mehr, als zu deutlich zu erkennen, wie sehr dir unser demüthiger Antrag zu wider sey. Aber dadurch wirst du uns nicht vom Halse loß. Du solt unser König seyn: Du must unser König seyn, du magst wollen, oder nicht. Glaube nicht, daß die Verach- tung, welche du gegen uns bezeigest, uns zum Zorn reitzen, und bewegen werde, unsere Wahl zu wi- derrufen, und dir die Thüre zu weisen. Wir ken- nen dich: Wir haben dich zu unserm Ober-Haupt erkohren: Dabey bleibt es. Du magst noch so hart darauf bestehen, daß du kein kleiner Geist seyest; Wir wissen doch wohl, was wir glauben sollen. Dei- ne Schriften bezeugen das Gegentheil, und eben dieser merckliche Mangel der Selbst-Er- känntniß macht dich in unsern Augen groß und ehrwürdig. Solche Leute suchen wir. Wundere dich nicht darüber, werther Philippi; Wir ha- ben Ursache dazu. Die kleinen Geister sind, dem Grad nach, eben so sehr von einander unter- schieden, als die Grossen, und man kan sie füglich in drey Classen theilen. Einige Glieder unserer Ge- sellschaft geben sich vor kleine Geister aus, und sind es nicht: Einige geben sich davor aus, und sind es auch. Einige hergegen sind es, und wissen es nicht. Die ersten machen uns eitel Verdruß und Hertzeleid, und wir können sie nicht anders ansehen, als falsche Brüder und heimliche Feinde. Die andern sind zwar gute ehrliche Leute, die unserer Gesellschaft viele Dienste thun: Aber es fehlt ihnen an der Beständigkeit. Eine Zeitlang halten sie es mit uns: Aber zur Zeit der Anfechtung fallen sie abe; Das macht der unglückseelige Rest ihrer
ver-
(o)
mehr, als zu deutlich zu erkennen, wie ſehr dir unſer demuͤthiger Antrag zu wider ſey. Aber dadurch wirſt du uns nicht vom Halſe loß. Du ſolt unſer Koͤnig ſeyn: Du muſt unſer Koͤnig ſeyn, du magſt wollen, oder nicht. Glaube nicht, daß die Verach- tung, welche du gegen uns bezeigeſt, uns zum Zorn reitzen, und bewegen werde, unſere Wahl zu wi- derrufen, und dir die Thuͤre zu weiſen. Wir ken- nen dich: Wir haben dich zu unſerm Ober-Haupt erkohren: Dabey bleibt es. Du magſt noch ſo hart darauf beſtehen, daß du kein kleiner Geiſt ſeyeſt; Wir wiſſen doch wohl, was wir glauben ſollen. Dei- ne Schriften bezeugen das Gegentheil, und eben dieſer merckliche Mangel der Selbſt-Er- kaͤnntniß macht dich in unſern Augen groß und ehrwuͤrdig. Solche Leute ſuchen wir. Wundere dich nicht daruͤber, werther Philippi; Wir ha- ben Urſache dazu. Die kleinen Geiſter ſind, dem Grad nach, eben ſo ſehr von einander unter- ſchieden, als die Groſſen, und man kan ſie fuͤglich in drey Claſſen theilen. Einige Glieder unſerer Ge- ſellſchaft geben ſich vor kleine Geiſter aus, und ſind es nicht: Einige geben ſich davor aus, und ſind es auch. Einige hergegen ſind es, und wiſſen es nicht. Die erſten machen uns eitel Verdruß und Hertzeleid, und wir koͤnnen ſie nicht anders anſehen, als falſche Bruͤder und heimliche Feinde. Die andern ſind zwar gute ehrliche Leute, die unſerer Geſellſchaft viele Dienſte thun: Aber es fehlt ihnen an der Beſtaͤndigkeit. Eine Zeitlang halten ſie es mit uns: Aber zur Zeit der Anfechtung fallen ſie abe; Das macht der ungluͤckſeelige Reſt ihrer
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mehr, als zu deutlich zu erkennen, wie ſehr dir unſer
demuͤthiger Antrag zu wider ſey. Aber dadurch
wirſt du uns nicht vom Halſe loß. Du ſolt unſer
Koͤnig ſeyn: Du muſt unſer Koͤnig ſeyn, du magſt
wollen, oder nicht. Glaube nicht, daß die Verach-
tung, welche du gegen uns bezeigeſt, uns zum Zorn
reitzen, und bewegen werde, unſere Wahl zu wi-
derrufen, und dir die Thuͤre zu weiſen. Wir ken-
nen dich: Wir haben dich zu unſerm Ober-Haupt
erkohren: Dabey bleibt es. Du magſt noch ſo hart
darauf beſtehen, daß du kein kleiner Geiſt ſeyeſt;
Wir wiſſen doch wohl, was wir glauben ſollen. Dei-
ne Schriften bezeugen das Gegentheil, und
eben dieſer merckliche Mangel der Selbſt-Er-
kaͤnntniß macht dich in unſern Augen groß und
ehrwuͤrdig. Solche Leute ſuchen wir. Wundere
dich nicht daruͤber, werther Philippi; Wir ha-
ben Urſache dazu. Die kleinen Geiſter ſind,
dem Grad nach, eben ſo ſehr von einander unter-
ſchieden, als die Groſſen, und man kan ſie fuͤglich
in drey Claſſen theilen. Einige Glieder unſerer Ge-
ſellſchaft geben ſich vor kleine Geiſter aus, und ſind
es nicht: Einige geben ſich davor aus, und ſind
es auch. Einige hergegen ſind es, und wiſſen es
nicht. Die erſten machen uns eitel Verdruß und
Hertzeleid, und wir koͤnnen ſie nicht anders anſehen,
als falſche Bruͤder und heimliche Feinde. Die
andern ſind zwar gute ehrliche Leute, die unſerer
Geſellſchaft viele Dienſte thun: Aber es fehlt ihnen
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 413. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/505>, abgerufen am 22.11.2024.
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