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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

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(o)

Nachdem man ihn durch einen kräftigen Bal-
sam
wieder zurecht gebracht hatte, richtete er sich
in die Höhe, und setzte sich in die Stellung eines
Menschen, der sich erbrechen will: Allein es kam
nicht so weit; sondern er spie nur ungefehr einen
guten Löffel voll Blut, und vier Zähne aus, unter
welchen sich auch derjenige befand, den man den
Bachanten Zahn nennet.

Jch ließ ihn darauf entkleiden, und fand seinen
Rücken und die beyden Arme, über und über mit
Blut untergelaufen; doch war keine solutio con-
tinui,
noch vielweniger eine tödliche Wunde vor-
handen, woraus ich schloß, daß diejenigen, wel-
chen der Herr Profess. Philippi in die Hände ge-
fallen war, denselben nur trucken abgeprügelt
hätten.

Wie aber der Herr Professor ungemein über
das Haupt klagte, so besahe ich es, und endeckte
darauf unterschiedene Bäulen, und in der Mitte
eine kleine Wunde, die gefährlicher war, als ich
anfangs glaubte. Denn so bald man dieselbe nur an-
rührete, wandelte dem Herrn Prof. Philippi eine
Ohnmacht an, die länger als eine viertel Stunde
daurete. Endlich ermunterte er sich wieder, schlug
die Augen auf, und gab durch einen tiefgehohlten
Seufzer zu verstehen, daß noch Leben in ihm sey.

Jch frug ihn: Wie er sich beyfünde? Und erhielte
zur Antwort: Sehr schlecht. Jch that noch einige Fra-
gen an ihm: Allein er antwortete mir nicht ein
Wort, sondern lag immer in tiefen Gedancken vor
sich weg. Nach einigen Minuten sahe er auf, drückte
mir die Hand, und sagte mit matter Stimm: Ach!

wer
(o)

Nachdem man ihn durch einen kraͤftigen Bal-
ſam
wieder zurecht gebracht hatte, richtete er ſich
in die Hoͤhe, und ſetzte ſich in die Stellung eines
Menſchen, der ſich erbrechen will: Allein es kam
nicht ſo weit; ſondern er ſpie nur ungefehr einen
guten Loͤffel voll Blut, und vier Zaͤhne aus, unter
welchen ſich auch derjenige befand, den man den
Bachanten Zahn nennet.

Jch ließ ihn darauf entkleiden, und fand ſeinen
Ruͤcken und die beyden Arme, uͤber und uͤber mit
Blut untergelaufen; doch war keine ſolutio con-
tinui,
noch vielweniger eine toͤdliche Wunde vor-
handen, woraus ich ſchloß, daß diejenigen, wel-
chen der Herr Profeſſ. Philippi in die Haͤnde ge-
fallen war, denſelben nur trucken abgepruͤgelt
haͤtten.

Wie aber der Herr Profeſſor ungemein uͤber
das Haupt klagte, ſo beſahe ich es, und endeckte
darauf unterſchiedene Baͤulen, und in der Mitte
eine kleine Wunde, die gefaͤhrlicher war, als ich
anfangs glaubte. Denn ſo bald man dieſelbe nur an-
ruͤhrete, wandelte dem Herrn Prof. Philippi eine
Ohnmacht an, die laͤnger als eine viertel Stunde
daurete. Endlich ermunterte er ſich wieder, ſchlug
die Augen auf, und gab durch einen tiefgehohlten
Seufzer zu verſtehen, daß noch Leben in ihm ſey.

Jch frug ihn: Wie er ſich beyfuͤnde? Und erhielte
zur Antwort: Sehr ſchlecht. Jch that noch einige Fra-
gen an ihm: Allein er antwortete mir nicht ein
Wort, ſondern lag immer in tiefen Gedancken vor
ſich weg. Nach einigen Minuten ſahe er auf, druͤckte
mir die Hand, und ſagte mit matter Stimm: Ach!

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[444/0536] (o) Nachdem man ihn durch einen kraͤftigen Bal- ſam wieder zurecht gebracht hatte, richtete er ſich in die Hoͤhe, und ſetzte ſich in die Stellung eines Menſchen, der ſich erbrechen will: Allein es kam nicht ſo weit; ſondern er ſpie nur ungefehr einen guten Loͤffel voll Blut, und vier Zaͤhne aus, unter welchen ſich auch derjenige befand, den man den Bachanten Zahn nennet. Jch ließ ihn darauf entkleiden, und fand ſeinen Ruͤcken und die beyden Arme, uͤber und uͤber mit Blut untergelaufen; doch war keine ſolutio con- tinui, noch vielweniger eine toͤdliche Wunde vor- handen, woraus ich ſchloß, daß diejenigen, wel- chen der Herr Profeſſ. Philippi in die Haͤnde ge- fallen war, denſelben nur trucken abgepruͤgelt haͤtten. Wie aber der Herr Profeſſor ungemein uͤber das Haupt klagte, ſo beſahe ich es, und endeckte darauf unterſchiedene Baͤulen, und in der Mitte eine kleine Wunde, die gefaͤhrlicher war, als ich anfangs glaubte. Denn ſo bald man dieſelbe nur an- ruͤhrete, wandelte dem Herrn Prof. Philippi eine Ohnmacht an, die laͤnger als eine viertel Stunde daurete. Endlich ermunterte er ſich wieder, ſchlug die Augen auf, und gab durch einen tiefgehohlten Seufzer zu verſtehen, daß noch Leben in ihm ſey. Jch frug ihn: Wie er ſich beyfuͤnde? Und erhielte zur Antwort: Sehr ſchlecht. Jch that noch einige Fra- gen an ihm: Allein er antwortete mir nicht ein Wort, ſondern lag immer in tiefen Gedancken vor ſich weg. Nach einigen Minuten ſahe er auf, druͤckte mir die Hand, und ſagte mit matter Stimm: Ach! wer

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Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 444. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/536>, abgerufen am 23.11.2024.