billige Richter, sondern auf das gantze mensch- liche Geschlecht auszulachen und sich vor so klug, so weise, so gelehrt, und so vortreflich zu hal- ten, als es ihn immer gut deucht. Dieses wehrt ihm niemand, und er kan versichert seyn, daß es immer einige Narren geben wird, die ihn, Trotz allen Spöttern, hochschätzen.
Da nun die Urtheile, die über eine Schrift gefället werden, dem Verfasser derselben nicht einmahl diejenige Ehre, die er in der gelehrten Welt hat, gäntzlich rauben können; so sehe ich nicht, wie es möglich, daß auch die schärfste Censur eines Buches, dem Scribenten, der es verfertiget hat, an seinem guten Leumund, und an derjenigen Ehre nachtheilig seyn könne, die man in der bürgerlichen Gesellschaft haben muß, wo man mit einigem Vergnügen in der Welt leben will. Es bedeutet also nichts, wenn einige gar zu mitleidige Personen sagen; "Es sey zwar nicht zu leugnen, daß den Gelehr-" ten das Recht zustehe, über die Schriften" ihrer Brüder zu urtheilen, und die darinn" enthaltene Fehler und Jrrthümer anzuzeigen," und zu wiederlegen: Allein man müsse es" doch so machen, daß derjenige, den man ta-" delt, und wiederlegt, bey Ehren bleibe."
Jch begreife nicht, was man durch dieseDas Ur- theil so die Gelehrten über eine Schrift fäl- len, nimmt dem Ver- fasser die Ehre nicht, Einschränckung haben will. Die Urtheile der Gelehrten über unserer Schriften können uns zwar, nachdem sie beschafen, bey der ge- lehrten Welt in Ansehen, oder in Verachtung bringen: Allein ordentlicher Weise haben sie
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billige Richter, ſondern auf das gantze menſch- liche Geſchlecht auszulachen und ſich vor ſo klug, ſo weiſe, ſo gelehrt, und ſo vortreflich zu hal- ten, als es ihn immer gut deucht. Dieſes wehrt ihm niemand, und er kan verſichert ſeyn, daß es immer einige Narren geben wird, die ihn, Trotz allen Spoͤttern, hochſchaͤtzen.
Da nun die Urtheile, die uͤber eine Schrift gefaͤllet werden, dem Verfaſſer derſelben nicht einmahl diejenige Ehre, die er in der gelehrten Welt hat, gaͤntzlich rauben koͤnnen; ſo ſehe ich nicht, wie es moͤglich, daß auch die ſchaͤrfſte Cenſur eines Buches, dem Scribenten, der es verfertiget hat, an ſeinem guten Leumund, und an derjenigen Ehre nachtheilig ſeyn koͤnne, die man in der buͤrgerlichen Geſellſchaft haben muß, wo man mit einigem Vergnuͤgen in der Welt leben will. Es bedeutet alſo nichts, wenn einige gar zu mitleidige Perſonen ſagen; “Es ſey zwar nicht zu leugnen, daß den Gelehr-„ ten das Recht zuſtehe, uͤber die Schriften„ ihrer Bruͤder zu urtheilen, und die darinn„ enthaltene Fehler und Jrrthuͤmer anzuzeigen,„ und zu wiederlegen: Allein man muͤſſe es„ doch ſo machen, daß derjenige, den man ta-„ delt, und wiederlegt, bey Ehren bleibe.”
Jch begreife nicht, was man durch dieſeDas Ur- theil ſo die Gelehrten uͤber eine Schꝛift faͤl- len, nimmt dem Ver- faſſer die Ehre nicht, Einſchraͤnckung haben will. Die Urtheile der Gelehrten uͤber unſerer Schriften koͤnnen uns zwar, nachdem ſie beſchafen, bey der ge- lehrten Welt in Anſehen, oder in Verachtung bringen: Allein ordentlicher Weiſe haben ſie
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billige Richter, ſondern auf das gantze menſch-
liche Geſchlecht auszulachen und ſich vor ſo
klug, ſo weiſe, ſo gelehrt, und ſo vortreflich zu hal-
ten, als es ihn immer gut deucht. Dieſes wehrt
ihm niemand, und er kan verſichert ſeyn, daß
es immer einige Narren geben wird, die ihn,
Trotz allen Spoͤttern, hochſchaͤtzen.
Da nun die Urtheile, die uͤber eine Schrift
gefaͤllet werden, dem Verfaſſer derſelben nicht
einmahl diejenige Ehre, die er in der gelehrten
Welt hat, gaͤntzlich rauben koͤnnen; ſo ſehe
ich nicht, wie es moͤglich, daß auch die ſchaͤrfſte
Cenſur eines Buches, dem Scribenten, der es
verfertiget hat, an ſeinem guten Leumund, und
an derjenigen Ehre nachtheilig ſeyn koͤnne, die
man in der buͤrgerlichen Geſellſchaft haben
muß, wo man mit einigem Vergnuͤgen in der
Welt leben will. Es bedeutet alſo nichts, wenn
einige gar zu mitleidige Perſonen ſagen; “Es
ſey zwar nicht zu leugnen, daß den Gelehr-„
ten das Recht zuſtehe, uͤber die Schriften„
ihrer Bruͤder zu urtheilen, und die darinn„
enthaltene Fehler und Jrrthuͤmer anzuzeigen,„
und zu wiederlegen: Allein man muͤſſe es„
doch ſo machen, daß derjenige, den man ta-„
delt, und wiederlegt, bey Ehren bleibe.”
Jch begreife nicht, was man durch dieſe
Einſchraͤnckung haben will. Die Urtheile
der Gelehrten uͤber unſerer Schriften koͤnnen
uns zwar, nachdem ſie beſchafen, bey der ge-
lehrten Welt in Anſehen, oder in Verachtung
bringen: Allein ordentlicher Weiſe haben ſie
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 261. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/353>, abgerufen am 25.11.2024.
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