Die braunen Augen sehen schmerzlich Auf Svidiger, den blonden Sachsen, Und Siva liebt ihn, liebt ihn herzlich, Und ihre Liebe ist im Wachsen. Auf Knieen fleht sie schluchzend an Den König, bis er sich besann, Und beiden Freiheit hat und Leben Und sicheres Geleit gegeben. Bekannt ist ja die Urgeschichte, Auf die füglich ich hier verzichte, Die wir in Märchen, Chronik, Sagen Oft schon gelesen mit Behagen. Genug -- auf einem Einbaum fahren Svidger und Burvin jede Nacht In Sternenglanz und Mondespracht Entgegen tötlichen Gefahren. Burvin hält Wache, und Svidger Säumt an des holden Mädchens Brust, Und es vollzieht sich unbewußt Des Rätsels stete Wiederkehr. -- Ganz leise dröhnt das Tamtam her, Im Schloßhof flammen Opferfeuer Grell um das Götzenungeheuer, Und werfen Lichter weit umher. Doch süß und sanft umrauscht der Wald Sivas und Svidgers stille Laube, Wo sich die weiße Slaventaube Schmiegt an die deutsche Kraftgestalt. -- Doch bald entdeckte das Cziliester, Des grausen Götzen Oberpriester. Und weiter folgt die Urgeschichte, Auf die füglich ich hier verzichte, Die wir in Märchen, Chronik, Sagen Oft schon gelesen mit Behagen. Genug -- als Svidger und Burvin
Die braunen Augen ſehen ſchmerzlich Auf Svidiger, den blonden Sachſen, Und Siva liebt ihn, liebt ihn herzlich, Und ihre Liebe iſt im Wachſen. Auf Knieen fleht ſie ſchluchzend an Den König, bis er ſich beſann, Und beiden Freiheit hat und Leben Und ſicheres Geleit gegeben. Bekannt iſt ja die Urgeſchichte, Auf die füglich ich hier verzichte, Die wir in Märchen, Chronik, Sagen Oft ſchon geleſen mit Behagen. Genug — auf einem Einbaum fahren Svidger und Burvin jede Nacht In Sternenglanz und Mondespracht Entgegen tötlichen Gefahren. Burvin hält Wache, und Svidger Säumt an des holden Mädchens Bruſt, Und es vollzieht ſich unbewußt Des Rätſels ſtete Wiederkehr. — Ganz leiſe dröhnt das Tamtam her, Im Schloßhof flammen Opferfeuer Grell um das Götzenungeheuer, Und werfen Lichter weit umher. Doch ſüß und ſanft umrauſcht der Wald Sivas und Svidgers ſtille Laube, Wo ſich die weiße Slaventaube Schmiegt an die deutſche Kraftgeſtalt. — Doch bald entdeckte das Czilieſter, Des grauſen Götzen Oberprieſter. Und weiter folgt die Urgeſchichte, Auf die füglich ich hier verzichte, Die wir in Märchen, Chronik, Sagen Oft ſchon geleſen mit Behagen. Genug — als Svidger und Burvin
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Die braunen Augen ſehen ſchmerzlich
Auf Svidiger, den blonden Sachſen,
Und Siva liebt ihn, liebt ihn herzlich,
Und ihre Liebe iſt im Wachſen.
Auf Knieen fleht ſie ſchluchzend an
Den König, bis er ſich beſann,
Und beiden Freiheit hat und Leben
Und ſicheres Geleit gegeben.
Bekannt iſt ja die Urgeſchichte,
Auf die füglich ich hier verzichte,
Die wir in Märchen, Chronik, Sagen
Oft ſchon geleſen mit Behagen.
Genug — auf einem Einbaum fahren
Svidger und Burvin jede Nacht
In Sternenglanz und Mondespracht
Entgegen tötlichen Gefahren.
Burvin hält Wache, und Svidger
Säumt an des holden Mädchens Bruſt,
Und es vollzieht ſich unbewußt
Des Rätſels ſtete Wiederkehr. —
Ganz leiſe dröhnt das Tamtam her,
Im Schloßhof flammen Opferfeuer
Grell um das Götzenungeheuer,
Und werfen Lichter weit umher.
Doch ſüß und ſanft umrauſcht der Wald
Sivas und Svidgers ſtille Laube,
Wo ſich die weiße Slaventaube
Schmiegt an die deutſche Kraftgeſtalt. —
Doch bald entdeckte das Czilieſter,
Des grauſen Götzen Oberprieſter.
Und weiter folgt die Urgeſchichte,
Auf die füglich ich hier verzichte,
Die wir in Märchen, Chronik, Sagen
Oft ſchon geleſen mit Behagen.
Genug — als Svidger und Burvin
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Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 88. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/96>, abgerufen am 16.02.2025.
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