ist, vor nichts anders, als vor eine heil- same Züchtigung, und sonderbare Gnade halten.
Glücklich ist indessen derjenige, der einer solchen Gnade nicht bedarf, sondern bey Zei- ten in sich schläget, und sein Elend erkennet. Jch bitte alle, die mit dem Herrn Professor Philippi in gleicher Verdamniß sind, dieses wohl zu behertzigen. Sie können aus den letzten Klagen desselben lernen, was eine späte Busse vor eine mißliche und gefährli- che Sache sey. Wie nahe ist der arme Mann der Verzweifelung nicht gewesen? Doch er hat sich endlich noch ziemlich gefas- set, und ein Ende genommen, das sehr er- baulich ist.
Er starb, wie der Medicus vermuthet, den 21ten Junius, Abends um 6 Uhr 53 Minuten. Eine halbe Stunde vorher wie- derhohlte er nochmahl das gethane Bekännt- niß von der Scheußlichkeit seiner Schriften, bereuete mit Thränen, daß er sie gemacht, und ließ alle diejenigen, die noch nicht ge- druckt waren, vor seinen Augen verbren- nen. Wie dieses geschehen war, rief er gantz freudig: Nun will ich gerne ster- ben. Und ach! fuhr er seufzend fort,
was
E e 5
(o)
iſt, vor nichts anders, als vor eine heil- ſame Zuͤchtigung, und ſonderbare Gnade halten.
Gluͤcklich iſt indeſſen derjenige, der einer ſolchen Gnade nicht bedarf, ſondern bey Zei- ten in ſich ſchlaͤget, und ſein Elend erkennet. Jch bitte alle, die mit dem Herrn Profeſſor Philippi in gleicher Verdamniß ſind, dieſes wohl zu behertzigen. Sie koͤnnen aus den letzten Klagen deſſelben lernen, was eine ſpaͤte Buſſe vor eine mißliche und gefaͤhrli- che Sache ſey. Wie nahe iſt der arme Mann der Verzweifelung nicht geweſen? Doch er hat ſich endlich noch ziemlich gefaſ- ſet, und ein Ende genommen, das ſehr er- baulich iſt.
Er ſtarb, wie der Medicus vermuthet, den 21ten Junius, Abends um 6 Uhr 53 Minuten. Eine halbe Stunde vorher wie- derhohlte er nochmahl das gethane Bekaͤñt- niß von der Scheußlichkeit ſeiner Schriften, bereuete mit Thraͤnen, daß er ſie gemacht, und ließ alle diejenigen, die noch nicht ge- druckt waren, vor ſeinen Augen verbren- nen. Wie dieſes geſchehen war, rief er gantz freudig: Nun will ich gerne ſter- ben. Und ach! fuhr er ſeufzend fort,
was
E e 5
<TEI><text><body><divn="1"><divn="2"><p><pbfacs="#f0533"n="441"/><fwplace="top"type="header">(<hirendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
iſt, vor nichts anders, als vor eine heil-<lb/>ſame Zuͤchtigung, und ſonderbare Gnade<lb/>
halten.</p><lb/><p>Gluͤcklich iſt indeſſen derjenige, der einer<lb/>ſolchen Gnade nicht bedarf, ſondern bey Zei-<lb/>
ten in ſich ſchlaͤget, und ſein Elend erkennet.<lb/>
Jch bitte alle, die mit dem Herrn Profeſſor<lb/>
Philippi in gleicher Verdamniß ſind, dieſes<lb/>
wohl zu behertzigen. Sie koͤnnen aus den<lb/>
letzten Klagen deſſelben lernen, was eine<lb/>ſpaͤte Buſſe vor eine mißliche und gefaͤhrli-<lb/>
che Sache ſey. Wie nahe iſt der arme<lb/>
Mann der Verzweifelung nicht geweſen?<lb/>
Doch er hat ſich endlich noch ziemlich gefaſ-<lb/>ſet, und ein Ende genommen, das ſehr er-<lb/>
baulich iſt.</p><lb/><p>Er ſtarb, wie der Medicus vermuthet,<lb/>
den 21ten Junius, Abends um 6 Uhr 53<lb/>
Minuten. Eine halbe Stunde vorher wie-<lb/>
derhohlte er nochmahl das gethane Bekaͤñt-<lb/>
niß von der Scheußlichkeit ſeiner Schriften,<lb/>
bereuete mit Thraͤnen, daß er ſie gemacht,<lb/>
und ließ alle diejenigen, die noch nicht ge-<lb/>
druckt waren, vor ſeinen Augen verbren-<lb/>
nen. Wie dieſes geſchehen war, rief er<lb/>
gantz freudig: <hirendition="#fr">Nun will ich gerne ſter-<lb/>
ben. Und ach!</hi> fuhr er ſeufzend fort,<lb/><fwplace="bottom"type="sig">E e 5</fw><fwplace="bottom"type="catch">was</fw><lb/></p></div></div></body></text></TEI>
[441/0533]
(o)
iſt, vor nichts anders, als vor eine heil-
ſame Zuͤchtigung, und ſonderbare Gnade
halten.
