zurück, seine mittlere sekundliche Geschwindigkeit betrug daher 1,5 m. Auf diese Weise hat also die 8 qm grosse Fläche bei der Flügelschlagbewegung, deren mittlere Ge- schwindigkeit 1,5 m betrug, 40 kg Luftwiderstand gegeben; und zwar schon nach Abzug des Widerstandes, den die He- bung der Flügel verursachte.
Wenn dieselbe Fläche mit 1,5 m Geschwindigkeit gleich- mässig bewegt würde, so entstände ein Luftwiderstand = 0,13 x 8 x 1,52 = 2,34 kg, aber mit Rücksicht darauf, dass der Flügel vermöge seiner Drehung um eine Achse in einzelnen Teilen verschiedene Geschwindigkeiten hat, würde (die Flügel waren an den Enden breiter) nur ein Luftwiderstand von etwa 1,6 kg entstehen, und dies ist nur der 25ste Teil des- jenigen Luftwiderstandes, der sich bei der oscillatorischen Schlagbewegung wirklich ergab. Um bei gleichmässiger Drehbewegung der Flügel auch 40 kg Luftwiderstand zu schaffen, müsste die Geschwindigkeit im Centrum 5mal so gross, also 5 x 1,5 = 7,5 m sein. Wenn auf diese Weise der hebende Luftwiderstand von 40 kg gewonnen werden sollte, wäre eine 5mal so grosse Arbeit erforderlich, als bei der Flügelschlagbewegung nötig gewesen ist.
Dieses Beispiel zeigt, dass die Arbeit, welche von den Vögeln geleistet wird, wenn dieselben gegen die umgebende Luft keine Geschwindigkeit haben und nur durch Flügel- schläge schwebend sich halten, bedeutend überschätzt wird, und dass die Kraftleistung etwa nur den fünften Teil von der- jenigen beträgt, die nach der gewöhnlichen Luftwiderstands- formel: L = 0,13 . F . c2 berechnet wird.
Was die Ausführung des Apparates, Fig. 10, anlangt, so waren die Flügelrippen aus Weidenruten, die übrigen Gestellteile aus Pappelholz gemacht. Die Ventilklappen waren aus Tüll gefertigt, durch den kleine Querrippen aus 2--3 mm starken Weidenruten in Entfernungen von cirka 60 mm hin- durchgesteckt waren, um die nötige Festigkeit zu geben. Darauf war jede Ventilklappe ganz mit Kollodiumlösung be-
zurück, seine mittlere sekundliche Geschwindigkeit betrug daher 1,5 m. Auf diese Weise hat also die 8 qm groſse Fläche bei der Flügelschlagbewegung, deren mittlere Ge- schwindigkeit 1,5 m betrug, 40 kg Luftwiderstand gegeben; und zwar schon nach Abzug des Widerstandes, den die He- bung der Flügel verursachte.
Wenn dieselbe Fläche mit 1,5 m Geschwindigkeit gleich- mäſsig bewegt würde, so entstände ein Luftwiderstand = 0,13 × 8 × 1,52 = 2,34 kg, aber mit Rücksicht darauf, daſs der Flügel vermöge seiner Drehung um eine Achse in einzelnen Teilen verschiedene Geschwindigkeiten hat, würde (die Flügel waren an den Enden breiter) nur ein Luftwiderstand von etwa 1,6 kg entstehen, und dies ist nur der 25ste Teil des- jenigen Luftwiderstandes, der sich bei der oscillatorischen Schlagbewegung wirklich ergab. Um bei gleichmäſsiger Drehbewegung der Flügel auch 40 kg Luftwiderstand zu schaffen, müſste die Geschwindigkeit im Centrum 5mal so groſs, also 5 × 1,5 = 7,5 m sein. Wenn auf diese Weise der hebende Luftwiderstand von 40 kg gewonnen werden sollte, wäre eine 5mal so groſse Arbeit erforderlich, als bei der Flügelschlagbewegung nötig gewesen ist.
Dieses Beispiel zeigt, daſs die Arbeit, welche von den Vögeln geleistet wird, wenn dieselben gegen die umgebende Luft keine Geschwindigkeit haben und nur durch Flügel- schläge schwebend sich halten, bedeutend überschätzt wird, und daſs die Kraftleistung etwa nur den fünften Teil von der- jenigen beträgt, die nach der gewöhnlichen Luftwiderstands- formel: L = 0,13 . F . c2 berechnet wird.
Was die Ausführung des Apparates, Fig. 10, anlangt, so waren die Flügelrippen aus Weidenruten, die übrigen Gestellteile aus Pappelholz gemacht. Die Ventilklappen waren aus Tüll gefertigt, durch den kleine Querrippen aus 2—3 mm starken Weidenruten in Entfernungen von cirka 60 mm hin- durchgesteckt waren, um die nötige Festigkeit zu geben. Darauf war jede Ventilklappe ganz mit Kollodiumlösung be-
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[45/0061]
zurück, seine mittlere sekundliche Geschwindigkeit betrug
daher 1,5 m. Auf diese Weise hat also die 8 qm groſse
Fläche bei der Flügelschlagbewegung, deren mittlere Ge-
schwindigkeit 1,5 m betrug, 40 kg Luftwiderstand gegeben;
und zwar schon nach Abzug des Widerstandes, den die He-
bung der Flügel verursachte.
Wenn dieselbe Fläche mit 1,5 m Geschwindigkeit gleich-
mäſsig bewegt würde, so entstände ein Luftwiderstand
= 0,13 × 8 × 1,52 = 2,34 kg, aber mit Rücksicht darauf, daſs der
Flügel vermöge seiner Drehung um eine Achse in einzelnen
Teilen verschiedene Geschwindigkeiten hat, würde (die Flügel
waren an den Enden breiter) nur ein Luftwiderstand von
etwa 1,6 kg entstehen, und dies ist nur der 25ste Teil des-
jenigen Luftwiderstandes, der sich bei der oscillatorischen
Schlagbewegung wirklich ergab. Um bei gleichmäſsiger
Drehbewegung der Flügel auch 40 kg Luftwiderstand zu
schaffen, müſste die Geschwindigkeit im Centrum 5mal so
groſs, also 5 × 1,5 = 7,5 m sein. Wenn auf diese Weise der
hebende Luftwiderstand von 40 kg gewonnen werden sollte,
wäre eine 5mal so groſse Arbeit erforderlich, als bei der
Flügelschlagbewegung nötig gewesen ist.
Dieses Beispiel zeigt, daſs die Arbeit, welche von den
Vögeln geleistet wird, wenn dieselben gegen die umgebende
Luft keine Geschwindigkeit haben und nur durch Flügel-
schläge schwebend sich halten, bedeutend überschätzt wird,
und daſs die Kraftleistung etwa nur den fünften Teil von der-
jenigen beträgt, die nach der gewöhnlichen Luftwiderstands-
formel: L = 0,13 . F . c2 berechnet wird.
Was die Ausführung des Apparates, Fig. 10, anlangt,
so waren die Flügelrippen aus Weidenruten, die übrigen
Gestellteile aus Pappelholz gemacht. Die Ventilklappen waren
aus Tüll gefertigt, durch den kleine Querrippen aus 2—3 mm
starken Weidenruten in Entfernungen von cirka 60 mm hin-
durchgesteckt waren, um die nötige Festigkeit zu geben.
Darauf war jede Ventilklappe ganz mit Kollodiumlösung be-
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Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 45. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/61>, abgerufen am 16.02.2025.
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