Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].

Bild:
<< vorherige Seite
Wenn Unglück dich und Schuld, zwei schwarze Rosse,
An ihren Mähnen durch das Leben schleifen,
Durch Berg und Thal, im Schmutz der Gassengosse,
Du löst dich nimmermehr aus ihren Schweifen.
Sie reißen dich, o ausgelass'ne Posse,
Voraus nur deines Blutes Purpurstreifen,
Und hinterdrein noch schwirren die Geschosse
Der lieben Menschen: Lachen, Spott und Keifen.


(An eine alte Excellenz.)
Dir schenkte Hebe einst in tiefe Schalen,
Du trankst und hast die Reste nicht vergossen,
Du sahst die Schlacht, den Feind auf Fluchtsandalen,
Des Mannes Hochkraft strotzt auf Siegesrossen.
Der Tagespflicht die Seele, dem Realen,
Hat frisch des Lebens Welle dich umflossen.
Nun, Alter, stehst du weiß auf Bergeskahlen,
Und schaust in's Thal, verdrießlich und verdrossen.


Kleine Ballade.


Hoch weht mein Busch, hell klirrt mein Schild
Im Wolkenbruch der Feindesklingen.
Die malen kein Madonnenbild
Und tönen nicht wie Harfensingen.

Wenn Unglück dich und Schuld, zwei ſchwarze Roſſe,
An ihren Mähnen durch das Leben ſchleifen,
Durch Berg und Thal, im Schmutz der Gaſſengoſſe,
Du löſt dich nimmermehr aus ihren Schweifen.
Sie reißen dich, o ausgelaſſ’ne Poſſe,
Voraus nur deines Blutes Purpurſtreifen,
Und hinterdrein noch ſchwirren die Geſchoſſe
Der lieben Menſchen: Lachen, Spott und Keifen.


(An eine alte Excellenz.)
Dir ſchenkte Hebe einſt in tiefe Schalen,
Du trankſt und haſt die Reſte nicht vergoſſen,
Du ſahſt die Schlacht, den Feind auf Fluchtſandalen,
Des Mannes Hochkraft ſtrotzt auf Siegesroſſen.
Der Tagespflicht die Seele, dem Realen,
Hat friſch des Lebens Welle dich umfloſſen.
Nun, Alter, ſtehſt du weiß auf Bergeskahlen,
Und ſchauſt in’s Thal, verdrießlich und verdroſſen.


Kleine Ballade.


Hoch weht mein Buſch, hell klirrt mein Schild
Im Wolkenbruch der Feindesklingen.
Die malen kein Madonnenbild
Und tönen nicht wie Harfenſingen.

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <pb facs="#f0021" n="13"/>
          <lg type="poem">
            <l>Wenn Unglück dich und Schuld, zwei &#x017F;chwarze Ro&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>An ihren Mähnen durch das Leben &#x017F;chleifen,</l><lb/>
            <l>Durch Berg und Thal, im Schmutz der Ga&#x017F;&#x017F;engo&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Du lö&#x017F;t dich nimmermehr aus ihren Schweifen.</l><lb/>
            <l>Sie reißen dich, o ausgela&#x017F;&#x017F;&#x2019;ne Po&#x017F;&#x017F;e,</l><lb/>
            <l>Voraus nur deines Blutes Purpur&#x017F;treifen,</l><lb/>
            <l>Und hinterdrein noch &#x017F;chwirren die Ge&#x017F;cho&#x017F;&#x017F;e</l><lb/>
            <l>Der lieben Men&#x017F;chen: Lachen, Spott und Keifen.</l>
          </lg>
        </div><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <div n="2">
          <head>(<hi rendition="#b">An eine alte Excellenz.</hi>)</head><lb/>
          <lg type="poem">
            <l>Dir &#x017F;chenkte Hebe ein&#x017F;t in tiefe Schalen,</l><lb/>
            <l>Du trank&#x017F;t und ha&#x017F;t die Re&#x017F;te nicht vergo&#x017F;&#x017F;en,</l><lb/>
            <l>Du &#x017F;ah&#x017F;t die Schlacht, den Feind auf Flucht&#x017F;andalen,</l><lb/>
            <l>Des Mannes Hochkraft &#x017F;trotzt auf Siegesro&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Der Tagespflicht die Seele, dem Realen,</l><lb/>
            <l>Hat fri&#x017F;ch des Lebens Welle dich umflo&#x017F;&#x017F;en.</l><lb/>
            <l>Nun, Alter, &#x017F;teh&#x017F;t du weiß auf Bergeskahlen,</l><lb/>
            <l>Und &#x017F;chau&#x017F;t in&#x2019;s Thal, verdrießlich und verdro&#x017F;&#x017F;en.</l>
          </lg>
        </div>
      </div><lb/>
      <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
      <div n="1">
        <head> <hi rendition="#b">Kleine Ballade.</hi> </head><lb/>
        <milestone rendition="#hr" unit="section"/>
        <lg type="poem">
          <lg n="1">
            <l><hi rendition="#in">H</hi>och weht mein Bu&#x017F;ch, hell klirrt mein Schild</l><lb/>
            <l>Im Wolkenbruch der Feindesklingen.</l><lb/>
            <l>Die malen kein Madonnenbild</l><lb/>
            <l>Und tönen nicht wie Harfen&#x017F;ingen.</l>
          </lg><lb/>
        </lg>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[13/0021] Wenn Unglück dich und Schuld, zwei ſchwarze Roſſe, An ihren Mähnen durch das Leben ſchleifen, Durch Berg und Thal, im Schmutz der Gaſſengoſſe, Du löſt dich nimmermehr aus ihren Schweifen. Sie reißen dich, o ausgelaſſ’ne Poſſe, Voraus nur deines Blutes Purpurſtreifen, Und hinterdrein noch ſchwirren die Geſchoſſe Der lieben Menſchen: Lachen, Spott und Keifen. (An eine alte Excellenz.) Dir ſchenkte Hebe einſt in tiefe Schalen, Du trankſt und haſt die Reſte nicht vergoſſen, Du ſahſt die Schlacht, den Feind auf Fluchtſandalen, Des Mannes Hochkraft ſtrotzt auf Siegesroſſen. Der Tagespflicht die Seele, dem Realen, Hat friſch des Lebens Welle dich umfloſſen. Nun, Alter, ſtehſt du weiß auf Bergeskahlen, Und ſchauſt in’s Thal, verdrießlich und verdroſſen. Kleine Ballade. Hoch weht mein Buſch, hell klirrt mein Schild Im Wolkenbruch der Feindesklingen. Die malen kein Madonnenbild Und tönen nicht wie Harfenſingen.

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/21
Zitationshilfe: Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 13. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/21>, abgerufen am 27.11.2024.