Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739.

Bild:
<< vorherige Seite

(o)
"nur von dessen Ruhm geredet. Die alber-
"ne Redens-Art von entbehrlichen Rest will
"er in der 18ten Kappe damit entschuldigen,
"weil Rest bey uns auch so viel heisse als Stück
"und Theil. Jn der 19ten Kappe sagt er,
"daß die Unterlegung der Hertzen, wovon er
"geredet, nicht nach dem Buchstaben zu ver-
"stehen. Die 20te Kappe handelt von dem
"Gleichnisse vom Steuer-Mann. Er sehe
"wohl, spricht der Hr. Philippi, daß dieses
"Gleichniß dem Hrn. von Bockshorn zu hoch
"sey; er wolle es ihm also so frey vor Augen
"legen, als ein Stück Pöckel-Fleisch, wo-
"von er neulich in einer Postille schöne, erbau-
"liche Gedancken gelesen. Denn als einer
"von Ambra geredet, habe der andere gesagt:
"Er lobe sich davor ein gut Stück Pöckel-
"Fleisch.
Wohlan denn, fährt der Herr
"Prof. Philippi fort, mein Herr von Bocks-
"horn, thun sie, als ob sie dergleichen auch
"eben vor sich hätten, und trenchiren fein
"sauber und appetitlich.

"Jn der 21ten Kappe sagt er: daß er sei-
"nen Vater in der Antritts-Rede, die er als
"Professor der deutschen Beredsamkeit ge-
"halten, angeredet, und ihm seine kindliche
"Pflicht bezeuget, gehe dem Herrn von
"Plumpsack, wollte schreiben Bockshorn,
"nicht an, so wenig als dieses, daß er das
"leere Blatt hinten am Schluß mit dem Neu-
"Jahrs-Wunsche an seine liebe Eltern ange-
"füllet. Er habe deswegen nichts unnöthi-

"ges

(o)
„nur von deſſen Ruhm geredet. Die alber-
„ne Redens-Art von entbehrlichen Reſt will
„er in der 18ten Kappe damit entſchuldigen,
„weil Reſt bey uns auch ſo viel heiſſe als Stuͤck
„und Theil. Jn der 19ten Kappe ſagt er,
„daß die Unterlegung der Hertzen, wovon er
„geredet, nicht nach dem Buchſtaben zu ver-
„ſtehen. Die 20te Kappe handelt von dem
„Gleichniſſe vom Steuer-Mann. Er ſehe
„wohl, ſpricht der Hr. Philippi, daß dieſes
„Gleichniß dem Hrn. von Bockshorn zu hoch
„ſey; er wolle es ihm alſo ſo frey vor Augen
„legen, als ein Stuͤck Poͤckel-Fleiſch, wo-
„von er neulich in einer Poſtille ſchoͤne, erbau-
„liche Gedancken geleſen. Denn als einer
„von Ambra geredet, habe der andere geſagt:
„Er lobe ſich davor ein gut Stuͤck Poͤckel-
„Fleiſch.
Wohlan denn, faͤhrt der Herr
„Prof. Philippi fort, mein Herr von Bocks-
„horn, thun ſie, als ob ſie dergleichen auch
„eben vor ſich haͤtten, und trenchiren fein
„ſauber und appetitlich.

„Jn der 21ten Kappe ſagt er: daß er ſei-
„nen Vater in der Antritts-Rede, die er als
„Profeſſor der deutſchen Beredſamkeit ge-
„halten, angeredet, und ihm ſeine kindliche
„Pflicht bezeuget, gehe dem Herrn von
Plumpſack, wollte ſchreiben Bockshorn,
„nicht an, ſo wenig als dieſes, daß er das
„leere Blatt hinten am Schluß mit dem Neu-
„Jahrs-Wunſche an ſeine liebe Eltern ange-
„fuͤllet. Er habe deswegen nichts unnoͤthi-

