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Lindemann, Anna: Die Frauenstimmrechtsbewegung in Deutschland. Leipzig und Berlin, 1913.

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Weitere Entwickelung des Deutschen Verbandes
riefen dadurch, wenn auch ohne positiven Erfolg, doch lebhafte Er-
örterungen in den städtischen Kollegien hervor. An die politischen Par-
teien wurde die Aufforderung gerichtet, die Forderung der politischen
Gleichberechtigung der Frau in ihr Programm aufzunehmen.

So waren gleich im Anfang alle hauptsächlichen Arbeitsgebiete der
Frauenstimmrechtsbewegung in Angriff genommen und überall regte
sich frisches Leben. 1906 waren in Baden und Württemberg Landes-
vereine mit verschiedenen Ortsgruppen, in Leipzig im gleichen Jahre
der Mitteldeutsche Verein für Frauenstimmrecht gegründet, 1907 ent-
standen weitere badische Gruppen, ferner Gruppen in Worms, Essen
und Rostock. Aber bei der großen Verschiedenheit der Verhältnisse in den
deutschen Bundesstaaten wurde eine stärkere Entwickelung erst möglich,
nachdem auf der Generalversammlung in Frankfurt, September 1907,
die Organisation des Verbandes nach Landesvereinen vollkommen durch-
geführt und diesen eine größere Selbständigkeit und Bewegungsfreiheit
gegeben war. Beschleunigt wurde die Entwickelung durch das Reichs-
vereinsgesetz vom 15. Mai 1908, das nun auch den Frauen in Preußen
und Bayern den Zusammenschluß ermöglichte. Es entstanden Landes-
vereine in Preußen, Bayern, Oldenburg und Mecklenburg. Der schon
früher von Marie Stritt gegründete Sächsische Verein für Frauenstimm-
recht schloß sich dem Deutschen Verbande an und wurde mit dem Mittel-
deutschen Verein zum Sächsischen Landesverein verschmolzen. Auch im
Reichsstande wurde durch Gründung eines Vereins in Straßburg der
Anfang einer Organisation gemacht. Der fünfte Geschäftsbericht (1. Ok-
tober 1909 bis 1. Oktober 1911) führt 10 Landesvereine mit zusammen
65 Ortsvereinen, außerdem 6 Ortsvereine in Thüringen und Elsaß-
Lothringen auf. Die Mitgliederzahl beträgt jetzt, Frühling 1912,
ca. 8000.

Kurz muß hier des größten Landesvereins gedacht werden, des im
Februar 1908 aus dem früheren Preußischen Landesausschuß entstan-
denen Preußischen Landesvereins. Unter Minna Cauers Leitung ent-
wickelte er sich überraschend schnell. Mit 11 Provinzialvereinen, 36 Orts-
gruppen und etwa 3450 Mitgliedern macht er heute fast die Hälfte des
Deutschen Verbandes aus. Neben seiner Arbeit auf allen Gebieten der
Bewegung ist er durch einen besonderen, in Frau Cauers Verwaltung
stehenden Fonds in den Stand gesetzt, durch Beschaffung von wertvollem
Broschürenmaterial für Propaganda und für Schulung der Mitglieder
der ganzen Stimmrechtsbewegung hervorragende Dienste zu leisten.

Alle diese Organisationen arbeiten mit stets gleichem Eifer und
stets wachsender Sachkenntnis für alle in der Satzung gegebenen Ziele.

Weitere Entwickelung des Deutschen Verbandes
riefen dadurch, wenn auch ohne positiven Erfolg, doch lebhafte Er-
örterungen in den städtischen Kollegien hervor. An die politischen Par-
teien wurde die Aufforderung gerichtet, die Forderung der politischen
Gleichberechtigung der Frau in ihr Programm aufzunehmen.

So waren gleich im Anfang alle hauptsächlichen Arbeitsgebiete der
Frauenstimmrechtsbewegung in Angriff genommen und überall regte
sich frisches Leben. 1906 waren in Baden und Württemberg Landes-
vereine mit verschiedenen Ortsgruppen, in Leipzig im gleichen Jahre
der Mitteldeutsche Verein für Frauenstimmrecht gegründet, 1907 ent-
standen weitere badische Gruppen, ferner Gruppen in Worms, Essen
und Rostock. Aber bei der großen Verschiedenheit der Verhältnisse in den
deutschen Bundesstaaten wurde eine stärkere Entwickelung erst möglich,
nachdem auf der Generalversammlung in Frankfurt, September 1907,
die Organisation des Verbandes nach Landesvereinen vollkommen durch-
geführt und diesen eine größere Selbständigkeit und Bewegungsfreiheit
gegeben war. Beschleunigt wurde die Entwickelung durch das Reichs-
vereinsgesetz vom 15. Mai 1908, das nun auch den Frauen in Preußen
und Bayern den Zusammenschluß ermöglichte. Es entstanden Landes-
vereine in Preußen, Bayern, Oldenburg und Mecklenburg. Der schon
früher von Marie Stritt gegründete Sächsische Verein für Frauenstimm-
recht schloß sich dem Deutschen Verbande an und wurde mit dem Mittel-
deutschen Verein zum Sächsischen Landesverein verschmolzen. Auch im
Reichsstande wurde durch Gründung eines Vereins in Straßburg der
Anfang einer Organisation gemacht. Der fünfte Geschäftsbericht (1. Ok-
tober 1909 bis 1. Oktober 1911) führt 10 Landesvereine mit zusammen
65 Ortsvereinen, außerdem 6 Ortsvereine in Thüringen und Elsaß-
Lothringen auf. Die Mitgliederzahl beträgt jetzt, Frühling 1912,
ca. 8000.

