in seiner Antritts-Rede, die er als ausserordentli- cher Professor der deutschen Beredsamkeit gehalten, alle Schätze seiner philosophischen und politischen Weißheit aufgethan, und verschwenderisch ausge- streuet hat. Sie werden sich wenig bekümmern, ob die- se Weißheit an dem rechten Ort angebracht sey, oder nicht, und zufrieden seyn, wenn Sie allenthalben nütz- liche Wahrheit finden, welche Jhnen um so viel an- genehmer seyn müssen, je unvermutheter der Herr Philippi Sie damit überfällt.
Wie werden Sie sich nicht freuen, wenn Sie so unverhoft in dieser vortreflichen Antritts-Rede einen vollkommenen Abriß eines wohl eingerichteten Staats antrefen42)? Wie wird sie nicht die so gelehrte, tiefsinnige und nach den Regeln der Vernunft, Be- scheidenheit und Gelindigkeit angestellte Betrachtung über den Ursprung und Bedeutung des Vivatrufens, und des damit verknüpften Wörtlein Hoch! samt der so glücklich entdeckten Etymologie des Worts: Mucker, erqvicken43). Sie werden sich freuen, daß der Herr Prof. Philippi die Jenaischen Studenten ihrer unanständigen Auführung wegen, auf eine so scharfsinnige und feine Art durchgehechelt hat44): Und sie werden in eine angenehme Bestürtzung gerah- ten, wenn Sie sehen, wie beweglich der Hr. Prof. Phi- lippi zum Beschluß seinen alten 63jährigen Vater
anredet
42) S. die sechs deutschen Reden p. 120. sqq.
43)ibid. p. 106 -- 117. zumahl da dieses, wie der Herr Prof. Philippi p. 117. gar wohl anmercket, eine Ma- terie ist, die sonst wenig, oder gar nicht vorkommt.
44)ib. p. 110. sqq.
(o)
in ſeiner Antritts-Rede, die er als auſſerordentli- cher Profeſſor der deutſchen Beredſamkeit gehalten, alle Schaͤtze ſeiner philoſophiſchen und politiſchen Weißheit aufgethan, und verſchwenderiſch ausge- ſtreuet hat. Sie werden ſich wenig bekuͤmmern, ob die- ſe Weißheit an dem rechten Ort angebracht ſey, oder nicht, und zufrieden ſeyn, wenn Sie allenthalben nuͤtz- liche Wahrheit finden, welche Jhnen um ſo viel an- genehmer ſeyn muͤſſen, je unvermutheter der Herr Philippi Sie damit uͤberfaͤllt.
Wie werden Sie ſich nicht freuen, wenn Sie ſo unverhoft in dieſer vortreflichen Antritts-Rede einen vollkom̃enen Abriß eines wohl eingerichteten Staats antrefen42)? Wie wird ſie nicht die ſo gelehrte, tiefſinnige und nach den Regeln der Vernunft, Be- ſcheidenheit uñ Gelindigkeit angeſtellte Betrachtung uͤber den Urſprung und Bedeutung des Vivatrufens, und des damit verknuͤpften Woͤrtlein Hoch! ſamt der ſo gluͤcklich entdeckten Etymologie des Worts: Mucker, erqvicken43). Sie werden ſich freuen, daß der Herr Prof. Philippi die Jenaiſchen Studenten ihrer unanſtaͤndigen Aufuͤhrung wegen, auf eine ſo ſcharfſinnige und feine Art durchgehechelt hat44): Und ſie werden in eine angenehme Beſtuͤrtzung gerah- ten, wenn Sie ſehen, wie beweglich der Hr. Prof. Phi- lippi zum Beſchluß ſeinen alten 63jaͤhrigen Vater
anredet
42) S. die ſechs deutſchen Reden p. 120. ſqq.
43)ibid. p. 106 — 117. zumahl da dieſes, wie der Herr Prof. Philippi p. 117. gar wohl anmercket, eine Ma- terie iſt, die ſonſt wenig, oder gar nicht vorkommt.
44)ib. p. 110. ſqq.
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(o)
in ſeiner Antritts-Rede, die er als auſſerordentli-
cher Profeſſor der deutſchen Beredſamkeit gehalten,
alle Schaͤtze ſeiner philoſophiſchen und politiſchen
Weißheit aufgethan, und verſchwenderiſch ausge-
ſtreuet hat. Sie werden ſich wenig bekuͤmmern, ob die-
ſe Weißheit an dem rechten Ort angebracht ſey, oder
nicht, und zufrieden ſeyn, wenn Sie allenthalben nuͤtz-
liche Wahrheit finden, welche Jhnen um ſo viel an-
genehmer ſeyn muͤſſen, je unvermutheter der Herr
Philippi Sie damit uͤberfaͤllt.
Wie werden Sie ſich nicht freuen, wenn Sie ſo
unverhoft in dieſer vortreflichen Antritts-Rede einen
vollkom̃enen Abriß eines wohl eingerichteten Staats
antrefen 42)? Wie wird ſie nicht die ſo gelehrte,
tiefſinnige und nach den Regeln der Vernunft, Be-
ſcheidenheit uñ Gelindigkeit angeſtellte Betrachtung
uͤber den Urſprung und Bedeutung des Vivatrufens,
und des damit verknuͤpften Woͤrtlein Hoch! ſamt
der ſo gluͤcklich entdeckten Etymologie des Worts:
Mucker, erqvicken 43). Sie werden ſich freuen, daß
der Herr Prof. Philippi die Jenaiſchen Studenten
ihrer unanſtaͤndigen Aufuͤhrung wegen, auf eine ſo
ſcharfſinnige und feine Art durchgehechelt hat 44):
Und ſie werden in eine angenehme Beſtuͤrtzung gerah-
ten, wenn Sie ſehen, wie beweglich der Hr. Prof. Phi-
lippi zum Beſchluß ſeinen alten 63jaͤhrigen Vater
anredet
42) S. die ſechs deutſchen Reden p. 120. ſqq.
43) ibid. p. 106 — 117. zumahl da dieſes, wie der Herr
Prof. Philippi p. 117. gar wohl anmercket, eine Ma-
terie iſt, die ſonſt wenig, oder gar nicht vorkommt.
44) ib. p. 110. ſqq.
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[Liscow, Christian Ludwig]: Samlung Satyrischer und Ernsthafter Schriften. Frankfurt u. a., 1739, S. 186. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liscow_samlung_1739/278>, abgerufen am 27.11.2024.
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