Anmelden (DTAQ) DWDS     dlexDB     CLARIN-D

Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842.

Bild:
<< vorherige Seite

Respiration und Ernährung.
standtheilen des Blutes, geschieht, so können nur diejenigen
Materien Nahrungsmittel genannt werden, welche fähig
sind zu Blut zu werden. Die Untersuchung der Stoffe, die
sich hierzu eignen, beschränkt sich hiernach auf die Ausmitte-
lung der Zusammensetzung der Nahrungsmittel und ihrer
Vergleichung mit der Zusammensetzung der Bestandtheile des
Blutes.

Zwei Materien sind als Hauptbestandtheile des Blutes
vorzüglich in Betracht zu ziehen. Die eine davon scheidet
sich augenblicklich aus dem Blute ab, sobald es aus der Cir-
culation genommen wird. Jedermann weiß, daß das Blut
in diesem Fall gerinnt, es trennt sich in eine gelbliche Flüs-
sigkeit, in Blutserum, und eine gallertartige Masse, die
sich in weichen, zähen elastischen Fäden an einen Stab oder
eine Ruthe anhängt, mit denen man das frische Blut wäh-
rend seines Gerinnens peitscht oder schlägt. Dieser Körper
ist das Fibrin, Blutfaserstoff, er ist identisch in seinen Ei-
genschaften mit der von allen anderen Materien befreiten
Muskelfaser.

Der zweite Hauptbestandtheil des Blutes ist im Blut-
serum enthalten, er ertheilt dieser Flüssigkeit alle Eigenschaf-
ten des weißen Theils des Hühnerei's, indem er identisch
mit diesem Bestandtheil aller Eier ist. Er gerinnt in der
Hitze zu einer weißen elastischen Masse; dieser gerinnende
Bestandtheil hat den Namen Albumin erhalten.

Fibrin und Albumin, die Hauptbestandtheile des Blutes,
enthalten im Ganzen 7 chemische Elemente, unter welche

Reſpiration und Ernährung.
ſtandtheilen des Blutes, geſchieht, ſo können nur diejenigen
Materien Nahrungsmittel genannt werden, welche fähig
ſind zu Blut zu werden. Die Unterſuchung der Stoffe, die
ſich hierzu eignen, beſchränkt ſich hiernach auf die Ausmitte-
lung der Zuſammenſetzung der Nahrungsmittel und ihrer
Vergleichung mit der Zuſammenſetzung der Beſtandtheile des
Blutes.

Zwei Materien ſind als Hauptbeſtandtheile des Blutes
vorzüglich in Betracht zu ziehen. Die eine davon ſcheidet
ſich augenblicklich aus dem Blute ab, ſobald es aus der Cir-
culation genommen wird. Jedermann weiß, daß das Blut
in dieſem Fall gerinnt, es trennt ſich in eine gelbliche Flüſ-
ſigkeit, in Blutſerum, und eine gallertartige Maſſe, die
ſich in weichen, zähen elaſtiſchen Fäden an einen Stab oder
eine Ruthe anhängt, mit denen man das friſche Blut wäh-
rend ſeines Gerinnens peitſcht oder ſchlägt. Dieſer Körper
iſt das Fibrin, Blutfaſerſtoff, er iſt identiſch in ſeinen Ei-
genſchaften mit der von allen anderen Materien befreiten
Muskelfaſer.

Der zweite Hauptbeſtandtheil des Blutes iſt im Blut-
ſerum enthalten, er ertheilt dieſer Flüſſigkeit alle Eigenſchaf-
ten des weißen Theils des Hühnerei’s, indem er identiſch
mit dieſem Beſtandtheil aller Eier iſt. Er gerinnt in der
Hitze zu einer weißen elaſtiſchen Maſſe; dieſer gerinnende
Beſtandtheil hat den Namen Albumin erhalten.

Fibrin und Albumin, die Hauptbeſtandtheile des Blutes,
enthalten im Ganzen 7 chemiſche Elemente, unter welche

