Die Kenntnis der mechanischen Vorgänge beim Vogel- fluge steht gegenwärtig noch auf einer Stufe, welche dem jetzigen allgemeinen Standpunkt der Wissenschaft offenbar nicht entspricht.
Es scheint, als ob die Forschung auf dem Gebiete des aktiven Fliegens durch ungünstige Umstände in Bahnen gelenkt worden sei, welche fast resultatlos verlaufen, indem die Ergebnisse dieser Forschung die wirkliche Förderung und Verbreitung einer positiven Kenntnis der Grundlagen der Fliegekunst bei weitem nicht in dem Masse herbei- führten, als es wünschenswert wäre. Wenigstens ist unser Wissen über die Gesetze des Luftwiderstandes noch so mangelhaft geblieben, dass es der rechnungsmässigen Be- handlung des Fliegeproblems unbedingt an den erforder- lichen Unterlagen fehlt.
Um nun einen Beitrag zu liefern, die Eigentümlich- keiten der Luftwiderstandserscheinungen näher kennen zu lernen, und dadurch zur weiteren Forschung in der Er- gründung der für die Flugtechnik wichtigsten Fundamental- sätze anzuregen, veröffentliche ich hiermit eine Reihe von Versuchen und an diese geknüpfter Betrachtungen, welche
Vorwort.
Die Kenntnis der mechanischen Vorgänge beim Vogel- fluge steht gegenwärtig noch auf einer Stufe, welche dem jetzigen allgemeinen Standpunkt der Wissenschaft offenbar nicht entspricht.
Es scheint, als ob die Forschung auf dem Gebiete des aktiven Fliegens durch ungünstige Umstände in Bahnen gelenkt worden sei, welche fast resultatlos verlaufen, indem die Ergebnisse dieser Forschung die wirkliche Förderung und Verbreitung einer positiven Kenntnis der Grundlagen der Fliegekunst bei weitem nicht in dem Maſse herbei- führten, als es wünschenswert wäre. Wenigstens ist unser Wissen über die Gesetze des Luftwiderstandes noch so mangelhaft geblieben, daſs es der rechnungsmäſsigen Be- handlung des Fliegeproblems unbedingt an den erforder- lichen Unterlagen fehlt.
Um nun einen Beitrag zu liefern, die Eigentümlich- keiten der Luftwiderstandserscheinungen näher kennen zu lernen, und dadurch zur weiteren Forschung in der Er- gründung der für die Flugtechnik wichtigsten Fundamental- sätze anzuregen, veröffentliche ich hiermit eine Reihe von Versuchen und an diese geknüpfter Betrachtungen, welche
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Vorwort.
Die Kenntnis der mechanischen Vorgänge beim Vogel-
fluge steht gegenwärtig noch auf einer Stufe, welche dem
jetzigen allgemeinen Standpunkt der Wissenschaft offenbar
nicht entspricht.
Es scheint, als ob die Forschung auf dem Gebiete
des aktiven Fliegens durch ungünstige Umstände in Bahnen
gelenkt worden sei, welche fast resultatlos verlaufen, indem
die Ergebnisse dieser Forschung die wirkliche Förderung
und Verbreitung einer positiven Kenntnis der Grundlagen
der Fliegekunst bei weitem nicht in dem Maſse herbei-
führten, als es wünschenswert wäre. Wenigstens ist unser
Wissen über die Gesetze des Luftwiderstandes noch so
mangelhaft geblieben, daſs es der rechnungsmäſsigen Be-
handlung des Fliegeproblems unbedingt an den erforder-
lichen Unterlagen fehlt.
Um nun einen Beitrag zu liefern, die Eigentümlich-
keiten der Luftwiderstandserscheinungen näher kennen zu
lernen, und dadurch zur weiteren Forschung in der Er-
gründung der für die Flugtechnik wichtigsten Fundamental-
sätze anzuregen, veröffentliche ich hiermit eine Reihe von
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Lilienthal, Otto: Der Vogelflug als Grundlage der Fliegekunst. Ein Beitrag zur Systematik der Flugtechnik. Berlin, 1889, S. [III]. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/lilienthal_vogelflug_1889/11>, abgerufen am 03.07.2024.
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