Verhältniß mehr oder weniger Kohlenstoff in den Speisen genießen, in Schweden mehr wie in Sicilien, in unsern Ge- genden im Winter ein ganzes Achtel mehr wie im Sommer.
Selbst wenn wir dem Gewicht nach gleiche Quantitäten Speise in kalten und warmen Gegenden genießen, so hat eine unendliche Weisheit die Einrichtung getroffen, daß diese Spei- sen höchst ungleich in ihrem Kohlenstoffgehalte sind. Die Früchte, welche der Südländer genießt, enthalten im frischen Zustande nicht über 12 pCt. Kohlenstoff, während der Speck und Thran des Polarländers 66 bis 80 pCt. Kohlenstoff enthalten.
Es ist keine schwere Aufgabe, sich in warmen Gegenden der Mäßigkeit zu befleißigen, oder lange Zeit den Hunger unter dem Aequator zu ertragen, allein Kälte und Hunger reiben in kurzer Zeit den Körper auf.
Die Wechselwirkung der Bestandtheile der Speisen und des durch die Blutcirculation im Körper verbreiteten Sauer- stoffs ist die Quelle der thierischen Wärme.
III.
Alle lebenden Wesen, deren Existenz auf einer Einsau- gung von Sauerstoff beruht, besitzen eine von der Umgebung unabhängige Wärmequelle.
Diese Wahrheit bezieht sich auf alle Thiere, sie erstreckt sich auf den keimenden Samen, auf die Blüthe der Pflanze und auf die reifende Frucht.
Nur in den Theilen des Thieres, zu welchen arterielles
Der chemiſche Proceß der
Verhältniß mehr oder weniger Kohlenſtoff in den Speiſen genießen, in Schweden mehr wie in Sicilien, in unſern Ge- genden im Winter ein ganzes Achtel mehr wie im Sommer.
Selbſt wenn wir dem Gewicht nach gleiche Quantitäten Speiſe in kalten und warmen Gegenden genießen, ſo hat eine unendliche Weisheit die Einrichtung getroffen, daß dieſe Spei- ſen höchſt ungleich in ihrem Kohlenſtoffgehalte ſind. Die Früchte, welche der Südländer genießt, enthalten im friſchen Zuſtande nicht über 12 pCt. Kohlenſtoff, während der Speck und Thran des Polarländers 66 bis 80 pCt. Kohlenſtoff enthalten.
Es iſt keine ſchwere Aufgabe, ſich in warmen Gegenden der Mäßigkeit zu befleißigen, oder lange Zeit den Hunger unter dem Aequator zu ertragen, allein Kälte und Hunger reiben in kurzer Zeit den Körper auf.
Die Wechſelwirkung der Beſtandtheile der Speiſen und des durch die Blutcirculation im Körper verbreiteten Sauer- ſtoffs iſt die Quelle der thieriſchen Wärme.
III.
Alle lebenden Weſen, deren Exiſtenz auf einer Einſau- gung von Sauerſtoff beruht, beſitzen eine von der Umgebung unabhängige Wärmequelle.
Dieſe Wahrheit bezieht ſich auf alle Thiere, ſie erſtreckt ſich auf den keimenden Samen, auf die Blüthe der Pflanze und auf die reifende Frucht.
Nur in den Theilen des Thieres, zu welchen arterielles
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Der chemiſche Proceß der
Verhältniß mehr oder weniger Kohlenſtoff in den Speiſen
genießen, in Schweden mehr wie in Sicilien, in unſern Ge-
genden im Winter ein ganzes Achtel mehr wie im Sommer.
Selbſt wenn wir dem Gewicht nach gleiche Quantitäten
Speiſe in kalten und warmen Gegenden genießen, ſo hat eine
unendliche Weisheit die Einrichtung getroffen, daß dieſe Spei-
ſen höchſt ungleich in ihrem Kohlenſtoffgehalte ſind. Die
Früchte, welche der Südländer genießt, enthalten im friſchen
Zuſtande nicht über 12 pCt. Kohlenſtoff, während der Speck und
Thran des Polarländers 66 bis 80 pCt. Kohlenſtoff enthalten.
Es iſt keine ſchwere Aufgabe, ſich in warmen Gegenden
der Mäßigkeit zu befleißigen, oder lange Zeit den Hunger
unter dem Aequator zu ertragen, allein Kälte und Hunger
reiben in kurzer Zeit den Körper auf.
Die Wechſelwirkung der Beſtandtheile der Speiſen und
des durch die Blutcirculation im Körper verbreiteten Sauer-
ſtoffs iſt die Quelle der thieriſchen Wärme.
III.
Alle lebenden Weſen, deren Exiſtenz auf einer Einſau-
gung von Sauerſtoff beruht, beſitzen eine von der Umgebung
unabhängige Wärmequelle.
Dieſe Wahrheit bezieht ſich auf alle Thiere, ſie erſtreckt
ſich auf den keimenden Samen, auf die Blüthe der Pflanze
und auf die reifende Frucht.
Nur in den Theilen des Thieres, zu welchen arterielles
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Liebig, Justus von: Die organische Chemie in ihrer Anwendung auf Physiologie und Pathologie. Braunschweig, 1842, S. 18. In: Deutsches Textarchiv <https://www.deutschestextarchiv.de/liebig_physiologie_1842/42>, abgerufen am 17.02.2025.
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