Gluͤcklich iſt indeſſen derjenige, der einer
ſolchen Gnade nicht bedarf, ſondern bey Zei-
ten in ſich ſchlaͤget, und ſein Elend erkennet.
Jch bitte alle, die mit dem Herrn Profeſſor
Philippi in gleicher Verdamniß ſind, dieſes
wohl zu behertzigen. Sie koͤnnen aus den
letzten Klagen deſſelben lernen, was eine
ſpaͤte Buſſe vor eine mißliche und gefaͤhrli-
che Sache ſey. Wie nahe iſt der arme
Mann der Verzweifelung nicht geweſen?
Doch er hat ſich endlich noch ziemlich gefaſ-
ſet, und ein Ende genommen, das ſehr er-
baulich iſt.
Er ſtarb, wie der Medicus vermuthet,
den 21ten Junius, Abends um 6 Uhr 53
Minuten. Eine halbe Stunde vorher wie-
derhohlte er nochmahl das gethane Bekaͤñt-
niß von der Scheußlichkeit ſeiner Schriften,
bereuete mit Thraͤnen, daß er ſie gemacht,
und ließ alle diejenigen, die noch nicht ge-
druckt waren, vor ſeinen Augen verbren-
nen. Wie dieſes geſchehen war, rief er
gantz freudig: Nun will ich gerne ſter-
ben. Und ach! fuhr er ſeufzend fort,
was
E e 5
Informationen zur CAB-Ansicht
Diese Ansicht bietet Ihnen die Darstellung des Textes in normalisierter Orthographie.
Diese Textvariante wird vollautomatisch erstellt und kann aufgrund dessen auch Fehler enthalten.
Alle veränderten Wortformen sind grau hinterlegt. Als fremdsprachliches Material erkannte
Textteile sind ausgegraut dargestellt.
[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 441. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/533>, abgerufen am 22.11.2024.
Alle Inhalte dieser Seite unterstehen, soweit nicht anders gekennzeichnet, einer
Creative-Commons-Lizenz.
Die Rechte an den angezeigten Bilddigitalisaten, soweit nicht anders gekennzeichnet, liegen bei den besitzenden Bibliotheken.
Weitere Informationen finden Sie in den DTA-Nutzungsbedingungen.
Insbesondere im Hinblick auf die §§ 86a StGB und 130 StGB wird festgestellt, dass die auf
diesen Seiten abgebildeten Inhalte weder in irgendeiner Form propagandistischen Zwecken
dienen, oder Werbung für verbotene Organisationen oder Vereinigungen darstellen, oder
nationalsozialistische Verbrechen leugnen oder verharmlosen, noch zum Zwecke der
Herabwürdigung der Menschenwürde gezeigt werden.
Die auf diesen Seiten abgebildeten Inhalte (in Wort und Bild) dienen im Sinne des
§ 86 StGB Abs. 3 ausschließlich historischen, sozial- oder kulturwissenschaftlichen
Forschungszwecken. Ihre Veröffentlichung erfolgt in der Absicht, Wissen zur Anregung
der intellektuellen Selbstständigkeit und Verantwortungsbereitschaft des Staatsbürgers zu
vermitteln und damit der Förderung seiner Mündigkeit zu dienen.
Zitierempfehlung: Deutsches Textarchiv. Grundlage für ein Referenzkorpus der neuhochdeutschen Sprache. Herausgegeben von der Berlin-Brandenburgischen Akademie der Wissenschaften, Berlin 2024. URL: https://www.deutschestextarchiv.de/.