reyen zu verfallen: Allein so konnte es ihm nim- mer an Materie zu spotten gebrechen; weil er es mit einem Manne zu thun hatte, über welchen auch seine ärgsten Feinde nicht klagen können, daß er ihnen nicht genugsame Blösse gebe. Er kan also den Fehler, welchen er hier begangen, mit nichts entschuldigen, und ich befürchte nicht, daß er meine, desfalls gethane, Erinne- rung übel deuten werde. Jch habe vielmehr das Vertrauen, er werde, nach seiner Scharf- sinnigkeit, das Urtheil, welches ich über seine Spötterey fälle, so gegründet, und billig finden, als dasjenige, das andere von seinen Absichten gefället haben, ungegründet und unbillig ist.
Jch bilde mir ein, dieses letzte auf eine un- wiedertreibliche Art dargethan zu haben, und hoffe demnach, daß diejenigen, so aus Einfalt oder Boßheit den Verfasser des Briontes vor einen Religions-Spötter ausschreyen, sich schämen, und andere, die den Klagen der Einfältigen, und dem unvernünftigen Ge- schrey der Thoren ohne Untersuchung Gehör geben, hinfort behutsamer seyn werden.
Nachdem ich nun deutlich erwiesen, daßOb der Briontes aus an- dern Ursa- chen straf- bar? die Satyre Briontes der jüngere nicht mit entsetzlichen Religions-Spöttereyen angefül- let ist, so gehe ich weiter und untersuche, ob denn diese Schrift aus einem andern Grunde straf- bar sey.
Wenn eine Schrift nichts in sich fasset, soWas eine Schrift strafbar mache? und wieder die Religion läuft, so kan sie nicht an- ders strafbar und unzulässig seyn, als wenn sie
entweder
(o)
reyen zu verfallen: Allein ſo konnte es ihm nim- mer an Materie zu ſpotten gebrechen; weil er es mit einem Manne zu thun hatte, uͤber welchen auch ſeine aͤrgſten Feinde nicht klagen koͤnnen, daß er ihnen nicht genugſame Bloͤſſe gebe. Er kan alſo den Fehler, welchen er hier begangen, mit nichts entſchuldigen, und ich befuͤrchte nicht, daß er meine, desfalls gethane, Erinne- rung uͤbel deuten werde. Jch habe vielmehr das Vertrauen, er werde, nach ſeiner Scharf- ſinnigkeit, das Urtheil, welches ich uͤber ſeine Spoͤtterey faͤlle, ſo gegruͤndet, und billig finden, als dasjenige, das andere von ſeinen Abſichten gefaͤllet haben, ungegruͤndet und unbillig iſt.
Jch bilde mir ein, dieſes letzte auf eine un- wiedertreibliche Art dargethan zu haben, und hoffe demnach, daß diejenigen, ſo aus Einfalt oder Boßheit den Verfaſſer des Briontes vor einen Religions-Spoͤtter ausſchreyen, ſich ſchaͤmen, und andere, die den Klagen der Einfaͤltigen, und dem unvernuͤnftigen Ge- ſchrey der Thoren ohne Unterſuchung Gehoͤr geben, hinfort behutſamer ſeyn werden.
Nachdem ich nun deutlich erwieſen, daßOb der Briontes aus an- dern Urſa- chen ſtraf- bar? die Satyre Briontes der juͤngere nicht mit entſetzlichen Religions-Spoͤttereyen angefuͤl- let iſt, ſo gehe ich weiter und unterſuche, ob denn dieſe Schrift aus einem andern Grunde ſtraf- bar ſey.
Wenn eine Schrift nichts in ſich faſſet, ſoWas eine Schrift ſtrafbar mache? und wieder die Religion laͤuft, ſo kan ſie nicht an- ders ſtrafbar und unzulaͤſſig ſeyn, als wenn ſie
entweder
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(o)
reyen zu verfallen: Allein ſo konnte es ihm nim-
mer an Materie zu ſpotten gebrechen; weil er es
mit einem Manne zu thun hatte, uͤber welchen
auch ſeine aͤrgſten Feinde nicht klagen koͤnnen,
daß er ihnen nicht genugſame Bloͤſſe gebe. Er
kan alſo den Fehler, welchen er hier begangen,
mit nichts entſchuldigen, und ich befuͤrchte
nicht, daß er meine, desfalls gethane, Erinne-
rung uͤbel deuten werde. Jch habe vielmehr
das Vertrauen, er werde, nach ſeiner Scharf-
ſinnigkeit, das Urtheil, welches ich uͤber ſeine
Spoͤtterey faͤlle, ſo gegruͤndet, und billig finden,
als dasjenige, das andere von ſeinen Abſichten
gefaͤllet haben, ungegruͤndet und unbillig iſt.
Jch bilde mir ein, dieſes letzte auf eine un-
wiedertreibliche Art dargethan zu haben, und
hoffe demnach, daß diejenigen, ſo aus Einfalt
oder Boßheit den Verfaſſer des Briontes vor
einen Religions-Spoͤtter ausſchreyen, ſich
ſchaͤmen, und andere, die den Klagen der
Einfaͤltigen, und dem unvernuͤnftigen Ge-
ſchrey der Thoren ohne Unterſuchung Gehoͤr
geben, hinfort behutſamer ſeyn werden.
Nachdem ich nun deutlich erwieſen, daß
die Satyre Briontes der juͤngere nicht mit
entſetzlichen Religions-Spoͤttereyen angefuͤl-
let iſt, ſo gehe ich weiter und unterſuche, ob denn
dieſe Schrift aus einem andern Grunde ſtraf-
bar ſey.
Ob der
Briontes
aus an-
dern Urſa-
chen ſtraf-
bar?
Wenn eine Schrift nichts in ſich faſſet, ſo
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ſtrafbar
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 239. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/331>, abgerufen am 24.11.2024.
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