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Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.

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man "mechanische Arbeit" und misst in der Regel die
Kraft in Kilogrammen und den Weg in Metern. Das auf
diese Weise gebildete Produkt bezeichnet man dann mit Kilo-
grammmetern (kgm).

Die Schnelligkeit, mit welcher eine derartige mechanische
Arbeit geleistet wird, hängt von der Stärke oder Energie des
dazu verwendeten Kraftaufwandes ab. Die zu einer Arbeits-
leistung erforderliche Zeit ist also massgebend für die Leistungs-
fähigkeit der Arbeit verrichtenden Kraft.

Die auf eine Sekunde entfallende mechanische Arbeits-
leistung pflegt man als Mass dieser Arbeitskraft anzusehen,
und in Vergleich mit derjenigen Arbeitsleistung zu stellen,
welche ein Pferd durchschnittlich in einer Sekunde hervorzu-
bringen imstande ist.

Ein Pferd kann eine Kraft von 75 kg in einer Sekunde
auf einer Strecke von 1 m überwinden, es kann also sekundlich
75 kgm leisten. Hierbei ist gleichgültig, wie gross die Kraft
und wie gross die sekundliche Geschwindigkeit ist, wenn nur
das Produkt beider 75 beträgt.

Man nennt diese in einer Sekunde vom Pferde zu leistende
Arbeit eine Pferdeleistung, Arbeitskraft des Pferdes oder kurz
Pferdekraft, das Zeichen dafür ist "HP".

Die Arbeitsleistung des Menschen beträgt ungefähr den
vierten Teil einer Pferdekraft, wenn es sich um dauernde
Kraftabgabe handelt. Vorübergehend kann jedoch der Mensch
bedeutend mehr leisten, besonders, wenn dabei die stark mit
Muskeln ausgerüsteten Beine zur Wirkung kommen, wie beim
Ersteigen von Treppen.

Auf leicht ersteigbaren Treppen kann man für kurze Zeit
sein Gewicht um 1 m pro Sekunde heben. Ein Mann von
75 kg Gewicht leistet also dabei 75 x 1 = 75 kgm oder eine
Pferdekraft (HP).

Für die Grösse der Arbeit ist nur die Grösse der zu über-
windenden Kraft und nur der in die Richtung der Kraft fallende
sekundliche Weg oder die Geschwindigkeit massgebend, mit

man „mechanische Arbeit“ und miſst in der Regel die
Kraft in Kilogrammen und den Weg in Metern. Das auf
diese Weise gebildete Produkt bezeichnet man dann mit Kilo-
grammmetern (kgm).

Die Schnelligkeit, mit welcher eine derartige mechanische
Arbeit geleistet wird, hängt von der Stärke oder Energie des
dazu verwendeten Kraftaufwandes ab. Die zu einer Arbeits-
leistung erforderliche Zeit ist also maſsgebend für die Leistungs-
fähigkeit der Arbeit verrichtenden Kraft.

Die auf eine Sekunde entfallende mechanische Arbeits-
leistung pflegt man als Maſs dieser Arbeitskraft anzusehen,
und in Vergleich mit derjenigen Arbeitsleistung zu stellen,
welche ein Pferd durchschnittlich in einer Sekunde hervorzu-
bringen imstande ist.

Ein Pferd kann eine Kraft von 75 kg in einer Sekunde
auf einer Strecke von 1 m überwinden, es kann also sekundlich
75 kgm leisten. Hierbei ist gleichgültig, wie groſs die Kraft
und wie groſs die sekundliche Geschwindigkeit ist, wenn nur
das Produkt beider 75 beträgt.

Man nennt diese in einer Sekunde vom Pferde zu leistende
Arbeit eine Pferdeleistung, Arbeitskraft des Pferdes oder kurz
Pferdekraft, das Zeichen dafür ist „HP“.

Die Arbeitsleistung des Menschen beträgt ungefähr den
vierten Teil einer Pferdekraft, wenn es sich um dauernde
Kraftabgabe handelt. Vorübergehend kann jedoch der Mensch
bedeutend mehr leisten, besonders, wenn dabei die stark mit
Muskeln ausgerüsteten Beine zur Wirkung kommen, wie beim
Ersteigen von Treppen.

Auf leicht ersteigbaren Treppen kann man für kurze Zeit
sein Gewicht um 1 m pro Sekunde heben. Ein Mann von
75 kg Gewicht leistet also dabei 75 × 1 = 75 kgm oder eine
Pferdekraft (HP).

Für die Gröſse der Arbeit ist nur die Gröſse der zu über-
windenden Kraft und nur der in die Richtung der Kraft fallende
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[14/0030] man „mechanische Arbeit“ und miſst in der Regel die Kraft in Kilogrammen und den Weg in Metern. Das auf diese Weise gebildete Produkt bezeichnet man dann mit Kilo- grammmetern (kgm). Die Schnelligkeit, mit welcher eine derartige mechanische Arbeit geleistet wird, hängt von der Stärke oder Energie des dazu verwendeten Kraftaufwandes ab. Die zu einer Arbeits- leistung erforderliche Zeit ist also maſsgebend für die Leistungs- fähigkeit der Arbeit verrichtenden Kraft. Die auf eine Sekunde entfallende mechanische Arbeits- leistung pflegt man als Maſs dieser Arbeitskraft anzusehen, und in Vergleich mit derjenigen Arbeitsleistung zu stellen, welche ein Pferd durchschnittlich in einer Sekunde hervorzu- bringen imstande ist. Ein Pferd kann eine Kraft von 75 kg in einer Sekunde auf einer Strecke von 1 m überwinden, es kann also sekundlich 75 kgm leisten. Hierbei ist gleichgültig, wie groſs die Kraft und wie groſs die sekundliche Geschwindigkeit ist, wenn nur das Produkt beider 75 beträgt. Man nennt diese in einer Sekunde vom Pferde zu leistende Arbeit eine Pferdeleistung, Arbeitskraft des Pferdes oder kurz Pferdekraft, das Zeichen dafür ist „HP“. Die Arbeitsleistung des Menschen beträgt ungefähr den vierten Teil einer Pferdekraft, wenn es sich um dauernde Kraftabgabe handelt. Vorübergehend kann jedoch der Mensch bedeutend mehr leisten, besonders, wenn dabei die stark mit Muskeln ausgerüsteten Beine zur Wirkung kommen, wie beim Ersteigen von Treppen. Auf leicht ersteigbaren Treppen kann man für kurze Zeit sein Gewicht um 1 m pro Sekunde heben. Ein Mann von 75 kg Gewicht leistet also dabei 75 × 1 = 75 kgm oder eine Pferdekraft (HP). Für die Gröſse der Arbeit ist nur die Gröſse der zu über- windenden Kraft und nur der in die Richtung der Kraft fallende sekundliche Weg oder die Geschwindigkeit maſsgebend, mit

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Zitationshilfe: Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 14. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/30>, abgerufen am 24.04.2024.