zeigen wollen. Dieſes iſt auch meine Abſicht in Anſehung unſe- rer Widerſacher, und ich bilde mir ein, daß ich die- ſelbe wohl ausgefuͤhret habe. Jch habe gruͤndlich gezeiget, daß die Maͤngel, welche die guten Scri- benten in unſern Schriften entdecken, uns nicht ſchimpflich ſind. Ja ich habe eben aus dieſen Maͤn- geln unſere Vortreflichkeiten ſo ungezwungen her- geleitet, daß wer mein Buͤchlein lieſet daruͤber er- ſtaunen muß. Es wird mir dahero etwas gar leichtes ſeyn, die Nothwendigkeit der elenden Scribenten, meinem Verſprechen gemaͤß, eben ſo gruͤndlich, als ihre Vortreflichkeit, zu behaupten. Jch will es mit we- nigen thun, und frage unſere Feinde, ob die Buch- Hand-

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 562. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/654>, abgerufen am 22.11.2024.