Kurz muß hier des größten Landesvereins gedacht werden, des im
Februar 1908 aus dem früheren Preußischen Landesausschuß entstan-
denen Preußischen Landesvereins. Unter Minna Cauers Leitung ent-
wickelte er sich überraschend schnell. Mit 11 Provinzialvereinen, 36 Orts-
gruppen und etwa 3450 Mitgliedern macht er heute fast die Hälfte des
Deutschen Verbandes aus. Neben seiner Arbeit auf allen Gebieten der
Bewegung ist er durch einen besonderen, in Frau Cauers Verwaltung
stehenden Fonds in den Stand gesetzt, durch Beschaffung von wertvollem
Broschürenmaterial für Propaganda und für Schulung der Mitglieder
der ganzen Stimmrechtsbewegung hervorragende Dienste zu leisten.

Alle diese Organisationen arbeiten mit stets gleichem Eifer und
stets wachsender Sachkenntnis für alle in der Satzung gegebenen Ziele.

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[162/0005] Weitere Entwickelung des Deutschen Verbandes riefen dadurch, wenn auch ohne positiven Erfolg, doch lebhafte Er- örterungen in den städtischen Kollegien hervor. An die politischen Par- teien wurde die Aufforderung gerichtet, die Forderung der politischen Gleichberechtigung der Frau in ihr Programm aufzunehmen. So waren gleich im Anfang alle hauptsächlichen Arbeitsgebiete der Frauenstimmrechtsbewegung in Angriff genommen und überall regte sich frisches Leben. 1906 waren in Baden und Württemberg Landes- vereine mit verschiedenen Ortsgruppen, in Leipzig im gleichen Jahre der Mitteldeutsche Verein für Frauenstimmrecht gegründet, 1907 ent- standen weitere badische Gruppen, ferner Gruppen in Worms, Essen und Rostock. Aber bei der großen Verschiedenheit der Verhältnisse in den deutschen Bundesstaaten wurde eine stärkere Entwickelung erst möglich, nachdem auf der Generalversammlung in Frankfurt, September 1907, die Organisation des Verbandes nach Landesvereinen vollkommen durch- geführt und diesen eine größere Selbständigkeit und Bewegungsfreiheit gegeben war. Beschleunigt wurde die Entwickelung durch das Reichs- vereinsgesetz vom 15. Mai 1908, das nun auch den Frauen in Preußen und Bayern den Zusammenschluß ermöglichte. Es entstanden Landes- vereine in Preußen, Bayern, Oldenburg und Mecklenburg. Der schon früher von Marie Stritt gegründete Sächsische Verein für Frauenstimm- recht schloß sich dem Deutschen Verbande an und wurde mit dem Mittel- deutschen Verein zum Sächsischen Landesverein verschmolzen. Auch im Reichsstande wurde durch Gründung eines Vereins in Straßburg der Anfang einer Organisation gemacht. Der fünfte Geschäftsbericht (1. Ok- tober 1909 bis 1. Oktober 1911) führt 10 Landesvereine mit zusammen 65 Ortsvereinen, außerdem 6 Ortsvereine in Thüringen und Elsaß- Lothringen auf. Die Mitgliederzahl beträgt jetzt, Frühling 1912, ca. 8000. Kurz muß hier des größten Landesvereins gedacht werden, des im Februar 1908 aus dem früheren Preußischen Landesausschuß entstan- denen Preußischen Landesvereins. Unter Minna Cauers Leitung ent- wickelte er sich überraschend schnell. Mit 11 Provinzialvereinen, 36 Orts- gruppen und etwa 3450 Mitgliedern macht er heute fast die Hälfte des Deutschen Verbandes aus. Neben seiner Arbeit auf allen Gebieten der Bewegung ist er durch einen besonderen, in Frau Cauers Verwaltung stehenden Fonds in den Stand gesetzt, durch Beschaffung von wertvollem Broschürenmaterial für Propaganda und für Schulung der Mitglieder der ganzen Stimmrechtsbewegung hervorragende Dienste zu leisten. Alle diese Organisationen arbeiten mit stets gleichem Eifer und stets wachsender Sachkenntnis für alle in der Satzung gegebenen Ziele.

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Texte der ersten Frauenbewegung, betreut von Anna Pfundt und Thomas Gloning, JLU Gießen: Bereitstellung der Texttranskription. (2016-01-26T16:17:50Z) Bitte beachten Sie, dass die aktuelle Transkription (und Textauszeichnung) mittlerweile nicht mehr dem Stand zum Zeitpunkt der Übernahme des Werkes in das DTA entsprechen muss.
Anna Pfundt: Bearbeitung der digitalen Edition. (2016-01-26T16:17:50Z)

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Zitationshilfe: Lindemann, Anna: Die Frauenstimmrechtsbewegung in Deutschland. Leipzig und Berlin, 1913, S. 162. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lindemann_frauenstimmrechtsbewegung_1913/5>, abgerufen am 23.11.2024.