Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883].Sicilianen. Du hast wohl einen Wunsch, noch so bescheiden, Das Leben will ihn nimmer dir gewähren. Ein anderer hat's, doch wird er dich beneiden Um das, was dein, im Fieber sich verzehren. Was willst du dir dein schmales Glück beschneiden Und Birnen brechen aus Getreideähren. Ich wette, trügest du das Wams von Seiden, Du wünschtest. Dir den Zottelpelz des Bären. (Einer schönen Freundin in's Stammbuch.) Den ganzen Tag nur auf der Ottomane, Ylang-Ylang und lange Fingernägel. Die Anzugfrage, Wochenblattromane, Schlaf, Nichtsthun, Flachgespräch ist Tagesregel. Ich glaube gar, für eine Seidenfahne Verkaufst du deinen Mann und Kind und Kegel. So schaukeltst du, verfault, im Lebenskahne, Herzlosigkeit und Hochmut sind die Segel. (Schwalbensiciliane.) Zwei Mutterarme, die das Kindchen wiegen, Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder. Maitage, trautes Aneinanderschmiegen, Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder. Des Mannes Kampf: Sieg oder Unterliegen, Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder. Ein Sarg, auf den drei Handvoll Erde fliegen, Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder. Sicilianen. Du haſt wohl einen Wunſch, noch ſo beſcheiden, Das Leben will ihn nimmer dir gewähren. Ein anderer hat’s, doch wird er dich beneiden Um das, was dein, im Fieber ſich verzehren. Was willſt du dir dein ſchmales Glück beſchneiden Und Birnen brechen aus Getreideähren. Ich wette, trügeſt du das Wams von Seiden, Du wünſchteſt. Dir den Zottelpelz des Bären. (Einer ſchönen Freundin in’s Stammbuch.) Den ganzen Tag nur auf der Ottomane, Ylang-Ylang und lange Fingernägel. Die Anzugfrage, Wochenblattromane, Schlaf, Nichtsthun, Flachgeſpräch iſt Tagesregel. Ich glaube gar, für eine Seidenfahne Verkaufſt du deinen Mann und Kind und Kegel. So ſchaukeltſt du, verfault, im Lebenskahne, Herzloſigkeit und Hochmut ſind die Segel. (Schwalbenſiciliane.) Zwei Mutterarme, die das Kindchen wiegen, Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder. Maitage, trautes Aneinanderſchmiegen, Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder. Des Mannes Kampf: Sieg oder Unterliegen, Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder. Ein Sarg, auf den drei Handvoll Erde fliegen, Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder. <TEI> <text> <body> <pb facs="#f0014" n="6"/> <div n="1"> <head> <hi rendition="#b"><hi rendition="#g">Sicilianen</hi>.</hi> </head><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <lg type="poem"> <l><hi rendition="#in">D</hi>u haſt wohl einen Wunſch, noch ſo beſcheiden,</l><lb/> <l>Das Leben will ihn nimmer dir gewähren.</l><lb/> <l>Ein anderer hat’s, doch wird er dich beneiden</l><lb/> <l>Um das, was dein, im Fieber ſich verzehren.</l><lb/> <l>Was willſt du dir dein ſchmales Glück beſchneiden</l><lb/> <l>Und Birnen brechen aus Getreideähren.</l><lb/> <l>Ich wette, trügeſt du das Wams von Seiden,</l><lb/> <l>Du wünſchteſt. Dir den Zottelpelz des Bären.</l> </lg><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>(<hi rendition="#b">Einer ſchönen Freundin in’s Stammbuch.</hi>)</head><lb/> <lg type="poem"> <l>Den ganzen Tag nur auf der Ottomane,</l><lb/> <l>Ylang-Ylang und lange Fingernägel.</l><lb/> <l>Die Anzugfrage, Wochenblattromane,</l><lb/> <l>Schlaf, Nichtsthun, Flachgeſpräch iſt Tagesregel.</l><lb/> <l>Ich glaube gar, für eine Seidenfahne</l><lb/> <l>Verkaufſt du deinen Mann und Kind und Kegel.</l><lb/> <l>So ſchaukeltſt du, verfault, im Lebenskahne,</l><lb/> <l>Herzloſigkeit und Hochmut ſind die Segel.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> <div n="2"> <head>(<hi rendition="#b">Schwalbenſiciliane.</hi>)</head><lb/> <lg type="poem"> <l>Zwei Mutterarme, die das Kindchen wiegen,</l><lb/> <l>Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.</l><lb/> <l>Maitage, trautes Aneinanderſchmiegen,</l><lb/> <l>Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.</l><lb/> <l>Des Mannes Kampf: Sieg oder Unterliegen,</l><lb/> <l>Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.</l><lb/> <l>Ein Sarg, auf den drei Handvoll Erde fliegen,</l><lb/> <l>Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.</l> </lg> </div><lb/> <milestone rendition="#hr" unit="section"/> </div> </body> </text> </TEI> [6/0014]
Sicilianen.
Du haſt wohl einen Wunſch, noch ſo beſcheiden,
Das Leben will ihn nimmer dir gewähren.
Ein anderer hat’s, doch wird er dich beneiden
Um das, was dein, im Fieber ſich verzehren.
Was willſt du dir dein ſchmales Glück beſchneiden
Und Birnen brechen aus Getreideähren.
Ich wette, trügeſt du das Wams von Seiden,
Du wünſchteſt. Dir den Zottelpelz des Bären.
(Einer ſchönen Freundin in’s Stammbuch.)
Den ganzen Tag nur auf der Ottomane,
Ylang-Ylang und lange Fingernägel.
Die Anzugfrage, Wochenblattromane,
Schlaf, Nichtsthun, Flachgeſpräch iſt Tagesregel.
Ich glaube gar, für eine Seidenfahne
Verkaufſt du deinen Mann und Kind und Kegel.
So ſchaukeltſt du, verfault, im Lebenskahne,
Herzloſigkeit und Hochmut ſind die Segel.
(Schwalbenſiciliane.)
Zwei Mutterarme, die das Kindchen wiegen,
Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.
Maitage, trautes Aneinanderſchmiegen,
Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.
Des Mannes Kampf: Sieg oder Unterliegen,
Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.
Ein Sarg, auf den drei Handvoll Erde fliegen,
Es jagt die Schwalbe weglang auf und nieder.
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Zitationshilfe: | Liliencron, Detlev von: Adjutantenritte und andere Gedichte. Leipzig, [1883], S. 6. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liliencron_adjutantenritte_1883/14>, abgerufen am 16.02.2025. |