„ges
<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <p><pb facs="#f0388" n="296"/><fw place="top" type="header">(<hi rendition="#aq">o</hi>)</fw><lb/>
&#x201E;nur von de&#x017F;&#x017F;en Ruhm geredet. Die alber-<lb/>
&#x201E;ne Redens-Art von entbehrlichen Re&#x017F;t will<lb/>
&#x201E;er in der 18ten Kappe damit ent&#x017F;chuldigen,<lb/>
&#x201E;weil Re&#x017F;t bey uns auch &#x017F;o viel hei&#x017F;&#x017F;e als Stu&#x0364;ck<lb/>
&#x201E;und Theil. Jn der 19ten Kappe &#x017F;agt er,<lb/>
&#x201E;daß die Unterlegung der Hertzen, wovon er<lb/>
&#x201E;geredet, nicht nach dem Buch&#x017F;taben zu ver-<lb/>
&#x201E;&#x017F;tehen. Die 20te Kappe handelt von dem<lb/>
&#x201E;Gleichni&#x017F;&#x017F;e vom Steuer-Mann. Er &#x017F;ehe<lb/>
&#x201E;wohl, &#x017F;pricht der Hr. Philippi, daß die&#x017F;es<lb/>
&#x201E;Gleichniß dem Hrn. von Bockshorn zu hoch<lb/>
&#x201E;&#x017F;ey; er wolle es ihm al&#x017F;o &#x017F;o frey vor Augen<lb/>
&#x201E;legen, als ein <hi rendition="#fr">Stu&#x0364;ck Po&#x0364;ckel-Flei&#x017F;ch,</hi> wo-<lb/>
&#x201E;von er neulich in einer Po&#x017F;tille &#x017F;cho&#x0364;ne, erbau-<lb/>
&#x201E;liche Gedancken gele&#x017F;en. Denn als einer<lb/>
&#x201E;von Ambra geredet, habe der andere ge&#x017F;agt:<lb/>
&#x201E;Er lobe &#x017F;ich davor ein gut <hi rendition="#fr">Stu&#x0364;ck Po&#x0364;ckel-<lb/>
&#x201E;Flei&#x017F;ch.</hi> Wohlan denn, fa&#x0364;hrt der Herr<lb/>
&#x201E;Prof. Philippi fort, mein Herr von Bocks-<lb/>
&#x201E;horn, thun &#x017F;ie, als ob &#x017F;ie dergleichen auch<lb/>
&#x201E;eben vor &#x017F;ich ha&#x0364;tten, und <hi rendition="#aq">trenchi</hi>ren fein<lb/>
&#x201E;&#x017F;auber und appetitlich.</p><lb/>
        <p>&#x201E;Jn der 21ten Kappe &#x017F;agt er: daß er &#x017F;ei-<lb/>
&#x201E;nen Vater in der Antritts-Rede, die er als<lb/>
&#x201E;Profe&#x017F;&#x017F;or der deut&#x017F;chen Bered&#x017F;amkeit ge-<lb/>
&#x201E;halten, angeredet, und ihm &#x017F;eine kindliche<lb/>
&#x201E;Pflicht bezeuget, gehe dem Herrn von<lb/>
&#x201E;<hi rendition="#fr">Plump&#x017F;ack,</hi> wollte &#x017F;chreiben Bockshorn,<lb/>
&#x201E;nicht an, &#x017F;o wenig als die&#x017F;es, daß er das<lb/>
&#x201E;leere Blatt hinten am Schluß mit dem Neu-<lb/>
&#x201E;Jahrs-Wun&#x017F;che an &#x017F;eine liebe Eltern ange-<lb/>
&#x201E;fu&#x0364;llet. Er habe deswegen nichts unno&#x0364;thi-<lb/>
<fw place="bottom" type="catch">&#x201E;ges</fw><lb/></p>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[296/0388] (o) „nur von deſſen Ruhm geredet. Die alber- „ne Redens-Art von entbehrlichen Reſt will „er in der 18ten Kappe damit entſchuldigen, „weil Reſt bey uns auch ſo viel heiſſe als Stuͤck „und Theil. Jn der 19ten Kappe ſagt er, „daß die Unterlegung der Hertzen, wovon er „geredet, nicht nach dem Buchſtaben zu ver- „ſtehen. Die 20te Kappe handelt von dem „Gleichniſſe vom Steuer-Mann. Er ſehe „wohl, ſpricht der Hr. Philippi, daß dieſes „Gleichniß dem Hrn. von Bockshorn zu hoch „ſey; er wolle es ihm alſo ſo frey vor Augen „legen, als ein Stuͤck Poͤckel-Fleiſch, wo- „von er neulich in einer Poſtille ſchoͤne, erbau- „liche Gedancken geleſen. Denn als einer „von Ambra geredet, habe der andere geſagt: „Er lobe ſich davor ein gut Stuͤck Poͤckel- „Fleiſch. Wohlan denn, faͤhrt der Herr „Prof. Philippi fort, mein Herr von Bocks- „horn, thun ſie, als ob ſie dergleichen auch „eben vor ſich haͤtten, und trenchiren fein „ſauber und appetitlich. „Jn der 21ten Kappe ſagt er: daß er ſei- „nen Vater in der Antritts-Rede, die er als „Profeſſor der deutſchen Beredſamkeit ge- „halten, angeredet, und ihm ſeine kindliche „Pflicht bezeuget, gehe dem Herrn von „Plumpſack, wollte ſchreiben Bockshorn, „nicht an, ſo wenig als dieſes, daß er das „leere Blatt hinten am Schluß mit dem Neu- „Jahrs-Wunſche an ſeine liebe Eltern ange- „fuͤllet. Er habe deswegen nichts unnoͤthi- „ges

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
TCF (tokenisiert, serialisiert, lemmatisiert, normalisiert)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Die Verlagsangabe wurde ermittelt (vgl. http://op… [mehr]

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/388
Zitationshilfe: [Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 296. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/388>, abgerufen am 06.05.2024.