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Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889.

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nach dieser Seite eben auf Grund der uns jetzt bekannten
Eigenschaften gewölbter Flächen, wodurch die Wölbung sich
vergrössert und Fig. 57 als Grundriss der Fahne entsteht, bis
der Winddruck bei a so gross wird, dass die Wölbung durch-
geklappt wird, und Fig. 58 daraus sich formt. Dieses Hin-

[Abbildung] Fig. 56.
[Abbildung] Fig. 57.
[Abbildung] Fig. 58.
und Herklappen der Wölbung von rechts nach links ruft das
Flattern der Fahnen hervor und ihre immer gleichen Wellen-
bewegungen.

An dieser Stelle kann auch darauf aufmerksam gemacht
werden, dass man jedem Boomerang, dessen Querschnitt bei
den käuflichen Exemplaren die leicht herstellbare Form nach
Fig. 59 hat, ungleich leichter fliegend
machen kann, wenn man die Flächen
nach Fig. 60 wirklich aushöhlt; denn
Fig. 59 ist nur eine unvollkommene
Annäherungsform zu Fig. 60.

Endlich finden wir, dass die Natur
auch im Pflanzenreich den Vorteil

[Abbildung] Fig. 59.
[Abbildung]
[Abbildung] [Abbildung] Fig. 60.
gehöhlter Flügel ausnützt, indem sie die geflügelten Samen
vieler Gewächse auf leicht gewölbten Schwingen im Winde
dahinsegeln lässt.

Die hier für die Erscheinungen in der Luft angeführten
Versuche mit gewölbten Flächen dürften nun vielleicht nicht
weniger interessant und ergiebig mit geeigneten analog ge-
formten Körpern im Wasser sich ausführen lassen. Schon
im kleinsten Massstabe, sagen wir in der gefüllten Kaffeetasse,

Lilienthal, Fliegekunst. 9

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Eigenschaften gewölbter Flächen, wodurch die Wölbung sich
vergröſsert und Fig. 57 als Grundriſs der Fahne entsteht, bis
der Winddruck bei a so groſs wird, daſs die Wölbung durch-
geklappt wird, und Fig. 58 daraus sich formt. Dieses Hin-

[Abbildung] Fig. 56.
[Abbildung] Fig. 57.
[Abbildung] Fig. 58.
und Herklappen der Wölbung von rechts nach links ruft das
Flattern der Fahnen hervor und ihre immer gleichen Wellen-
bewegungen.

An dieser Stelle kann auch darauf aufmerksam gemacht
werden, daſs man jedem Boomerang, dessen Querschnitt bei
den käuflichen Exemplaren die leicht herstellbare Form nach
Fig. 59 hat, ungleich leichter fliegend
machen kann, wenn man die Flächen
nach Fig. 60 wirklich aushöhlt; denn
Fig. 59 ist nur eine unvollkommene
Annäherungsform zu Fig. 60.

Endlich finden wir, daſs die Natur
auch im Pflanzenreich den Vorteil

[Abbildung] Fig. 59.
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[Abbildung] [Abbildung] Fig. 60.
gehöhlter Flügel ausnützt, indem sie die geflügelten Samen
vieler Gewächse auf leicht gewölbten Schwingen im Winde
dahinsegeln läſst.

Die hier für die Erscheinungen in der Luft angeführten
Versuche mit gewölbten Flächen dürften nun vielleicht nicht
weniger interessant und ergiebig mit geeigneten analog ge-
formten Körpern im Wasser sich ausführen lassen. Schon
im kleinsten Maſsstabe, sagen wir in der gefüllten Kaffeetasse,

Lilienthal, Fliegekunst. 9
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[129/0145] nach dieser Seite eben auf Grund der uns jetzt bekannten Eigenschaften gewölbter Flächen, wodurch die Wölbung sich vergröſsert und Fig. 57 als Grundriſs der Fahne entsteht, bis der Winddruck bei a so groſs wird, daſs die Wölbung durch- geklappt wird, und Fig. 58 daraus sich formt. Dieses Hin- [Abbildung Fig. 56.] [Abbildung Fig. 57.] [Abbildung Fig. 58.] und Herklappen der Wölbung von rechts nach links ruft das Flattern der Fahnen hervor und ihre immer gleichen Wellen- bewegungen. An dieser Stelle kann auch darauf aufmerksam gemacht werden, daſs man jedem Boomerang, dessen Querschnitt bei den käuflichen Exemplaren die leicht herstellbare Form nach Fig. 59 hat, ungleich leichter fliegend machen kann, wenn man die Flächen nach Fig. 60 wirklich aushöhlt; denn Fig. 59 ist nur eine unvollkommene Annäherungsform zu Fig. 60. Endlich finden wir, daſs die Natur auch im Pflanzenreich den Vorteil [Abbildung Fig. 59.] [Abbildung] [Abbildung] [Abbildung Fig. 60.] gehöhlter Flügel ausnützt, indem sie die geflügelten Samen vieler Gewächse auf leicht gewölbten Schwingen im Winde dahinsegeln läſst. Die hier für die Erscheinungen in der Luft angeführten Versuche mit gewölbten Flächen dürften nun vielleicht nicht weniger interessant und ergiebig mit geeigneten analog ge- formten Körpern im Wasser sich ausführen lassen. Schon im kleinsten Maſsstabe, sagen wir in der gefüllten Kaffeetasse, Lilienthal, Fliegekunst. 9

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Zitationshilfe: Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. 129. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/145>, abgerufen am 24.11.2024.