Grund der Zufriedenheit, die einem jeden elenden Scribenten ins besondere sein Leyd versüsset: Allein ich behaupte, daß sie dem gemeinen Besten der elenden Scribenten nachtheilig ist, eben darum, weil dadurch die Bekanntschaft, die Einigkeit, und das Vertrauen, welche unter den elenden Scriben- ten herrschen müssen, fals sie sich ihrer Feinde er- wehren wollen, gehindert, und geschwächet werden.
Jch wünsche, daß meine werthen Brüder mit mir erkennen, daß der Unterscheid, der sich zwi- schen den elenden Scribenten befindet, nicht wesent- lich sey; Daß alle, die dem Gipfel des Parnasses den Rücken zukehren, und in die Tiefe schauen, wie weit sie auch von einander entfernet sind, elende Scribenten, und Brüder unter einander sind; Daß der Unrath, welchen die guten Scribenten, die entweder schon den Gipfel des Parnasses erstie- gen haben, oder noch zu ersteigen trachten, zum Zeit-Vertreib, auf die elenden Scribenten von ih- rer Höhe herabwerfen, diejenigen der elenden Scri- benten, welche ihnen die nechsten sind, ja so wohl, und noch eher treffe, als diejenigen, die noch so weit von ihnen entfernet sind; und daß folglich ein jeder elender Scribent verbunden sey, sich seines Bruders, und wenn derselbe gleich hundertmahl elender ist, als er, anzunehmen. Alsdann würde es um unsere Sachen besser stehen. Wir würden auf die allgemeine Sicherheit mit grösserm Ernst bedacht seyn, und mit zusammen gesetzten Kräften unsern Feinden die Spitze bieten. Nichts, als un- sere Zaghaftigkeit, und heuchlerische Verstellung hat unsere Feinde bißhero muthig gemacht. Noch
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Grund der Zufriedenheit, die einem jeden elenden Scribenten ins beſondere ſein Leyd verſuͤſſet: Allein ich behaupte, daß ſie dem gemeinen Beſten der elenden Scribenten nachtheilig iſt, eben darum, weil dadurch die Bekanntſchaft, die Einigkeit, und das Vertrauen, welche unter den elenden Scriben- ten herrſchen muͤſſen, fals ſie ſich ihrer Feinde er- wehren wollen, gehindert, und geſchwaͤchet werden.
Jch wuͤnſche, daß meine werthen Bruͤder mit mir erkennen, daß der Unterſcheid, der ſich zwi- ſchen den elenden Scribenten befindet, nicht weſent- lich ſey; Daß alle, die dem Gipfel des Parnaſſes den Ruͤcken zukehren, und in die Tiefe ſchauen, wie weit ſie auch von einander entfernet ſind, elende Scribenten, und Bruͤder unter einander ſind; Daß der Unrath, welchen die guten Scribenten, die entweder ſchon den Gipfel des Parnaſſes erſtie- gen haben, oder noch zu erſteigen trachten, zum Zeit-Vertreib, auf die elenden Scribenten von ih- rer Hoͤhe herabwerfen, diejenigen der elenden Scri- benten, welche ihnen die nechſten ſind, ja ſo wohl, und noch eher treffe, als diejenigen, die noch ſo weit von ihnen entfernet ſind; und daß folglich ein jeder elender Scribent verbunden ſey, ſich ſeines Bruders, und wenn derſelbe gleich hundertmahl elender iſt, als er, anzunehmen. Alsdann wuͤrde es um unſere Sachen beſſer ſtehen. Wir wuͤrden auf die allgemeine Sicherheit mit groͤſſerm Ernſt bedacht ſeyn, und mit zuſammen geſetzten Kraͤften unſern Feinden die Spitze bieten. Nichts, als un- ſere Zaghaftigkeit, und heuchleriſche Verſtellung hat unſere Feinde bißhero muthig gemacht. Noch
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Grund der Zufriedenheit, die einem jeden elenden
Scribenten ins beſondere ſein Leyd verſuͤſſet: Allein
ich behaupte, daß ſie dem gemeinen Beſten der
elenden Scribenten nachtheilig iſt, eben darum, weil
dadurch die Bekanntſchaft, die Einigkeit, und
das Vertrauen, welche unter den elenden Scriben-
ten herrſchen muͤſſen, fals ſie ſich ihrer Feinde er-
wehren wollen, gehindert, und geſchwaͤchet werden.
Jch wuͤnſche, daß meine werthen Bruͤder mit
mir erkennen, daß der Unterſcheid, der ſich zwi-
ſchen den elenden Scribenten befindet, nicht weſent-
lich ſey; Daß alle, die dem Gipfel des Parnaſſes
den Ruͤcken zukehren, und in die Tiefe ſchauen, wie
weit ſie auch von einander entfernet ſind, elende
Scribenten, und Bruͤder unter einander ſind;
Daß der Unrath, welchen die guten Scribenten,
die entweder ſchon den Gipfel des Parnaſſes erſtie-
gen haben, oder noch zu erſteigen trachten, zum
Zeit-Vertreib, auf die elenden Scribenten von ih-
rer Hoͤhe herabwerfen, diejenigen der elenden Scri-
benten, welche ihnen die nechſten ſind, ja ſo wohl,
und noch eher treffe, als diejenigen, die noch ſo
weit von ihnen entfernet ſind; und daß folglich ein
jeder elender Scribent verbunden ſey, ſich ſeines
Bruders, und wenn derſelbe gleich hundertmahl
elender iſt, als er, anzunehmen. Alsdann wuͤrde
es um unſere Sachen beſſer ſtehen. Wir wuͤrden
auf die allgemeine Sicherheit mit groͤſſerm Ernſt
bedacht ſeyn, und mit zuſammen geſetzten Kraͤften
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 481. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/573>, abgerufen am 26.11.2024.
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