Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.Der chemische Proceß der ovalen Körnchen, welche nur in der Größe, aber keineswegsin der chemischen Zusammensetzung 11) von einander abweichen. Wir finden in einer und derselben Pflanze, in den Erbsen z. B., Stärkemehl von ungleicher Größe, in dem ausgepreßten Saft von Erbsenstengeln haben die sich absetzenden Stärkekörnchen einen Durchmesser von 1/200 bis 1/150 Millimeter, während die Stärkekörnchen der Samenlappen drei- bis viermal größer sind. Vor allen andern sind die Stärkekörnchen der Pfeilwurzel und der Kartoffel ausgezeichnet durch ihre Größe, die des Reises und des Weitzens durch ihre Kleinheit. Es ist wohlbekannt, daß durch sehr verschiedene Einwir- Allen Kohlenstoff der Stärke, wir bekommen ihn in dem In sehr vielen, namentlich fleischigen Früchten, die im un- Wenn man unreife Aepfel oder Birnen auf einem Reibeisen Der chemiſche Proceß der ovalen Körnchen, welche nur in der Größe, aber keineswegsin der chemiſchen Zuſammenſetzung 11) von einander abweichen. Wir finden in einer und derſelben Pflanze, in den Erbſen z. B., Stärkemehl von ungleicher Größe, in dem ausgepreßten Saft von Erbſenſtengeln haben die ſich abſetzenden Stärkekörnchen einen Durchmeſſer von 1/200 bis 1/150 Millimeter, während die Stärkekörnchen der Samenlappen drei- bis viermal größer ſind. Vor allen andern ſind die Stärkekörnchen der Pfeilwurzel und der Kartoffel ausgezeichnet durch ihre Größe, die des Reiſes und des Weitzens durch ihre Kleinheit. Es iſt wohlbekannt, daß durch ſehr verſchiedene Einwir- Allen Kohlenſtoff der Stärke, wir bekommen ihn in dem In ſehr vielen, namentlich fleiſchigen Früchten, die im un- Wenn man unreife Aepfel oder Birnen auf einem Reibeiſen <TEI> <text> <body> <div n="1"> <div n="2"> <p><pb facs="#f0096" n="72"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Der chemiſche Proceß der</hi></fw><lb/> ovalen Körnchen, welche nur in der Größe, aber keineswegs<lb/> in der chemiſchen Zuſammenſetzung <hi rendition="#sup">11</hi>) von einander abweichen.<lb/> Wir finden in einer und derſelben Pflanze, in den Erbſen z. B.,<lb/> Stärkemehl von ungleicher Größe, in dem ausgepreßten Saft<lb/> von Erbſenſtengeln haben die ſich abſetzenden Stärkekörnchen<lb/> einen Durchmeſſer von 1/200 bis 1/150 Millimeter, während die<lb/> Stärkekörnchen der Samenlappen drei- bis viermal größer ſind.<lb/> Vor allen andern ſind die Stärkekörnchen der Pfeilwurzel und<lb/> der Kartoffel ausgezeichnet durch ihre Größe, die des Reiſes<lb/> und des Weitzens durch ihre Kleinheit.</p><lb/> <p>Es iſt wohlbekannt, daß durch ſehr verſchiedene Einwir-<lb/> kungen das Stärkemehl übergeführt werden kann in Zucker; dies<lb/> geſchieht in dem Keimungsproceß (in dem Malzproceß), und<lb/> namentlich durch die Einwirkung von Säuren. Die Ueberführung<lb/> des Stärkemehls in Zucker wird, wie ſich durch die Analyſe<lb/> darthun läßt, durch eine einfache Aufnahme der Beſtandtheile<lb/> des Waſſers bewirkt <hi rendition="#sup">12</hi>).</p><lb/> <p>Allen Kohlenſtoff der Stärke, wir bekommen ihn in dem<lb/> Zucker wieder, es iſt keiner ihrer Beſtandtheile ausgetreten,<lb/> und außer den Elementen des Waſſers iſt kein fremdes Element<lb/> hinzugetreten.</p><lb/> <p>In ſehr vielen, namentlich fleiſchigen Früchten, die im un-<lb/> reifen Zuſtande ſauer und herbe, im reifen hingegen ſüß ſind,<lb/> wie in den Aepfeln und Birnen, entſteht der Zucker aus dem<lb/> Amylon, was dieſe Früchte enthalten.</p><lb/> <p>Wenn man unreife Aepfel oder Birnen auf einem Reibeiſen<lb/> in einen Brei verwandelt und dieſen auf einem feinen Sieb mit<lb/></p> </div> </div> </body> </text> </TEI> [72/0096]
Der chemiſche Proceß der
ovalen Körnchen, welche nur in der Größe, aber keineswegs
in der chemiſchen Zuſammenſetzung 11) von einander abweichen.
Wir finden in einer und derſelben Pflanze, in den Erbſen z. B.,
Stärkemehl von ungleicher Größe, in dem ausgepreßten Saft
von Erbſenſtengeln haben die ſich abſetzenden Stärkekörnchen
einen Durchmeſſer von 1/200 bis 1/150 Millimeter, während die
Stärkekörnchen der Samenlappen drei- bis viermal größer ſind.
Vor allen andern ſind die Stärkekörnchen der Pfeilwurzel und
der Kartoffel ausgezeichnet durch ihre Größe, die des Reiſes
und des Weitzens durch ihre Kleinheit.
Es iſt wohlbekannt, daß durch ſehr verſchiedene Einwir-
kungen das Stärkemehl übergeführt werden kann in Zucker; dies
geſchieht in dem Keimungsproceß (in dem Malzproceß), und
namentlich durch die Einwirkung von Säuren. Die Ueberführung
des Stärkemehls in Zucker wird, wie ſich durch die Analyſe
darthun läßt, durch eine einfache Aufnahme der Beſtandtheile
des Waſſers bewirkt 12).
Allen Kohlenſtoff der Stärke, wir bekommen ihn in dem
Zucker wieder, es iſt keiner ihrer Beſtandtheile ausgetreten,
und außer den Elementen des Waſſers iſt kein fremdes Element
hinzugetreten.
In ſehr vielen, namentlich fleiſchigen Früchten, die im un-
reifen Zuſtande ſauer und herbe, im reifen hingegen ſüß ſind,
wie in den Aepfeln und Birnen, entſteht der Zucker aus dem
Amylon, was dieſe Früchte enthalten.
Wenn man unreife Aepfel oder Birnen auf einem Reibeiſen
in einen Brei verwandelt und dieſen auf einem feinen Sieb mit
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Zitationshilfe: | Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 72. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/96>, abgerufen am 22.07.2024. |