<TEI>
  <text>
    <body>
      <div n="1">
        <div n="2">
          <p><pb facs="#f0065" n="41"/><fw place="top" type="header"><hi rendition="#g">Re&#x017F;piration und Ernährung</hi>.</fw><lb/>
&#x017F;tandtheilen des Blutes, ge&#x017F;chieht, &#x017F;o können nur diejenigen<lb/>
Materien Nahrungsmittel genannt werden, welche fähig<lb/>
&#x017F;ind zu Blut zu werden. Die Unter&#x017F;uchung der Stoffe, die<lb/>
&#x017F;ich hierzu eignen, be&#x017F;chränkt &#x017F;ich hiernach auf die Ausmitte-<lb/>
lung der Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung der Nahrungsmittel und ihrer<lb/>
Vergleichung mit der Zu&#x017F;ammen&#x017F;etzung der Be&#x017F;tandtheile des<lb/>
Blutes.</p><lb/>
          <p>Zwei Materien &#x017F;ind als Hauptbe&#x017F;tandtheile des Blutes<lb/>
vorzüglich in Betracht zu ziehen. Die eine davon &#x017F;cheidet<lb/>
&#x017F;ich augenblicklich aus dem Blute ab, &#x017F;obald es aus der Cir-<lb/>
culation genommen wird. Jedermann weiß, daß das Blut<lb/>
in die&#x017F;em Fall gerinnt, es trennt &#x017F;ich in eine gelbliche Flü&#x017F;-<lb/>
&#x017F;igkeit, in <hi rendition="#g">Blut&#x017F;erum</hi>, und eine gallertartige Ma&#x017F;&#x017F;e, die<lb/>
&#x017F;ich in weichen, zähen ela&#x017F;ti&#x017F;chen Fäden an einen Stab oder<lb/>
eine Ruthe anhängt, mit denen man das fri&#x017F;che Blut wäh-<lb/>
rend &#x017F;eines Gerinnens peit&#x017F;cht oder &#x017F;chlägt. Die&#x017F;er Körper<lb/>
i&#x017F;t das <hi rendition="#g">Fibrin</hi>, Blutfa&#x017F;er&#x017F;toff, er i&#x017F;t identi&#x017F;ch in &#x017F;einen Ei-<lb/>
gen&#x017F;chaften mit der von allen anderen Materien befreiten<lb/>
Muskelfa&#x017F;er.</p><lb/>
          <p>Der zweite Hauptbe&#x017F;tandtheil des Blutes i&#x017F;t im Blut-<lb/>
&#x017F;erum enthalten, er ertheilt die&#x017F;er Flü&#x017F;&#x017F;igkeit alle Eigen&#x017F;chaf-<lb/>
ten des weißen Theils des Hühnerei&#x2019;s, indem er identi&#x017F;ch<lb/>
mit die&#x017F;em Be&#x017F;tandtheil aller Eier i&#x017F;t. Er gerinnt in der<lb/>
Hitze zu einer weißen ela&#x017F;ti&#x017F;chen Ma&#x017F;&#x017F;e; die&#x017F;er gerinnende<lb/>
Be&#x017F;tandtheil hat den Namen <hi rendition="#g">Albumin</hi> erhalten.</p><lb/>
          <p>Fibrin und Albumin, die Hauptbe&#x017F;tandtheile des Blutes,<lb/>
enthalten im Ganzen 7 chemi&#x017F;che Elemente, unter welche<lb/></p>
        </div>
      </div>
    </body>
  </text>
</TEI>
[41/0065] Reſpiration und Ernährung. ſtandtheilen des Blutes, geſchieht, ſo können nur diejenigen Materien Nahrungsmittel genannt werden, welche fähig ſind zu Blut zu werden. Die Unterſuchung der Stoffe, die ſich hierzu eignen, beſchränkt ſich hiernach auf die Ausmitte- lung der Zuſammenſetzung der Nahrungsmittel und ihrer Vergleichung mit der Zuſammenſetzung der Beſtandtheile des Blutes. Zwei Materien ſind als Hauptbeſtandtheile des Blutes vorzüglich in Betracht zu ziehen. Die eine davon ſcheidet ſich augenblicklich aus dem Blute ab, ſobald es aus der Cir- culation genommen wird. Jedermann weiß, daß das Blut in dieſem Fall gerinnt, es trennt ſich in eine gelbliche Flüſ- ſigkeit, in Blutſerum, und eine gallertartige Maſſe, die ſich in weichen, zähen elaſtiſchen Fäden an einen Stab oder eine Ruthe anhängt, mit denen man das friſche Blut wäh- rend ſeines Gerinnens peitſcht oder ſchlägt. Dieſer Körper iſt das Fibrin, Blutfaſerſtoff, er iſt identiſch in ſeinen Ei- genſchaften mit der von allen anderen Materien befreiten Muskelfaſer. Der zweite Hauptbeſtandtheil des Blutes iſt im Blut- ſerum enthalten, er ertheilt dieſer Flüſſigkeit alle Eigenſchaf- ten des weißen Theils des Hühnerei’s, indem er identiſch mit dieſem Beſtandtheil aller Eier iſt. Er gerinnt in der Hitze zu einer weißen elaſtiſchen Maſſe; dieſer gerinnende Beſtandtheil hat den Namen Albumin erhalten. Fibrin und Albumin, die Hauptbeſtandtheile des Blutes, enthalten im Ganzen 7 chemiſche Elemente, unter welche

Suche im Werk

Hilfe

Informationen zum Werk

Download dieses Werks

XML (TEI P5) · HTML · Text
TCF (text annotation layer)
XML (TEI P5 inkl. att.linguistic)

Metadaten zum Werk

TEI-Header · CMDI · Dublin Core

Ansichten dieser Seite

Voyant Tools ?

Language Resource Switchboard?

Feedback

Sie haben einen Fehler gefunden? Dann können Sie diesen über unsere Qualitätssicherungsplattform DTAQ melden.

Kommentar zur DTA-Ausgabe

Dieses Werk wurde gemäß den DTA-Transkriptionsrichtlinien im Double-Keying-Verfahren von Nicht-Muttersprachlern erfasst und in XML/TEI P5 nach DTA-Basisformat kodiert.




Ansicht auf Standard zurückstellen

URL zu diesem Werk: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842
URL zu dieser Seite: https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/65
Zitationshilfe: Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 41. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/65>, abgerufen am 25.11.2024.